Die Entscheidung
sollen?“
„Weil … ich weiß nicht. Es kam mir so unwahrscheinlich vor, dass dein Vater ein Outlaw ist. Das passt so gar nicht zu Akima.“
„Nein“, gab Darrek zu. „Das passt wirklich nicht zu ihr. Es hat mich Jahre gekostet, aus ihr herauszubekommen, wer mein Vater war.“
„Und wie haben sie sich kennengelernt?“
„Mein Vater war als junger Mann auf Reisen. Das tun die meisten Outlaws früher oder später. Er wollte die Welt sehen und den Ältesten seine Aufwartung machen. Sie gewährten ihm für einige Wochen Zuflucht. Aber danach schickten sie ihn wieder fort und Akima war schwanger. Du kannst dir sicher vorstellen, was das für ein Schock für sie war.“
Laney runzelte irritiert die Stirn.
„Ein Schock? Warum?“
„Mein Vater war kein schöner Mann“, erklärte Darrek und sah dabei aus dem Fenster. „Er entsprach in keinster Weise dem Schönheitsideal. Er war blond und hatte helle Augen, so wie die meisten der Outlaws. Und wie die meisten der …“
„Der Kaltblüter“, vollendete Laney seinen Satz. „Die Ältesten verachten die Outlaws, weil sie ihren Dienern ähnlich sehen? Das ist doch absurd.“
„Ist es das? Hast du dich nie gefragt, woher es kommt, dass alle Warmblüter einander so ähnlich sind? Alle haben dunkles Haar, dunkle Augen und wunderschöne Gesichtszüge. Dachtest du tatsächlich, in unserer Rasse gäbe es niemanden, der einfach nur durchschnittlich ist?“
Laney hielt inne, um darüber nachzudenken. Sie hatte es tatsächlich nie infrage gestellt, warum Vampire attraktiver waren als Menschen und sich noch dazu in vielen Aspekten sehr ähnlich waren.
„Aber wie …“
„Wie die Ältesten es geschafft haben, dass ihr Gefolge so aussieht wie sie selbst?“
Laney nickte.
„Selektion. Die Ältesten besaßen als Einzige das Schlafmittel, das für die Unsterblichkeit zuständig ist. Und sie haben dieses Mittel einfach jedem vorenthalten, der nicht ihren Vorstellungen entsprach.“
„Und wenn doch mal jemand geboren wurde, der anders aussah?“
„Kleine Abweichungen haben sie akzeptiert. Cynthias Aussehen steht wegen ihrer Haare beispielsweise schon an der Grenze des Akzeptablen. Gäbe es nicht ohnehin zu wenig warmblütige Kinder, dann hätten die Ältesten sicher dafür gesorgt, dass Cynthia die erste Schlafphase nicht überlebt.“
Ungläubig schüttelte Laney den Kopf. Sie hatte immer gewusst, dass die Ältesten kaltblütig und grausam sein konnten, aber ein solches Verhalten ging ihr nicht in den Kopf.
„Das … das ist unnatürlich. Ich …“
„Scht“, machte Darrek und legte einen Finger an seine Lippen. „Hörst du das?“
„Was denn?“
„Nichts. Es hat aufgehört.“
Laney lauschte einen Moment und nickte dann. Das Gejammer war nicht mehr zu hören. Wer immer es gewesen war, musste sich in sein Schicksal ergeben haben. Darrek war das nur recht. Das Geheule hatte ganz schön genervt.
Doch in diesem Moment roch er es. Der köstliche, alles durchdringende Geruch von Blut. Frischem, menschlichem Blut. Darreks Körper war geschwächt und er war hungrig. Und ohne dass er etwas dagegen tun konnte, stieg ein gieriger Glanz in seine Augen und seine Muskeln spannten sich an. Nichts existierte mehr um ihn herum. Nicht das Bett, in dem er lag, nicht das Zimmer, in dem er sich befand, und auch nicht die Frau, die ihn alarmiert anstarrte. Es existierten nur noch das Blut und sein Verlangen danach. Er war bereit, aufzuspringen und sofort nach seiner Beute zu suchen.
„Das könnte dir wohl so passen“, zischte Laney.
Sie sprang auf und hockte in der nächsten Sekunde auf Darreks Oberkörper. Mit voller Absicht drückte sie gegen seinen verletzten Arm, bis er vor Schmerz aufschrie.
„Reiß dich zusammen, Darrek“, forderte Laney und kam ihm dabei gefährlich nahe. „Du bekommst später Blut. Aber nicht jetzt. Hast du mich verstanden?“
Es dauerte einen Moment, bis ihre Worte zu ihm durchdrangen, aber dann wurde sein Blick wieder klar und er nickte.
„Gut. Ich werde jetzt da rüber gehen, um zu sehen, was los ist. Und du wirst dich nicht von der Stelle rühren. Ist das klar?“
Darrek schluckte und leckte sich die Lippen. Der Geruch des Blutes wurde immer stärker und es fiel ihm unglaublich schwer, sich auf das zu konzentrieren, was Laney gesagt hatte.
„Ist das klar?“, fragte Laney erneut und Darrek nickte.
„Glasklar“, gab er zurück und krallte seine gesunde Hand in die Bettdecke, um sich selbst daran zu hindern aufzuspringen, als
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