Die Entscheidung liegt bei dir!
falschen Entscheidungen. Nach einer Zeit des Überlegens ist aber jede Entscheidung besser als gar keine. (Was auch eine Entscheidung ist, wie wir wissen.) Das ist der Gedanke, den ich im Folgenden entwickeln möchte:
Glück folgt der
Entschiedenheit.
Ändern statt ärgern
Da ist der Wissenschaftler, der von seinen Finanziers zur raschen Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse ge-drängt wird, obwohl sie noch nicht genügend geprüft sind. Was soll der Unternehmensjurist tun, der von der Konzernspitze aufgefordert wird, gerechtfertigte Kundenforderungen mit allen rechtlichen Mitteln abzuwimmeln? Was macht der Krankenhausarzt, der von der Nützlichkeit langer Gespräche mit seinen Patienten überzeugt ist, wenn die Zahl der ihm zugewiesenen »Fälle« nur Fließbandarbeit erlaubt? Was ist mit Ihnen, wenn Sie sich über das Zu-spät-Kommen Ihrer |165| Tennispartnerin jedesmal ärgern, aber nur mit ihr ein wirklich schlagkräftiges Doppel bilden, das Chancen bei den nächsten Stadtmeisterschaften hat? Die erste konkrete Handlungsmöglichkeit klingt ebenso schlicht wie herausfordernd. Sie scheint so offensichtlich, so selbstverständlich, dass kaum jemand sie mit Entschiedenheit ergreift:
Ändern Sie es!
Akzeptieren Sie
nicht
die Lebensumstände, die Ihnen nicht gefallen. Geben Sie sich
nicht
zufrieden. Finden Sie sich
nicht
ab. Sagen Sie
nicht
»Ja«, wenn Sie »Nein« meinen. Das Schlimmste, was Sie sich selbst antun können, ist die bekannte Faust in der Tasche.
Warten Sie nicht, dass andere etwas ändern. Es ist
Ihr
Leben, das Sie vor dem Hintergrund
Ihrer
Werte und
Ihrer
Interessen als mangelhaft empfinden. Nur
Sie
erleben es so, wie Sie es erleben. Niemand anderes erlebt es so wie Sie. Also sind Sie auch derjenige, der etwas daran ändern kann. Warten Sie nicht auf Wunder. Aufschub ist der Dieb der Zeit.
Es gibt so viele Menschen, die sich mit bestimmten Dingen einfach abfinden, weil sie sonst auf Widerstand oder gar auf Ablehnung stoßen würden. Sie könnten anderen missfallen, wenn sie in ihrem Leben etwas änderten. Sie haben den vorauseilenden Gehorsam bis zur Selbstauslöschung perfektioniert.
Das höchste Maß der Loyalität gegenüber den Menschen in Ihrer Umgebung und gegenüber sich selbst ist es aber, dass Sie sich für die Änderung dessen, was Sie stört, einsetzen. Also:
Ändern statt ärgern!
Wenn Sie der oben genannte Wissenschaftler sind: Machen Sie Ihren Finanziers klar, welche schlimmen Folgen eine |166| übereilte Veröffentlichung Ihrer Forschungsergebnisse hätte. Wenn Sie der oben genannte Arzt sind: Prüfen Sie den Gedanken, auf Geld zu verzichten und dafür Ihren Patienten die Zeit zu widmen, die Sie für nötig halten. Und wenn Sie die Tennisspielerin sind: Sprechen Sie gegenüber Ihrer Partnerin Ihr Problem an und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung.
Der irische Dramatiker George Bernard Shaw fand vortreffliche Worte: »Man gibt immer den Verhältnissen die Schuld für das, was man ist. Ich glaube nicht an die Verhältnisse. Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen hin und suchen sich die Verhältnisse, die sie wollen, und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.«
Mir ist natürlich bewusst, dass ein mehr oder weniger verdeckter Kampf gegen die Unangepassten, die Querdenker, die Unbequemen läuft. »Kinder, die was wollen, kriegen was auf die Bollen!«, hieß das bei mir früher. Überall türmt sich der Anpassungsdruck (der manchmal nur von einem Stirnrunzeln ausgeht). Derjenige, der selbstbestimmt und aus eigenem Willen heraus handelt, wird als »eigen-willig« und daher häufig schief angesehen. Der weit Gereiste, der – einen australischen Eingeborenenbrauch aufgreifend – nicht mehr seinen Geburtstag feiert, sondern den Tag, an dem er etwas Wichtiges gelernt hat, gilt schnell als ein »komischer Kauz«. Jemand, der ehrlich antwortet, gilt als »unhöflich«. Eine, die klar und deutlich sagt, was sie will, gilt als »undiplomatisch«, hat gar »Haare auf den Zähnen«. Der von allen Seiten ausgehende Druck »Sei, wie ich dich haben will!« ist enorm.
Auch die christliche Tradition macht es vielen von uns schwer. »Nächstenliebe« heißt das Gebot, das uns zur Anpassung drängt. Es stellt aber nur die eine Hälfte dar: »Du sollst deinen Nächsten lieben –
wie dich selbst
.« Igitt, das klingt nach Selbstliebe, und das wollen wir doch bitteschön höflich übergehen. |167| Aber auch dieser Satz ist eine volkspädagogische
Weitere Kostenlose Bücher