Die Entscheidung liegt bei dir!
hinwegtäuschen, dass Verantwortung
wählbar
ist. Und abwählbar. Es gibt eine Menge Menschen, die die Verantwortung für Ihre Kinder abgewählt haben. Ihnen war ihre Selbstverwirklichung wichtiger als die Kompromisse und Schattenseiten des Elterndaseins. Auch unter den Lesern dieser Zeilen wird es etliche geben, die die Verantwortung für ihre Kinder abgewählt haben. Darüber habe ich eine Meinung (die von der Ihren vielleicht nicht so weit entfernt ist). Aber ich fälle
jetzt und hier
darüber kein moralisches Urteil. Ich sage nicht, dass das gut oder schlecht ist. Ich weise darauf hin, dass Verantwortung
wählbar
ist.
Wenn Sie sich zum Beispiel in der Verantwortung für das Wohlergehen Ihrer Familie fühlen, dann haben Sie diese Verantwortung gewählt. Sie können sie auch abwählen. Ob das moralisch oder unmoralisch, richtig oder falsch ist, steht – noch einmal! – hier nicht zur Debatte. Wenn Sie aber gewählt haben, dann sind Sie verantwortlich für diese Wahl, sprich: Sie haben die Konsequenzen zu tragen. Es zerstört Ihr Selbstwertgefühl, über missliebige Folgen zu klagen.
Im Regelfall erleben wir Werte und Moralvorstellungen als gegeben. Sie sind gesellschaftlich definiert und üben enormen |84| Druck aus, uns ihnen unterzuordnen. Wir vergessen, dass die Werte, nach denen wir leben, von uns gewählt sind.
Dennoch gehört zum Erwachsenwerden die Entscheidung vor allem für die Werte, nach denen wir leben. Allerdings in klarer Sicht alternativer Wertvorstellungen.
Das obige Beispiel der abwählbaren Verantwortung für Kinder habe ich erwähnt, weil es sehr emotional befrachtet ist und oft Empörung erzeugt. An ihm lässt sich deutlich machen, wie häufig uns das Moralisieren den Blick für das Grundsätzliche verstellt. Im Namen der Moral ist schon so viel Blut geflossen, sind die fragwürdigsten Mittel geheiligt worden. Moral grenzt immer aus. Moral erhebt sich immer über den anderen. Moral sagt: »Ich habe mehr Recht dazuzugehören als du!« Der Entrüstete verhält sich dabei oft so, als sei er ein Opfer, ohne jedoch selbst gelitten zu haben. Er maßt sich an, für die eigentlichen Opfer die Stimme zu erheben, als hätten sie ihm das Recht dazu übertragen.
Wenn man genau hinschaut, ist er auf verdrehte Weise tatsächlich ein Opfer: ein Opfer seiner eigenen Selbstbeschränkung. Er erlebt sich als Opfer einer von außen kommenden Pflicht, unter der er möglicherweise leidet. Aber er hat vergessen, dass er zu dieser Pflicht Ja gesagt hat. Diesen eigenen Anteil unterschlägt er – weil sich eine von außen kommende Pflicht besser instrumentalisieren lässt. Wer sich als Opfer erlebt, wer sich der Pflicht beugt, erwartet Entschädigung! Es ist ungemein wichtig, einzusehen, dass auf genau diese Weise Ansprüche erhoben, Ausgleich gefordert, Rücksichtnahme eingeklagt, ja zum Teil hochprofessionell mit moralischer Erpressung gearbeitet wird. Man unterschlägt die eigene Wahl und glaubt sich so im Recht, Forderungen zu stellen, Entschädigung einzuklagen, mindestens Dank erwarten zu können.
|85| Konsequent gedacht tun Sie alles, was Sie tun, für sich selbst. Weil es
Ihnen
wichtig ist. Weil es
Ihnen
richtig erscheint. Weil es
Ihren
Normen und Werten entspricht. Weil es
Ihnen
schlicht gut geht, wenn Sie so handeln. Vermutlich würden Sie sich schlechter fühlen, wenn Sie es nicht täten.
Sie haben noch nie etwas für
jemand anderen getan.
Jeder tut das, was er tut, ausschließlich für sich selbst. Wohlgemerkt: Einem anderen mag Ihr Handeln nützen, Ihren Kindern zum Beispiel. Es mag sie fördern und stärken. Aber
Sie
sind verantwortlich für Ihre Wahl. Weil Sie sich dafür und nicht für andere Verhaltensweisen entschieden haben. Handeln erfüllt immer ein Bedürfnis. Es ist immer
eigennützig
. Wenn ich jemandem etwas Gutes tun will, dann nur, weil ich mir selbst damit etwas Gutes tue. Sonst würde ich es nicht tun. Damit möchte ich niemanden herabsetzen, der anderen Menschen hilft. Aber auch eine Mutter Teresa, so segensreich ihr Wirken auch immer gewesen sein mag, fühlte sich gut bei ihrem Handeln. Sonst hätte sie es nicht getan. Die Kraft für dieses Helfen – und das hat sie in einem Interview einmal selbst gesagt! – kam nicht nicht von außen, entstand nicht aus dem
Wofür
, sondern von innen, aus dem
Woraus
. Also tun Sie, was Sie tun. Und vor allem: Erwarten Sie keinen Dank. Von niemandem. Es ist ungeheuer praktisch, so zu denken.
Tun Sie es für sich!
Nur wenn die
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