Die Entscheidung liegt bei dir!
das vom Commitment geprägt ist. Thomas Mann, der jeden Tag – wirklich
jeden
Tag – von 9 bis 12 Uhr schrieb; Franz Schubert, der in 18 Jahren bis zu seinem frühen Tod 23 Klaviersonaten, 19 Ouvertüren, 18 Streichquartette, 15 Opern, 9 Symphonien, 7 Messen und mehr als 600 Lieder in täglich 7 Stunden niederschrieb.
Oder nehmen Sie Howard Schultz, der sich beim Überprüfen seiner Verkaufslisten darüber wunderte, dass eine kleine, gerade mal vier Läden umfassende Firma große Mengen Kaffeemaschinen bei seinem Unternehmen bestellte und offenbar zusammen mit dem Kaffee verkaufte, der daraufhin nach Seattle flog, sich um einen Job bei der Firma bewarb, abgelehnt wurde, sich 14 Monate lang einmal wöchentlich telefonisch in Erinnerung brachte, endlich den Job bekam, sofort weitere Espresso-Bars in Kaufhäusern eröffnete, von den Inhabern deswegen gefeuert wurde, bei 242 Kapitalgebern vorsprach, von 217 abgewimmelt wurde, mit dem Geld der restlichen eine eigene Coffee-Shop-Kette eröffnete, den Wettbewerb gewann und schließlich das Unternehmen kaufte. Es heißt Starbucks.
|176| Abraham Lincoln, der mit 31 Jahren sein Unternehmen in die Pleite fuhr, seinen ersten Wahlkampf mit 32 verlor, abermals mit 34 bankrott ging, seine Jugendliebe mit 35 beerdigte, Wahlkämpfe mit 43, 46 und 48 Jahren verlor, die Senatorenwahl mit 55 und die Wahl zum Vizepräsidenten mit 56, wurde mit 60 Jahren einer der größten Präsidenten der USA.
»Aber ich bin doch nicht Lincoln«, werden Sie vielleicht denken. Natürlich – überliefert sind diese Beispiele immer von den Großen der Welt. Entschiedenheit ist dennoch nichts Spektakuläres. Kennt nicht jeder von uns Menschen, ganz normale Menschen, die voller Geduld und Ausdauer
tun, was sie tun
? Menschen mit Entschiedenheit, die sogar unter den ungünstigsten äußeren Rahmenbedingungen ein Leben voll Wärme, Liebe und Zuversicht leben? Die voll und ganz bei der Sache sind?
Nie werde ich den »Mann mit den Bäumen« vergessen, von dem mir meine Eltern als kleiner Junge auf einer Wanderung erzählten. Fast 30 Jahre zuvor hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, einen völlig heruntergewirtschafteten Landstrich Südfrankreichs, den die staatlichen Landschaftsbauer als touristisch unbrauchbar aufgegeben hatten, wieder aufzuforsten. Es war die Landschaft, in der er einst groß geworden war. Täglich pflanzte er einhundert Bäume – und tatsächlich erholte sich das Gebiet allmählich. Der Wald wuchs, die Bäche und Flüsse führten wieder Wasser, die Tiere kamen zurück, die Menschen – und bald auch wieder die ersten Touristen, darunter meine Familie. Es war die Leistung des »Mannes mit den Bäumen«, der nicht aufgegeben hatte, der sich entschieden hatte.
Ent-Schiedenheit
macht den Unter-Schied.
|177| Um glücklich zu sein, müssen Sie bereit sein, voll zu dem zu stehen, was
jetzt
ist, ganz anerkennen, »Ja!« sagen. Nicht weil das »richtig« wäre. Nicht weil alles so toll ist. Im Gegenteil: Commitment ignoriert keineswegs das, was fehlt. Commitment hat einen klaren Blick dafür, dass es liebevoller, fairer, besser bezahlt, sonniger, reibungsloser, erfolgreicher sein könnte. Commitment malt keine graue Realität rosarot an oder versucht, sich irgendetwas schönzureden. Es sieht sehr deutlich auch das Defizit. Aber es weiß: »Niemand zwingt mich. Ich habe mich so entschieden, also geht es da lang.« Beim nächsten Mann wird alles anders? Welcher Mann auch immer gerade da ist, machen Sie jetzt das Beste daraus.
Glück bedeutet also nicht nur, das zu bekommen, was wir wollen, sondern auch, das zu wollen, was wir bekommen. Glück setzt damit auch Gelassenheit voraus, die Fähigkeit, sich nicht unablässig als den Nabel der Welt zu betrachten. Für manchen geht es insbesondere darum, den stets nagenden
Anspruch des Besonderen
an irgendeinem Punkt der Lebenskurve aufzugeben. Sich einzufügen. Sich ernst zu nehmen, aber nicht wichtig.
In einem Workshop fragte ich die Teilnehmer, warum sie denn morgens trotz bisweilen heftiger Unlustgefühle zur Arbeit gingen: »Warum rennen Sie jeden Morgen in diesen Comic?« Was da alles an hochmoralischen Argumenten, herzzerreißenden Opfer-Storys und eindrucksvollen Schilderungen über die Wichtigkeit der Aufgabe eingereicht wurde! Ein Teilnehmer aber antwortete zur allseitigen Überraschung: »Was soll ich denn sonst tun?« Er sagte es keineswegs resignativ, sondern freundlich, fast fröhlich, erntete aber abfällige Bemerkungen und mitleidige
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