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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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dass der Bauer in ihrem Dorf seine Schweine schlachtet.“
    Laney hatte keine Lust, Darrek erneut daran zu erinnern, dass es durchaus einen Unterschied zwischen Tieren und Menschen gab. Daher hielt sie sich an ihre neuen Erkenntnisse.
    „Nun. Ich habe mein Leben lang in Angst vor den Wilden gelebt. Sie waren für mich immer die Bösen. Die grausamen Wesen ohne Gewissen, die mir die Mutter genommen hatten. Mit dieser Angst zu leben war schrecklich. Aber es ist wahrscheinlich nichts im Vergleich zu der Angst, die George bei dem Gedanken verspüren muss, sich selbst in ein solches Wesen zu verwandeln. Diese Art von Angst ist mir völlig unbekannt, aber ich kann sie sehr gut nachvollziehen.“
    Darrek atmete einmal tief ein und wieder aus. Dann öffnete er den Mund, um etwas zu erwidern, und schloss ihn wieder, weil er nicht genau wusste, was er sagen sollte. Ihm war diese Angst nicht unbekannt. Er wusste nur zu genau, wie schrecklich es war, sich in ein willenloses Monster zu verwandeln. Wenn auch nicht äußerlich, so doch zumindest vom Handeln her. Er wusste, wie es war, wenn die eigenen Taten nicht von einem selbst kontrolliert wurden und man einfach nur hilflos zusehen konnte, wie der eigene Körper Handlungen ausführte, die man missbilligte oder sogar aus tiefstem Herzen verabscheute. Doch wie sollte er das Laney jemals verdeutlichen können?

Kapitel 18
Der Hinterhalt
    „Land!“, rief Annick begeistert. „Ich sehe endlich Land!“
    „Juhuuuu!“, schrie William von unten und grinste, obwohl er wusste, dass sie es nicht sehen konnte.
    Er war unendlich erleichtert. Die letzten Tage waren ermüdend gewesen, weil er keinen Augenblick lang gewagt hatte, seine Deckung aufzugeben. Selbst tagsüber unter Deck war er unsichtbar geblieben, und das zehrte schrecklich an seinen Kräften.
    Annick lächelte ebenfalls breit und stieg den Mast wieder hinunter. Ihr Bruder wartete unten auf sie und sah ebenfalls sehr zufrieden aus.
    „Wird ja auch allmählich Zeit“, verkündete Liliana und William beeilte sich, seinen Standort zu verändern. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie an Deck gekommen war. Seine Konzentration ließ nach, und das war gar nicht gut.
    „So langsam setze ich hier schon Moos an“, fügte Liliana hinzu.
    William hätte am liebsten eine bissige Bemerkung gemacht, hielt sich jedoch zurück. Er hatte sich nicht tagelang vor Liliana versteckt gehalten, um nun kurz vor Ende der Reise in ihre Krallen zu geraten.
    „Ich denke, wir brauchen noch eine ganze Weile, bis wir das Ufer erreichen“, sagte Liliana. „Insofern wird es wohl langsam Zeit, dass wir uns darüber klar werden, was wir als Nächstes tun wollen.“
    William schluckte. Würde Liliana tatsächlich ihre Pläne offenbaren, obwohl sie wusste, dass er in der Nähe war? Das wäre nicht sonderlich klug von ihr. Aber Liliana war auch nicht unbedingt für ihre Intelligenz bekannt.
    „Alain“, wandte sie sich an den jungen Kaltblüter. „Ist William an Deck?“
    Alain zuckte mit den Schultern und nickte dann. Es war schließlich kein Geheimnis, dass er hier war.
    „Sehr gut. Dann entschuldige ich mich schon mal im Voraus bei euch beiden. Denn das hier könnte gleich ein wenig wehtun.“
    Verwirrt beobachtete William, wie Liliana sich konzentrierte. Was hatte sie nur vor? Es war so schwierig, Liliana einzuschätzen. Aber offenbar machte sie sich dafür bereit, ihre Gabe zu benutzen. Nur wozu? Solange William unsichtbar war, konnte sie die Gabe höchstens auf Verdacht einsetzen. Und das würde nie im Leben funktionieren. Anderseits wäre es vielleicht doch besser, das Deck zu verlassen.
    Doch bevor William den Gedanken zu Ende gebracht hatte, wurde ihm klar, dass er Liliana unterschätzt hatte. Wie aus dem Nichts spürte er etwas, das ihn in die Mitte des Decks riss. Es fühlte sich an wie ein Lassoseil, das man um ihn geworfen hatte. Doch nicht nur er war davon betroffen, sondern Annick, Alain und Liliana selber gleichermaßen.
    Der Ring von Liliana war um das gesamte Deck gespannt worden und hatte sich so schnell verengt, dass alle vier Vampire davon in die Mitte geschleudert und um den Mast herum festgesetzt wurden. Annick schrie auf vor Schmerzen und Alain verzog das Gesicht. Nur Liliana grinste, obwohl ihr der Ring genauso wehtun musste wie allen anderen.
    „Na also“, sagte sie und griff nach William, der ihrer Ansicht nach die einzige freie Stelle am Mast besetzen musste.
    William konnte nichts dagegen tun, aber Annick war zwischen ihm

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