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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Augen.«
    »Darf ich vorher noch jemanden ausschicken, der fragt, wie es der Wöchnerin geht?«
    »Meinetwegen. Und nun beginnt endlich!«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung schickte Albrecht sie hinaus. Elmar folgte ihr und packte sie erneut mit eisenhartem Griff am Arm, kaum dass sie die Kammer verlassen hatten.
    »Wie schade, mein Täubchen, dass er die Idee hat fallenlassen«, höhnte er. »Was wäre das für eine Nacht geworden – nur wir zwei allein!«
    Rüde schubste er sie die Treppe hinab, ohne sie loszulassen. Das hinderte sie daran, zu stürzen. Unten angekommen, raunte er ihr ins Ohr: »Albrecht ist noch jung, er hat sich von dir um den Finger wickeln lassen. Aber mich täuschst du nicht. Ich werde dich schon noch überführen, Hexe. Und denk daran: Wenn Albrecht morgen früh nicht gut ausgeruht und bei vollen Kräften aufwacht, stech ich mit Freuden deine Brut ab.«

Das Söldnerheer
    Wortlos betrachteten die fünf Reiter das heranrückende Heer, das sich ihnen wie ein schwarzer, giftiger Lindwurm entgegenwand. Gerolf, der Magdeburger, saß in der Mitte auf seinem immer unruhiger werdenden Hengst, links und rechts neben ihm Lukas und Dietrich, während Christian und Raimund die kleine Gruppe von außen flankierten.
    Bald wuchs das Stampfen der vielen Füße, die sich ihnen in schnellem Marsch näherten, zu einem dumpfen Dröhnen. Selbst zu Ross konnten die fünf Männer in Kettenpanzern nun spüren, wie die Erde unter den schweren Tritten erbebte. Die Pferde begannen, nervös zu tänzeln, und waren nur mit Mühe zur Ruhe zu bringen. Der Wind trieb ihnen das Grölen der Rotte und die Rauchwolken entgegen, die sich von Westen her ausbreiteten und den stinkenden Atem des Krieges zu ihnen trugen.
    Gerolf entrollte das Banner Erzbischof Wichmanns, als die Reiter an der Spitze des schwarzen Lindwurms nahe genug waren, um es mit bloßem Auge zu erkennen. Sofort setzten sich winzige Rußflocken darauf fest.
    Aus dem Zug löste sich eine Dreiergruppe, die in scharfem Tempo auf sie zuritt. Schon während sie sich näherte, konnten die Wartenden erkennen, dass sie aus höchst unterschiedlichen Männern bestand.
    In der Mitte ritt der Größte von ihnen. Immer heftiger gab er seinem Pferd die Sporen. Als Christian und seine Begleiter keinerlei Anstalten machten, entweder auszuweichen oder anzugreifen, riss er sein Tier so gewaltsam an den Zügeln, dass es unmittelbar vor ihnen zum Stehen kam. Der Mann war zweifellos einer der Anführer der Brabanzonen. Er war riesig, trug einen Kettenpanzer und starrte vor Waffen. Seine Nase war von mehreren Brüchen merkwürdig gekrümmt, den wilden schwarzen Bart hatte er zu zwei Zöpfen geflochten. Doch das Auffälligste an ihm war sein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Gestank.
    Die gegenseitige Musterung dauerte kaum länger als einen Lidschlag, dann war auch der zweite von Philipps Befehlshabern heran; ein Ritter in Lukas’ Alter mit von Schlaflosigkeit tief umschatteten Augen. Er wollte sie ansprechen, doch der Söldnerführer ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Was seid ihr denn für welche? Wollt ihr euch mit uns messen oder euch uns anschließen?«, dröhnte er mit tiefer Stimme und breitem Grinsen, wobei er zwei lückenhafte Reihen schwarzer Zahnstummel entblößte. »Wir teilen unsere Beute mit keinem!«
    »Der Erzbischof von Magdeburg schickt uns. Wir sollen den Ehrwürdigsten Philipp von Heinsberg willkommen heißen und über die Lage vor Haldensleben informieren«, erklärte Gerolf so gelassen, als planten sie einen Jagdausflug mit Freunden und nicht etwa einen Aufenthalt inmitten eines entfesselten Söldnerheeres.
    »Habt ihr dieses lächerliche Nest immer noch nicht eingenommen?« Der Hüne lachte schallend, ein Lachen voller Verachtung. »Gut! Wir rennen es nieder, dann gehört die Habe der fetten Kaufleute uns. Wir nehmen uns ihr Geld und ihre Weiber. Meine Männer haben es satt, dass sie sich seit Wochen schon mit vertrockneten alten Bauernvetteln begnügen müssen. Es wird Zeit für zartes Fleisch, für Jungfrauen und feiste Krämerinnen, die denken, sie seien was Besseres.«
    Wieder lachte er dröhnend und wandte sich dann zu dem Geistlichen um, der als Dritter mitgeritten war und nun endlich aufgeschlossen hatte. »Sag, Pfaffe, hat Haldensleben ein Nonnenkloster?« Genüsslich leckte er sich die Lippen, und als er das angewiderte Gesicht des Mönches sah, lachte er noch lauter. »Nicht? Na ja, es geht doch nichts über ein paar zarte

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