Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)
jedenfalls stehen bereit. Wie ich es zugesagt habe.«
»Und wo sind die Leute, um die Wagen zu beladen und sie zu fahren?«
»Keine Sorge, ich werde schon neue Männer finden.« Fronwieser starrte von Mollenhauer geradewegs in die Augen. »Ab jetzt spielen wir allerdings nach meinen Regeln.«
»Was soll das heißen?«
»Erst das Geld, dann beginne ich mit der Arbeit.«
»Ha!« Von Mollenhauer lachte auf. »Du beliebst zu scherzen, Lorentz. Den Gedanken kannst du dir gleich … «
»Nein«, unterbrach Fronwieser ihn schneidend. Er hob die Waffe an. »Erst das Geld – und anschließend wird die Fracht verladen.«
»Hör zu, mein gieriger Gefährte … «
Diesmal brachte ihn Fronwieser zum Schweigen, indem er von Mollenhauer ansatzlos einen Schlag versetzte. Der Pistolenlauf traf den Kopf des alten Mannes, genau über dem Haaransatz.
Von Mollenhauer fand sich auf dem Boden wieder. Er stöhnte.
Alwine kicherte.
Schweigend hatte Bernina zugesehen. Ihre Hand begann nach dem Messer zu tasten. Doch ein Blick in Fronwiesers Augen ließ sie innehalten. »Setz dich an den Tisch«, herrschte er sie an. »Und der Gnom auch.«
Der dickbäuchige Kerl trat auf sie zu und verlieh Fronwiesers Worten mit einer Pistole Nachdruck.
Bernina und Baldus gehorchten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig.
»Her mit dem versprochenen Geld«, befahl Fronwieser. »Und zwar keine Anzahlung, sondern alles auf einmal.«
Von Mollenhauer kam auf die Beine. »Und dann?«
»Dann breche ich auf, um Verstärkung für uns zu besorgen. Wie gesagt: Die Wagen stehen bereit. Alles ist vorbereitet.«
»Ich traue dir nicht«, sagte von Mollenhauer, während er seinen schmerzenden Kopf befühlte.
Lorentz Fronwieser grinste. »Her mit dem Geld.« Spielerisch hob er die Waffe. Sein Grinsen wurde breiter.
Von Mollenhauer seufzte auf. Schließlich löste er einen unter seinem Wams verborgenen Geldgürtel und überreichte ihn Fronwieser, wortlos, die Augenbrauen hochgezogen.
»Alwine und mein Freund Konrad leisten euch Gesellschaft«, meinte Fronwieser gelassen, »während ich eine Weile unterwegs bin.« Von Mollenhauer ließ sich auf einem Stuhl neben Bernina und Baldus nieder. »So ist es brav.« Fronwieser nickte zufrieden. »Es gefällt mir, dass ab jetzt Schluss ist mit deiner hochnäsigen Art, von Mollenhauer.«
Der Angesprochene erwiderte nichts.
»Passt auf die drei auf«, wies Fronwieser seine Begleiter an. Damit humpelte er davon, schnell wie gewohnt, als hätte es Alwines mächtigen Schlag auf seinen Schädel gar nicht gegeben.
Konrad und Lorentz’ Mätresse machten sich über die Reste von Brot und Birnenkompott her, die noch in der Küche standen, und behielten dabei Bernina, von Mollenhauer und den Knecht aufmerksam im Blick. Selbst während des Essens legte Konrad seine Waffe nicht zur Seite.
Anschließend begann Alwine, den Rest des Hauses zu erkunden, offenkundig in der Hoffnung, lange Finger machen zu können. Konrad blieb in der Küche, auf einem Schemel direkt bei der offen stehenden Tür zum Gang.
»Lorentz hat also Fuhrwagen für Sie organisiert«, wandte sich Bernina leise an von Mollenhauer. »Was soll damit aus der Stadt geschafft werden? Die Bücher, die Sie unterirdisch lagern?«
Ein verhaltenes Nicken. »Richtig, Bernina.«
Konrad stierte misstrauisch zu ihnen herüber, unterband die Unterhaltung jedoch nicht.
»Wohin sollten die Bücher gebracht werden?«
Von Mollenhauer sah sie an. Das Talglicht ließ seine Wangen wieder auf geisterhafte Weise durchscheinend wirken. »An einen geheimen Treffpunkt. Ich hatte gehofft, Freiburg verlassen zu können, ehe der Krieg Einzug hält. Aber jetzt ist ohnehin alles belanglos geworden. Fronwieser sorgt dafür, dass der Plan endgültig zum Scheitern verurteilt ist.«
Vom oberen Stockwerk hörte man, wie Alwine Schubladen aufriss und durchstöberte.
»Sie glauben also auch nicht, dass er Ersatz für die Geflüchteten heranschaffen wird.«
»Nein, das tue ich keineswegs.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und in diesem Moment wirkte er älter als je zuvor. Von seiner Lebendigkeit schien er allzu viel eingebüßt zu haben. »Bislang konnte ich ihn recht leicht durchschauen. Aber irgendetwas hat sich verändert. Und das hat nicht mit der Armee zu tun, die auf der Bildfläche erschienen ist. Fronwieser führt etwas im Schilde. Die Frage ist nur, was.«
»Mit ihm haben Sie sich ohne Frage den falschen Gehilfen ausgesucht«, bemerkte Bernina wiederum sehr
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