Die Entscheidung liegt bei dir!
oft dann von »Versuchen« geredet, wenn jemand zu einer Forderung eigentlich Nein sagen will, aber – wie schon zuvor angedeutet – die Konsequenzen der Klarheit fürchtet. Dann »versucht« er es halt. Viele nehmen damit das Scheitern vorweg, bauen das Misslingen schon vorher (beim Tun) ein. Sie dürfen sich dann nicht wundern, wenn sie mit dem Konzept »Versuchen« extrem erfolgreich sind. Sie versuchen immer, aber tun nie.
Es geht mir hier wieder nicht um die Sprachüblichkeit, sondern um die innere Einstellung, die Verantwortung scheut. |58| Bevor Sie überhaupt gehandelt haben, öffnen Sie schon die Hintertür. Falls es Ihnen um
Ergebnisse
geht: Sie bauen damit das Scheitern gleichsam »vorbeugend« in Ihr Handeln ein. Damit nehmen Sie sich die Zuversicht und die Kraft, die notwendig sind, um es erfolgreich
zu tun
. Heute klingt das so: »Spiele werden im Kopf gewonnen.« Im Alten Testament gibt es dafür ein schönes Bild: Die Israeliten standen vor dem Kampf gegen die Kanaaniter. Die zahlenmäßig unterlegenen Israeliten wurden geführt von einer Frau, Deborah, einer greisen Richterin. Sie fragten ihre Führerin: »Deborah, werden wir siegen?« »Nein«, antwortete sie. »Warum nicht?« »Weil Ihr fragt.«
Keine Zeit!
Bernard Charles Ecclestone, allen Motorsport-Fans als Formel-1-Vermarkter bekannt, verfügt über ein geschätztes Vermögen von 400 Millionen Euro. In einem Interview wurde er gefragt: »Wie wichtig ist Ihnen ein Leben außerhalb der Arbeit?« Seine Antwort: »Sehr wichtig. Allerdings habe ich nur ganz wenig Zeit, über die ich wirklich frei bestimmen kann.« Armer Ecclestone! Man könnte fast Mitleid haben. Sitzt auf 400 Millionen und klagt, dass er seine Zeit nicht frei einteilen kann. Sicher muss auch bei Ihnen oft der »Zeitdruck« die Rolle des bösen Buben spielen. Vielleicht sagen Sie: »Ja, wenn ich so viel Geld wie Ecclestone hätte, würde ich es besser machen!«, und träumen weiter von den sechs Richtigen im Lotto. Irrtum! Geld macht weder glücklich noch unglücklich. Glück hat mit Geld nichts zu tun, sondern mit Ihrer Entscheidung. Auf den Einwand: »Ich habe keine Zeit!«, frage ich |59| im Seminar mitunter: »Wo haben Sie denn Ihre Zeit? In der Hosentasche? Im Mantel?« Zeit kann man nicht
haben
. Zeit ist eine Frage der Priorität: Was ist Ihnen wichtig?
Sie haben immer,
ausnahmslos
immer Zeit für das, was Ihnen wirklich wichtig ist. »Keine Zeit!« heißt:
Es ist Ihnen nicht wichtig.
Ich frage Führungskräfte aus der Wirtschaft oft, was für sie das Wichtigste in ihrem Leben ist. Die Antwort lautet in den allermeisten Fällen: »Meine Kinder.« Dann stelle ich die Frage: »Wie viel Zeit verbringen Sie in der Woche mit Ihren Kindern?« Alles Weitere hat sich dann zumeist erledigt.
Der europäische Osten besaß vor dem Fall der Mauer einen schier unermesslichen Reichtum an Zeit. Im Westen haben wir für unseren materiellen Wohlstand schon immer Zeitarmut in Kauf genommen. Dem liegt eine Entscheidung zugrunde, wie »Reichtum« zu definieren sei: Ist man reich, wenn man Geld hat, oder ist man reich, wenn man Zeit hat? Im Westen haben wir uns – noch! – für den Geldreichtum entschieden und haben dafür »Keine Zeit!«. Im Zuge dieses selbst gewählten Zeitmangels wird dann Wahlfreiheit kaum noch erlebt. Dass der Zeitdruck selbst produziert ist, dass er individuell gewählt wird, dass dahinter nicht selten mangelnder Mut zum Nein steht – das wird verdeckt oder verschwiegen.
»Keine Zeit!« heißt:
Anderes ist mir wichtiger.
Eine kleine Übung dazu: Erstellen Sie eine Liste der Dinge oder Tätigkeiten, die Ihnen in Ihrem Leben am wichtigsten sind. Dann nehmen Sie ein anderes Blatt Papier und schreiben Sie auf, womit Sie Ihre Zeit tagtäglich wirklich verbringen. Beim Vergleich der beiden Listen werden Sie vermutlich ein krasses Missverhältnis feststellen. Kaum etwas passt da |60| zusammen. Meine Behauptung »Die Zeitliste ist die wahre Liste!« werden Sie mit dem Hinweis auf den Druck »von außen«, die Verpflichtungen, erklären. Dafür seien Sie nicht verantwortlich. Dass Sie sich entschieden haben, das Aktuelle, das Unvorhersehbare, vielleicht auch das scheinbar Nebensächliche zu bevorzugen, ist aber Tatsache. Dafür haben Sie sich entschieden. Die bare Möglichkeit, anders zu handeln, reicht für Selbstverantwortung vollkommen aus.
Mach’s anderen recht!
Viele wagen etwas nicht, weil sie das fürchten, was andere über sie denken. »Aber die anderen
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