Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
Vom Netzwerk:
Jahr.“
    Swana biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. Aber ihre Urgroßmutter blieb ganz ruhig.
    „So etwas erzählt man nicht vorher, mein Lieber“, erinnerte sie ihn. „Insofern solltest du dir nun etwas anderes überlegen.“
    „Oh ja. Ja. Natürlich. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Und das werde ich dir dann nicht vorher erzählen.“
    Der alte Mann raufte sich die Haare, während er zwischen den Gebäuden verschwand.
    „Den sind wir erst mal los“, sagte Johanna. „Also, worüber haben wir gerade geredet?“
    Swana sah nach oben zu den Girlanden. Die eigentliche Feier war für den Abend in einer Woche geplant. Bis dahin würden Darrek und Laney sich im Dorf eingewöhnt haben und die letzten Vorbereitungen wären getroffen. Es gab jedoch nichts, was Swana noch sagen könnte, um George zu schützen.
    „Ist schon gut, Amma“, sagte sie traurig und rang sich ein Lächeln ab. „Bereitet ihr nur weiter das Fest vor. Ich … ich werde solange Mady die Windeln wechseln.“
    „Das hier ist also das Labor?“, fragte Laney interessiert, obwohl es offensichtlich war.
    „Ja“, antwortete die Frau an Einars Stelle und streckte Laney ihre Hand entgegen. „Ich bin Anisia.“
    Einar sah, wie Laney ihr lächelnd die Hand schüttelte. Es war richtig gewesen, sie herzubringen. Anisias Tochter Iolani würde das zwar gar nicht gefallen, aber das war nicht Einars Problem. Ihm ging es vor allem darum, dass Laney sich im Dorf wohlfühlte. Und da sie Medizin studiert hatte, war klar, dass sie viele Gesprächsthemen mit Anisia haben würde.
    „Nett, Sie kennenzulernen. Ich bin ...“
    „Laney. Ich weiß. Ich habe dich schon im Dorf gesehen. Und wenn jemand zu Besuch ist, bleibt das natürlich nie lange verborgen. Hier leben ja nicht so viele Warmblüter.“
    „Nicht so viele? Hier leben mehr Warmblüter, als ich sonst jemals auf einem Fleck gesehen habe. In Amerika verteilen wir uns mehr, um nicht so aufzufallen.“
    „Wem sollen wir hier denn schon auffallen?“, fragte Einar spöttisch. „Die Menschen kommen nie hierher. Und sie interessieren sich auch gar nicht für uns, solange wir sie in Ruhe lassen.“
    „Aber … sehen die Menschen euch nicht durch ihre Satelliten?“
    „Ja. Schon. Aber sie halten uns für eine friedliche Sekte. So ähnlich wie die Amischen in den USA. Ich sage ja … sie interessieren sich einfach nicht für uns.“
    Laney nickte. Die Amischen waren eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, die eine sehr konventionelle Lebensweise führte und technischen Fortschritt zu einem Großteil ablehnte. Der Vergleich zu den Outlaws war insofern gar nicht mal so schlecht.
    Zufrieden bemerkte Einar, dass Laney sich in dem kleinen Labor umsah. Er wusste, dass es den neuesten Standards entsprach. Weiß gekachelte Wände, moderne Mikroskope, überall Pipetten, Plastikgefäße und Blutbeutel.
    „Ich finde es toll, dass ihr hier euer eigenes Kunstblut herstellt“, sagte Laney. „Auf diese Weise seid ihr sehr viel unabhängiger.“
    „Ja. Das stimmt“, bestätigte Anisia ganz begeistert. „Ich kann hier soviel herstellen, wie ich will, und habe sogar die Rezeptur verbessert, damit es nicht mehr ganz so … nichtssagend schmeckt.“
    „Tatsächlich? Darf ich das mal probieren?“
    Anisia lächelte und holte einen Blutbeutel aus dem Kühlschrank.
    Als Einar sah, wie Laney das Blut trank, das ihr von Anisia gereicht wurde, musste er sich auf die Zunge beißen, um nicht über seine Lippen zu lecken. Er war wie verzaubert von Laney. Sie war mit Abstand die schönste Warmblüterin, die er je gesehen hatte, und jeder Mann im Dorf starrte ihr hinterher. Alles an ihr schien perfekt zu sein. Ihr wunderschönes schwarzes Haar, ihre schlanke Figur, die an genau den richtigen Stellen leicht gerundet war, und ihr strahlendes Gesicht waren einfach atemberaubend. Im Vergleich zu ihr war selbst Iolani ein hässliches Entlein. Und das, obwohl Anisias Tochter als die Schönheit des Dorfes galt.
    „Möchtest du auch etwas, Einar?“, fragte Anisia.
    Wie immer war sie ein wenig zerstreut. Ansonsten wäre ihr bestimmt längst aufgefallen, dass Einars gesamte Aufmerksamkeit Laney galt.
    „Nein, danke“, antwortete er, ohne Laney aus den Augen zu verlieren. „Ich denke nicht, dass Kunstblut meinen Durst im Moment zu stillen vermag.“

Kapitel 17
Metamorphose
    George war verzweifelt. Zwar hatte man ihn in dieses schöne Zimmer verlegt, doch der Raum war und blieb ein Gefängnis. Es stellte

Weitere Kostenlose Bücher