Die Entscheidung
über einen Stuhl. Er hasste es zwar sie so zu sehen, aber er hatte einmal gelesen, dass es nicht gut war, die Perücke nachts zu tragen. Laney sah schrecklich aus. Ihr hübsches Gesicht wirkte zwar friedlich. Aber ohne ihre Haare war es, als hätte man einen Teil ihrer Wesensart fortgenommen. Sie wirkte einfach nicht mehr wie sie selbst. Darrek schluckte.
Ich hätte dich beschützen müssen , formte er in ihrem Kopf. Wohl wissend, dass sie ihm nicht antworten würde.
Dann griff er hinter sich und löschte das Licht. So musste er ihre Entstellung zumindest nicht mehr sehen.
Er schlief fast zwanzig Stunden lang, denn als er aufwachte, verschwand die Sonne bereits wieder hinter den Wolken. Er hatte nicht geträumt, was ihn äußerst irritierte. Unter normalen Umständen hätte Kara ihn nach einer solchen Aktion gewiss mit Vorwürfen bombardiert. Doch es war, als würde Laneys unmittelbare Nähe diese Träume abhalten. Sie schlief immer noch in genau derselben Position, in die er sie abends gelegt hatte. Der Heilschlaf schien sie daran zu hindern, sich während der Nacht hin und her zu rollen, wie es normalerweise der Fall wäre.
Ihr Anblick machte ihn wieder wütend. Wie hatten die Outlaws ihr nur den Schädel kahl rasieren können. Das war doch Wahnsinn. Der Kahlschnitt minderte Laneys Schönheit beträchtlich. Sie erinnerte ihn jetzt in keiner Weise mehr an Kara. Und dennoch fühlte er sich mehr als je zuvor zu ihr hingezogen. Laney war sein. Sie gehörte zu ihm und er hätte sie beschützen müssen.
Darrek verspürte keinerlei Lust, das warme Bett zu verlassen, aber er hatte Hunger. Insofern blieb ihm nichts anderes übrig, als sich aufzusetzen und nach dem Rucksack zu angeln, den er am Vortag in aller Eile gepackt hatte. Die Blutkonserven darin hatte er willkürlich aus dem Kühlschrank genommen. Mit Sicherheit war es kein echtes Blut, aber Darrek war nicht wählerisch. Er biss ein Loch in den erstbesten Beutel und trank sie in einem Zug leer.
Es schmeckte besser, als Darrek erwartet hatte. Es war zwar eindeutig Kunstblut, aber mit einer interessanten Note darin. Und vor allem hatte es einen guten Nachgeschmack und hinterließ ein angenehmes Gefühl.
Als das Adrenalin durch seinen Körper schoss, wurde Darrek schnell klar, woher das angenehme Gefühl kam. Es war das präparierte Blut von Anisia, das mit bewusstseinserweiternden Mitteln versetzt war und wie Alkohol wirkte. Schnell kontrollierte er die anderen Beutel und musste feststellen, dass er fast nur solche Beutel erwischt hatte. Nur ein einziger Beutel mit normalem Kunstblut war dabei, der Rest würde sie beide hoffnungslos betrunken machen. Na, das war ja mal wieder wunderbar.
„Laney …“
Laney schüttelte unwillig den Kopf. Jemand versuchte sie zu wecken. Aber sie wollte nicht geweckt werden. Sie hatte so wunderbar geschlafen. Und sie wollte die Benommenheit noch nicht ablegen, die sich anfühlte wie eine zärtliche Umarmung.
„Laney. Wach auf“, bat die Stimme. „Komm schon, Prinzessin. Bitte.“
Die Stimme war angenehm und kam ihr sehr bekannt vor. Aber etwas stimmte damit nicht. Der Mann, der zu ihr sprach, schien äußerst besorgt zu sein, was ganz und gar untypisch für ihn war.
„Ich habe Kunstblut für dich, Laney“, erklärte die Stimme. „Komm schon. Du musst doch Hunger haben.“
Laney überlegte. Hatte sie Hunger? Ja. Den hatte sie. Aber aufwachen wollte sie deswegen trotzdem nicht. Sie öffnete leicht den Mund und Kunstblut wurde hineingeschüttet. Ganz automatisch begann sie zu schlucken. Es war kalt, aber es schmeckte gut. Außergewöhnlich gut sogar. Doch viel zu schnell wurde der Beutel wieder fortgenommen.
„Wenn du mehr willst, dann musst du zuerst die Augen aufmachen“, sagte die Stimme und Laney gab ein murrendes Geräusch von sich.
„Komm schon, Laney.“
Unwillig kam Laney der Aufforderung nach und öffnete die Augen. Sofort erkannte sie Darrek, der mit nacktem Oberkörper neben ihr saß und ihren Kopf stützte. Er lächelte sie erleichtert an und hielt ihr den Beutel entgegen.
„Hier“, sagte er. „Jetzt nimm. Aber trink nicht zu viel davon. Sonst hast du morgen wieder Kopfschmerzen.“
Irritiert sah Laney ihn an.
„Anisias Blut“, erklärte Darrek.
Laney nickte, griff aber trotzdem nach dem Beutel und trank ihn aus. Sie hatte das Gefühl, seit Tagen nichts mehr getrunken zu haben, und als sie den Beutel geleert hatte, fühlte sie sich wie beschwingt. Unwillkürlich wollte sie sich durchs Haar
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