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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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gehabt?
    Aber der Feldmarschall täuschte sich. Den Boten hatte ihm ein Vertrauter aus Bayern hinterhergeschickt. Und was der junge Mann zu berichten hatte, ließ ihn aufhorchen.
    »Der Kurfürst ist auf dem Weg hierher?«, fragte von Lorathot nach, obwohl ihm sonst Wiederholungen gegen den Strich gingen.
    »Noch nicht«, erwiderte der völlig erschöpfte, staubbedeckte Bote. »Aber als ich aufbrach, gab es Gemunkel über Vorbereitungen für die Abreise.«
    »Und das Ziel dieser Reise? Das soll tatsächlich Freiburg sein?« Der Feldmarschall konnte es einfach nicht glauben.
    »Das weiß ich nicht genau. Niemand weiß es. Außer dem Kurfürsten. Es wird getuschelt, dass es nach Baden gehen soll.«
    Von Lorathot musterte ihn. »Wird der Kurfürst von Schutztruppen begleitet?«
    Natürlich wurde er das!, gab er sich in Gedanken selbst die Antwort, noch ehe der Bote eifrig zu nicken vermochte.
    »Und zu welchem Zweck diese Reise in Angriff genommen wird«, fragte der Feldmarschall weiter, »das ist ein bestens gehütetes Geheimnis?«
    »Ja, keine Seele weiß, was dahintersteckt.«
    Von Lorathots Blick lag nach wie vor bohrend auf dem Boten, dieser Blick, der ebenso bekannt wie gefürchtet war.
    »Das ist alles, was ich Ihnen mitteilen kann«, murmelte der Mann leise.
    »Gut. Lass dir jetzt zu trinken und zu essen geben.«
    Erleichtert salutierte der Bote. Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Von Lorathot drehte sich zum Tisch und betrachtete die Kerze, als könne ihre Flamme die Angelegenheit irgendwie erhellen. Maximilian von Bayern war im Begriff, sich auf den Weg nach Baden zu machen. Aus welchen Gründen? Weshalb nach Baden? Ausgerechnet hierhin, wo die blutige Linie des Krieges verlief, jene Linie, zu der mächtige Kurfürst am liebsten den größtmöglichen Abstand hielt. Maximilians Auftrag an den Generalfeldmarschall lautete, diesen Angriff durchzuführen, damit die Kämpfe sich nicht bis nach Bayern ausdehnten.
    Was beabsichtigte der Kurfürst?
    Das alles ergab keinerlei Sinn.
    Franz von Lorathot starrte noch immer in die Kerze. Rings um das Zelt ertönten die üblichen Lagergeräusche. Stimmen, das Schlagen von Töpfen, das Stöhnen der Verwundeten, Pferdegewieher. Die Müdigkeit, die Kopfschmerzen, jetzt, da er allein war, spürte er von Neuem die Strapazen der letzten Tage und Wochen, der letzten Jahre.
    Abermals fragte er sich, warum er sich das alles antat. Weil es sein Leben war, weil er ohne das alles nicht sein konnte. Der Krieg war sein Handwerk, mehr als das, er war geradezu ein Segen für ihn, sein Lebenselixier. Ohne den Krieg – was würde er tun? Er trat näher an den Tisch, leckte seine Fingerspitzen ab und drückte die Kerze aus. Mit einem Zischen erstarb die Flamme. Makellose Dunkelheit.
    Welche Pläne trieben Maximilian, den obersten Herrn des Feldmarschalls, nur an? Was hatte er vor?
    Franz von Lorathot verschränkte die Arme vor der Brust und starrte grübelnd in das schwarze Nichts, das ihn umhüllte.
     
    *
     
    Schnell humpelte er durch die Straßen, begleitet vom unablässigen Klackern seiner Krücke. Er spürte das abgegriffene Holz unter den Fingerkuppen, die Oberfläche war ihm vertraut wie die eigene Haut. Wie lange war es her, seit ihn eine Kugel erwischt und das halbe Bein gekostet hatte? Wie lange brauchte er diese Krücke schon? Sieben Jahre? Oder bereits acht? Offenburg. Dort war es passiert. Bei einer der nicht mehr zu zählenden Schlachten dieses alles verschlingenden Krieges.
    Ja, seit Offenburg hatte er es noch schwerer gehabt als früher. Nie im Leben war ihm etwas in den Schoß gefallen, nie hatte die Sonne auf sein Haupt geschienen. Jetzt allerdings, ausgerechnet in diesen unberechenbaren Tagen, war Lorentz Fronwieser dabei, sich seinen Anteil am Glück mit beiden Händen zu schnappen. Sofort hatte er gewusst, dass sich aus der Bekanntschaft mit diesem merkwürdigen Gotthold von Mollenhauer gutes Geld herausschlagen ließe. Dass es derart viel sein würde, daran hätte er nicht im Traum gedacht. Und plötzlich hatte sich – auch durch von Mollenhauer – noch eine ganz neue Chance aufgetan.
    Dreimal hatte Fronwieser den Inhalt des Geldgürtels nachgezählt, nicht im Haus, sondern erst draußen, als er allein war, an einer einsamen Straßenecke, wo lediglich das Licht des Mondes auf die Münzen fiel, nicht etwa Alwines und Konrads neugierige Blicke.
    Am liebsten hätte er noch einmal nachgezählt, und noch einmal und noch einmal, doch schließlich hatte er sich

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