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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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nicht. Oder zumindest ist Mady nicht kalt. Ich hatte sie schon länger im Arm.“
    „Du wärest dann nicht wie wir. Wir sind Warmblüter. Und dazu kann man nicht werden. So wird man geboren. Aber du würdest dich in eine andere Art von Vampir verwandeln. In einen Kaltblüter.“
    „Und was tun diese Kaltblüter? Beißen sie auch Menschen?“
    „Nun. Sie würden gerne. Aber sie brauchen das Blut nicht zum Leben. Es ist vielmehr eine Art weiteres Gift für sie, das sie in grausige Monster verwandelt.“
    George Augen weiteten sich.
    „Du meinst so ein Monster wie den Dämon, vor dem ich Mady versteckt habe?“
    Laney nickte. Sie kannte die Geschichte inzwischen und verstand gut, dass Swana sich George gegenüber verpflichtet fühlte. Aber ganz offensichtlich schien das sonst niemand im Dorf zu verstehen.
    „Der Dämon ist ein Wilder. So bezeichnen wir die Kaltblüter, die ihre Metamorphose abgeschlossen haben.“
    „Aber ... heißt das, der Dämon war einmal ein Mensch?“
    „Das ist korrekt. Irgendwann vor langer Zeit wurde er als Mensch geboren.“
    „Aber … das verstehe ich nicht. Warum … Ich meine, wie … kann ein Mensch zu so etwas werden? Rein biologisch gesehen. Wie ist das möglich?“
    Laney seufzte. Diese Frage hatte sie sich als Kind auch manchmal gestellt. Wie konnte sich aus einem Menschen ein Wilder entwickeln? Zombies zu erklären wäre sehr viel einfacher gewesen. Die waren einfach nur tot, aber hatten weder Flügel noch rot leuchtende Augen.
    „Nun. Ich vergleiche den Menschen in diesem Fall gerne mit einem Schmetterling. Ein Schmetterling durchläuft in seinem Leben verschiedene Entwicklungsstadien. Raupe, Puppe, Schmetterling. Und so ähnlich ist es beim Menschen. Mensch, Kaltblüter, Wilder. Jede Entwicklungsstufe wird durch bestimmte Ereignisse ausgelöst, die aber auch ausbleiben können. Insofern ist es beim Menschen nicht zwangsläufig so, dass er im Laufe seines Lebens eine Verwandlung vollzieht. Und außerdem muss ich zugeben, dass die Wilden ziemlich hässliche Schmetterlinge sind.“
    George Mundwinkel zuckten und Laney strich ihm mitfühlend das Haar aus der Stirn.
    „Du solltest wirklich aufhören mit deinen Selbstmordversuchen“, riet sie ihm. „Der Tod kommt noch früh genug.“
    „Lieber sterbe ich heute auf dem Fußboden, als morgen als hässlicher Schmetterling wieder zu erwachen.“
    Dazu wusste Laney nichts zu sagen. Sie hätte ihm gerne versichert, dass das nicht geschehen würde. Dass die Outlaws nicht so dumm sein würden, ihn zu verwandeln, und dass niemand ihn beißen würde. Aber das konnte sie nicht. Denn immerhin war der Dämon wohl der beste Beweis dafür, dass solche Unfälle ab und zu passierten. Ganz gleich welche Vorsichtsmaßnahmen auch getroffen wurden.
    „George hat heute versucht sich zu erhängen“, erklärte Laney, als sie am Abend mit Darrek zusammen unten im Wohnzimmer saß und etwas Kunstblut zu sich nahm. Darrek sah noch nicht einmal von seinem Buch auf. Es war eine der alten Schriften aus Johannas Sammlung und beschrieb überlieferte Legenden.
    „Hast du ihn daran gehindert?“, fragte er gleichgültig.
    „Natürlich.“
    „Na, dann ist doch alles gut.“
    „Willst du noch nicht einmal wissen, wie er es getan hat?“
    „Nein. Aber ich vermute, du wirst es mir trotzdem erzählen.“
    Laney schnaubte missmutig. Darreks Gleichgültigkeit ging ihr gehörig auf die Nerven und sie war tatsächlich geneigt, ihm die Geschichte vorzuenthalten. Doch sie hatte das Verlangen darüber zu reden.
    „Er hat seinen Gürtel an den Kerzenständer gebunden. Es war doch eindeutig, dass der Kerzenständer sein Gewicht nicht halten würde. Und trotzdem hat er es getan. Meine Güte. Wie verzweifelt muss er bloß sein, wenn er auf solcherlei Methoden zurückgreift?“
    „Ziemlich verzweifelt. Ganz ohne Frage. Warum erzählst du mir das, Laney?“
    Er legte das Buch weg und sah sie fragend an.
    „Weil … weil es mich beschäftigt. Er hat nach den Wilden gefragt. Wie sie entstehen. Wo sie herkommen. Und nachdem ich es ihm erzählt hatte, hatte er noch mehr Angst als vorher, weil er glaubt, sich auch in so ein Monster zu verwandeln.“
    „Was durchaus möglich wäre.“
    „Nicht, wenn die Outlaws ihre Zähne im Griff haben.“
    „Es sind Kinder im Dorf, Laney“, erinnerte Darrek sie. „Kein Kind hat seine Zähne im Griff. Warum beschäftigt dich das so? Ich verstehe ja, dass du mit Menschen Mitleid hast. Aber auch Vegetarier müssen sich damit abfinden,

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