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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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machen. Es werden schließlich auch nicht alle Kaninchen gegessen, nicht wahr?“
    Laney konnte über diesen Scherz überhaupt nicht lachen. George tat ihr unendlich leid. Sie fand es grausam, dass man ihn hier festhielt, und wünschte sich auf einmal, sie hätte ihn doch nicht vor dem Verbluten gerettet. Sie wusste zwar nicht genau, was das Dorf mit ihm vorhatte, aber nach allem, was sie über die Outlaws wusste, war es unwahrscheinlich, dass er diesen Ort jemals wieder lebendig verlassen würde.
    Laney half George auf und reagierte gar nicht darauf, als ihm das Handtuch herunterrutschte. Stattdessen brachte sie ihn auf direktem Wege ins Bett und deckte ihn wieder zu.
    „Du solltest noch etwas schlafen“, schlug sie vor. „Ich … ich bin nur zu Besuch hier in diesem Dorf, aber ich werde sehen, ob ich etwas ich für dich tun kann.“
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer glomm in Georges Augen auf, der Laney dazu brachte, sich noch mieser zu fühlen als zuvor. Warum hatte sie das gesagt? Sie wusste doch, dass sie in diesem Dorf nichts zu sagen hatte, weil sie niemanden kannte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie George würde helfen können, lag praktisch bei Null. Und trotzdem hatte sie ihm Hoffnung gemacht. War das nicht noch grausamer, als ihn direkt mit der Wahrheit zu konfrontieren?
    Genau in diesem Moment rüttelte jemand an der Tür.
    „George?“, rief eine weibliche Stimme. „George. Ist alles in Ordnung?“
    Georges Gesicht hellte sich auf.
    „Swana“, rief er.
    „Soll ich sie reinlassen?“, fragte Laney zögerlich.
    „Ja. Ja, natürlich. Lass sie rein.“
    Laney ging zur Tür und öffnete. Als sie Swana mit einem Säugling auf dem Arm im Flur stehen sah, ließ sie die beiden verwirrt eintreten. Es war offensichtlich, dass der Geruch des Blutes beiden zu schaffen machte, aber Swana hielt ihr Kind fest im Griff und schien auch sich selbst gut unter Kontrolle zu haben. Sie wandte den Blick jedoch demonstrativ vom Bad ab und öffnete als erstes ein Fenster.
    „Was ist passiert?“, fragte sie dann und sah Laney misstrauisch an.
    „Es war nicht ihre Schuld“, erklärte George sofort. „Sie … sie hat meine Wunden vernäht.“
    Swana schnalzte mit der Zunge und zog ihr Baby dann noch näher an sich.
    „Du wolltest dich also wirklich umbringen, George?“, fragte sie enttäuscht. „Was für eine Verschwendung.“
    „Für euch vielleicht“, motzte George zurück. „Für mich wäre es die Rettung aus diesem Albtraum gewesen.“
    „Ist das der Dank dafür, dass wir dich vor dem Ertrinken gerettet und in das Bett unserer Mutter gebracht haben?“
    „Das habt ihr doch nur getan, weil ich Mady vor diesem Monster gerettet habe. Ansonsten wäre euch doch völlig egal, was mit mir geschieht.“
    Laney hielt sich während des Gesprächs vollkommen zurück und beobachtete staunend, wie viele Emotionen in dem kleinen Raum hoch kochten.
    Laney.
    Ja, Darrek.
    Ich glaube, ich brauche jetzt dringend etwas frische Luft. Und vor allem Blut …
    Darreks Aufforderung kam einem Schwächeeingeständnis gleich, das Laney rührte. Sie räusperte sich, bis sowohl Swana als auch George wieder Notiz von ihr nahmen.
    „Ich unterbreche euren Streit ja nur ungern“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Aber mein zweiter Patient braucht dringend Blut. Und da wir uns ja sicher alle einig sind, dass George heute schon genug davon verloren hat, wollte ich fragen, wo ich wohl welches finden kann.“
    „Unten im Kühlschrank findest du Kunstblut“, erklärte Swana schroff. „Etwas anderes haben wir gerade nicht.“
    „Das wird genügen“, gab Laney zurück. „Vielen Dank auch. Ach ja … Swana. Auch wenn du wütend auf George bist, solltest du dir selbst einen Gefallen tun und dich zusammenreißen. Wut kann schnell zu Aussetzern führen. Also versuch lieber mal, dich in seine Lage zu versetzen, ja?“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Laney aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Den Kühlschrank zu finden war nicht weiter schwer. Er war randvoll gefüllt mit Kunstblut und etwas, das Laney als Tierblut identifizierte. Sie verzog den Mund. Wenn Menschenblut vollmundig schmeckte, Vampirblut süß und Kunstblut fade, dann war Tierblut einfach nur widerlich. Beinahe ungenießbar. Aber es war besser als nichts, wenn man kurz vor dem Verhungern stand.
    Laney schnappte sich einen Beutel Kunstblut und ein Glas. Dann eilte sie wieder die Treppe hinauf und sah, dass Swana das Baby an George weitergegeben hatte. Da die Kleine noch keine

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