Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
sich vermutlich um die Grundmauern eines vor langer Zeit verfallenen Hauses handelte. Vor wie langer Zeit wusste sie natürlich nicht, aber sie hoffte, dass es, wo es ein Haus gab, auch noch andere Häuser in der Nähe geben musste. Und wo Häuser waren, gab es auch Wege, die zu den Häusern hin und davon wegführten.
Schon nach kurzer Zeit stieß sie auf einen sehr schmalen Trampelpfad. Das Plätschern von Wasser war lauter geworden. Und jetzt? Links oder rechts? Sie zögerte, folgte dann aber dem Pfad nach rechts und stieß nach schon einer halben Minute auf einen breiten Busch, der ihr den Weg versperrte. Hm, dachte Charlie. Umkehren? Sie drehte sich ein paarmal um sich selbst, ging einige Schritte nach links in den Wald und schaute um den Busch herum. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Hinter dem Busch breitete sich wieder ihre fast kreisrunde blumige Wiese aus!
Typisch! dachte Charlie leicht ärgerlich. Sie war natürlich in die falsche Richtung gegangen!
Na ja, überlegte sie dann seufzend, sie hatte zumindest recht gehabt. Hier hatte mal ein Haus gestanden, und das hier war der Pfad der davon wegführte.
Vielleicht war es ja sogar der Pfad, den sie gekommen war? Vielleicht hatte sie sich bei ihrem Schrittezählen geirrt und es waren doch mehr gewesen, als sie gedacht hatte? Sie wendete und folgte dem Pfad jetzt in die andere Richtung. Sie lief fast, so eilig hatte sie es. Jeden Augenblick hoffte sie, den Schotterweg vor sich auftauchen zu sehen.
Eine Stunde später hatte sie es aufgegeben, nach dem Schotterweg Ausschau zu halten. Ihr Laufschritt war in ein langsameres Wandertempo übergegangen und zum ersten Mal nahm sie sich Zeit, den Wald um sich herum genauer zu betrachten. Ein kleiner Bach folgte dem schmalen Pfad. Er erklärte das Rauschen und das Plätschern, das Charlie auf der Blumenwiese gehört hatte. Sein Wasser schmeckte gut, kühl und frisch. Charlie hatte ihre Wasserflasche nachgefüllt. Verdursten würde sie schon mal nicht.
Große Nadelbäume wuchsen in gebührendem Abstand zueinander rechts und links des schmalen Pfades. Auf den ersten Blick sahen sie aus, wie Fichten nun mal aussehen. Dicker hoher Stamm mit Rinde und immergrünen Nadeln. Aber diese Bäume hier waren trotzdem irgendwie anders. Charlie verlangsamte ihr Wandertempo und sah genauer hin. Die fichtenähnlichen Bäume hatten dunkelgrüne Stämme und die Rinde sah eher aus wie Schuppen, nicht wie die braune furchige Rinde, die bei Fichten sonst den darunterliegenden Stamm schützte. Charlie blieb nachdenklich stehen.
Wie bei Palmen! schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Die Stämme hatten Schuppen wie Palmen sie haben!
Charlie ließ ihren Blick ungläubig den Stamm eines mächtigen Baumes empor schweifen. Sie versuchte, die Nadeln genauer zu erkennen. Was sie da sah waren keine spitzen Nadeln, sondern hellgrüne, schuppenförmige Blätter!
Charlie machte einen Satz in die Höhe und versuchte dabei den Ast über sich zu ergreifen. Sie verfehlte ihn knapp und der Rucksack plumpste ihr bei der Landung auf dem Waldboden unsanft in den Rücken. Charlie ließ ihn von den Schultern gleiten und sprang noch einmal. Diesmal erwischte sie einen kleinen Zweig des langen, schweren Astes und zog ihn zu sich hinunter. Die schuppenförmigen Blätter waren ebenso dick und fest wie Tannennadeln, nur eben rundlich. Weiter oben am Ast saßen kleine und größere braunrötliche Zapfen zwischen den hellgrünen Schuppennadeln.
»Hatschi!«, trompetete es plötzlich direkt in ihrer Nähe. Erschreckt sprang Charlie einen Schritt rückwärts, bekam die Schuppen des emporschnellenden Astes ins Gesicht geschleudert und taumelte seitwärts auf den Pfad zurück. Aufgeregt hin und her schauend rieb sie sich die schmerzende Nase. Tränen waren ihr bei dem Peitschenhieb in die Augen gestiegen und verschleierten die Sicht.
»Wer ist da?«, rief sie ängstlich. Niemand antwortete ihr. Unsicher schaute sie sich genauer um. Der Schleier vor ihren Augen war abgetrocknet und sie wischte sich die letzte kleine Träne aus dem Augenwinkel. Nichts und niemand war zu sehen! Der Wald war hier sehr offen. Es wuchsen fast nur hohe, alte Bäume. Nur vereinzelt hatte ein junger Baum Wurzeln geschlagen.
»Hallo?«, rief sie noch einmal in den Wald und lauschte dann angespannt. Nichts, außer dem Geplätsch er des Baches. Der Schreck saß ih r noch in den Knochen, als sie zitternd ihren Rucksack schulterte und unsicher davon eilte. Sie hatte das Gefühl
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