Die Entscheidung
nicht, und in Darreks Kehle stieg ein tiefes Knurren empor. Die Dorfbewohner hatten Glück, dass er Laney wieder in den Armen hielt. Denn ansonsten hätte er jedem Einzelnen von ihnen eine Abreibung verpasst.
„Tut, was er sagt“, rief Johanna und alle Augen wandten sich zu ihr. „Wir können ihn nicht zwingen.“
„Natürlich können wir das“, widersprach Haldor. „Wenn ihm so viel an dem Mädchen liegt, dann haben wir ein Druckmittel. Gegen uns alle kommt er nicht an.“
„Wenn ihr Laney noch ein einziges Mal anrührt, dann schwöre ich euch, dass ihr eine schlimmere Heimsuchung erleben werdet, als der Dämon sie jemals hätte anrichten können.“
Aus Darreks Augen sprach so viel Hass, dass die Männer unwillkürlich einen Schritt vor ihm zurückwichen.
„Wir werden niemandem wehtun“, versicherte Johanna. „Es steht dir frei zu gehen, Darrek. Du bist keiner von uns. Das hast du soeben bewiesen. Und wir werden dich nicht aufhalten. Aber eines muss dir klar sein.“
Sie zeigte auf Mady, die in Swanas Armen ebenfalls angefangen hatte zu schreien.
„Wenn dieses Baby in drei Tagen stirbt, dann wird das ganz allein deine Schuld sein.“
Darrek lächelte grimmig.
„Netter Versuch, Systir“, sagte er. „Aber glaub mir. Ich habe schlimmere Dinge auf dem Gewissen. Dagegen ist das hier Kinderkacke.“
Zielstrebig ging er zwischen den Männern durch und verließ ohne zurückzublicken das Dorf, das alle Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte.
Kapitel 31
Die Erkenntnis
„Wir haben geschlossen“, rief die dicke rothaarige Wirtin von drinnen, als Darrek an die Tür klopfte.
„Machen Sie auf“, forderte Darrek. „Ich verspreche, dass ich Sie großzügig dafür entlohne.“
Die dicke Wirtin öffnete die Tür einen Spalt und erkannte den Hünen sofort wieder, der schon vor ein paar Wochen bei ihr Unterschlupf gesucht hatte.
„Wir haben geschlossen“, wiederholte die Wirtin, die nur mit einem Nachthemd und einem Haarnetz bekleidet war.
Aber Darrek steckte einen Fuß in die Tür und hielt sie auf. Er hatte Laney den gesamten Weg hergetragen und noch nicht einmal das Auto vom Parkplatz geholt. Seine Arme waren schwer wie Blei und er hatte nicht vor, sich von der dicken Frau verarschen zu lassen.
„Bitte“, sagte Darrek eindringlich und drehte Laney so, dass die Wirtin sie sehen musste. „Meine Frau ist vor Erschöpfung zusammengebrochen. Dieser Ausflug war einfach zu viel für sie.“
Darrek hatte Laney die Perücke wieder aufgesetzt, um die Wirtin nicht unnötig zu irritieren. Aber für ihn sah sie trotzdem falsch aus.
„Ach Gott“, stieß die Wirtin aus und öffnete die Tür wieder. „Das arme Ding. Ja, dann kommen Sie halt herein, wenn es denn sein muss.“
Darrek rang sich ein Lächeln ab. Er hätte sich zwar zur Not auch gewaltsam Zutritt verschafft, um Laney endlich in ein Bett legen zu können. Aber so war es ihm sehr viel lieber. Er war selbst völlig erschöpft. Denn Laney wog zwar nicht viel, aber nachdem er sie stundenlang durch die Wildnis getragen hatte, schmerzten die Muskeln in seinen Armen wie Feuer.
„Sie sind unsere Rettung“, sagte er und die Wirtin winkte ab.
„Na, nun werden Sie mal nicht sentimental“, bat sie. „Ich folge nur dem Gebot der Nächstenliebe.“
Sie führte Darrek zu einem freien Zimmer, das sehr viel größer und schöner war als das letzte, in dem sie geschlafen hatten.
„So. Das ist aber nur für zwei Nächte, ja?“, sagte die Wirtin streng. „In den nächsten Tagen kommen die Schäfer wieder. Und da brauche ich die Zimmer.“
„Bis dahin sind wir weg“, versprach Darrek, der sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Die Wirtin murmelte noch etwas Unverständliches und verschwand dann leise. Darrek gab der Tür einen Schubs und legte Laney dann auf das Bett. Er traute sich nicht, ihren Verband zu lösen, und wusste auch sonst nicht, was er mit ihr machen sollte. Daher legte er sie einfach auf den Bauch und deckte sie zu. Danach zog er sich die Schuhe aus und setzte sich neben sie. Er hätte nicht gedacht, dass er nach so kurzer Zeit schon wieder in der Menschenwelt sein würde. Die Müdigkeit war erdrückend. Und da Laney ohnehin tief und fest schlief, gab es keinen Grund, warum er auf dem Boden schlafen sollte. Sie würde ohnehin nichts davon mitkriegen. Er zog sich bis auf die Unterwäsche aus und kroch unter die große Bettdecke.
Es fiel ihm schwer, aber schließlich streifte er Laney die Perücke ab und hängte sie
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