Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
auf zu humpeln und benimm dich wie ein Mann!«
    Lukas fragte sich insgeheim, ob es sich Marthe und Christian nicht ein bisschen zu einfach machten. Schließlich hatte er Bertrams dick angeschwollenes und verfärbtes Bein im Feldlager gesehen und ebenso, wie viel Fleisch um die Wunde herum weggeschnitten werden musste. Das konnte nicht ohne Folgen bleiben.
    »Wir sollten lieber ein paar Gebete für den armen Kerl sprechen«, murmelte er, als Bertram und die alte Grete gegangen waren.
    Marthes Gesichtsausdruck änderte sich von der rigiden Strenge, mit der sie eben noch Bertram ermahnt hatte, zu tiefer Besorgnis.
    »Ja, das sollten wir«, meinte sie ebenso verhalten wie Lukas. »Und ich muss mit Marie reden. Wenn ihn jemand dazu bringen kann, neuen Mut zu fassen und sich mit dem abzufinden, was nicht mehr zu ändern ist, dann sie.«
    »Denkst du, sie will ihn noch nach alldem?«, fragte Lukas überrascht. »Obwohl er nie wieder laufen wird wie früher und sie doch gar nicht so darauf erpicht war, ihn zu heiraten?«
    Marthe lächelte hintergründig. »Ich glaube, jetzt hat sie sich ihn so richtig in den Kopf gesetzt. Und den Starrsinn einer Frau sollte niemand unterschätzen.«
    »Lass das ja nicht Pater Sebastian hören«, spottete Lukas. »Duldsam, gehorsam und stumm seien die Weiber!«, zitierte er den eifernden Priester.
    »Das beweist nur, wie wenig er von Frauen versteht«, konterte Marthe.
    Als Lukas wider Erwarten nichts entgegnete, erforschte sie wortlos sein Gesicht.
    »Raina hat mit dir gesprochen?«, vergewisserte sie sich.
    »Ja«, brachte er, gleichermaßen erleichtert wie verlegen, hervor. Ausgerechnet mit Marthe darüber zu reden, dass eine Frau ein Kind von ihm trug, kam ihn hart an. Schließlich wussten sie beide, dass er sie liebte. Wenngleich keine Aussicht bestand, dass er sie je bekam – höchstens unter der Voraussetzung, dass Christian, sein bester Freund, tot war, und das wollte er gar nicht zu Ende denken –, hatte er ständig das unsinnige Gefühl, sie zu betrügen, wenn er mit einer anderen Frau im Bett lag.
    Ein bisschen spät brachte er deshalb seine verwunderte Frage heraus: »Du weißt davon?«
    Sie lächelte verhalten.
    Lukas konnte sein zufriedenes Grinsen nicht zurückhalten. »Ich werde es als meines anerkennen. Redest du mit Mechthild, damit sie ihr das Leben nicht schwermacht?«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihn. »Sie wird hier auch mit ihrem Kind – deinem Kind – ein Auskommen haben.«
    Das, so überlegte Marthe ganz praktisch, erhöhte auch Rainas Chancen, einen Ehemann zu finden, der sich nicht an ihrem Bastard störte, denn unter dem Gesinde würde sie nun als gute Partie gelten.
     
    Während Lukas sich an den neuen Gedanken gewöhnte, Vater zu werden, und Marie dem verblüfften Bertram schnippisch verkündete, wenn er nicht aufhöre, sich selbst zu bemitleiden, sei er es nicht wert, dass sie ihn heirate, brütete Markgraf Otto auf dem Meißner Burgberg über einem Brief seines Landsberger Bruders.
    Den halben Abend schon überlegte er hin und her, ob er zum Hoftag Mitte April nach Gelnhausen reiten sollte oder nicht. Wie Dietrich schrieb, sollten dort einschneidende Beschlüsse gefasst werden, nachdem im Januar tatsächlich die Acht über den bisherigen Herzog von Sachsen und Bayern verhängt worden war. Es ging um nicht mehr und nicht weniger als um die Neuverteilung seiner einstigen Herzogtümer Sachsen und Bayern.
    Der Löwe hatte nichts getan, um den Richtspruch abzuwenden. Weihnachten feierte er mit demonstrativem Prunk in Lübeck, seiner Siege und seiner Sache sicher. Als der Kaiser in Würzburg die Acht über ihn verhängte und ihm sämtliche Lehen und Güter absprach, war Heinrich gar nicht erst erschienen. Hatte er begriffen, dass seine Gegenwart nichts mehr an der Entscheidung des Staufers ändern würde, oder baute er auf die Stärke seines kampferprobten Heeres, das so groß war, wie sonst nur ein Kaiser oder König eines hatte?
    So oder so, Kaiser Friedrich nutzte das wiederholte Fernbleiben des Löwen trotz Aufforderung, um mit der Anklage der Majestätsbeleidigung – man blieb nicht ungestraft fern, wenn der Kaiser rief! – auch die Reichslehen Sachsen und Bayern einzuziehen.
    Da jedoch niemand wusste, ob der englische König zugunsten seines Schwiegersohnes eingreifen und wie sich der Dänenkönig Waldemar verhalten würde, der ebenfalls mit dem Löwen verwandt war, boten die Fürsten dem einstigen Herzog einen Waffenstillstand an, der bis acht

Weitere Kostenlose Bücher