Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
beobachtet zu werden. Ständig warf sie unruhige Blicke über die Schulter und beobachtete den Wald um sich herum genau. Je mehr sie horchte, desto mehr schien sie zu hören! Der Wald um sie herum schien zu leben! Es flüsterte, schniefte, kicherte, gähnte und nieste. Aber so genau sie auch um sich schaute, sie konnte niemanden erkennen.
Unsicher, verschreckt und die Angst im Nacken eilte Charlie den Waldpfad entlang. Würde der Wald denn niemals ein Ende nehmen? Sie warf eine n Blick auf die Armbanduhr, 20:0 5 Uhr, seit geschlagenen zweieinhalb Stunden lief sie nun schon durch diesen Wal d! Und da war noch etwas. A cht? Gestern um diese Zeit war es schon fast dunkel gewesen. Wieso war es noch taghell? Während Charlie den Pfad entlang eilte, ging sie in Gedanken alle Ereignisse durch, die ihr widerfahren waren, seitdem sie am Nachmittag nach diesem seltsamen Traum aufgewacht war. Da war noch alles normal gewesen, oder? Sie wiederholte in Gedanken: der Nebel, der Baumstumpf, der Pfad, alles war so, wie vor dem Einschlafen. Dann hatte sie sich die Haare geschnitten und war losgegangen. Im Nebel. Sie konnte den Schotterweg durch die Nebelschwaden sehen. Alles war da noch normal gewesen! Und dann? Ja , dann war da diese dicke Nebelwand gewesen. Sie erinnerte sich an die seltsame Stille im dicken Nebel und konnte die Wärme des Steines fast noch einmal fühlen. Ja! Und danach war sie in den strahlenden Sonnenschein getreten, mitten auf diese Blumenwiese! Charlie überlegte:
»Sonne statt Nebel, Wiese statt Pfad, dichter Wald statt Schotterweg, der weiße Elch, Bäume mit Schuppennadeln und grüner Palmenrinde und ein Wald, der zu leben scheint...«
Außerdem war sie jetzt schon eine Ewigkeit gelaufen, ohne auf einen größeren Weg zu stoßen und dunkel müsste es eigentlich auch schon sein.
»Wo bin ich?«, murmelte Charlie verzweifelt. Das hier konnte nicht Smâland sein! Verzweifelt sah Charlie sich noch einmal um. Die grünen Schuppenriesen ragten hoch in den Himmel und um sie herum flüsterte und murmelte es.
»Wo bin ich und wie um Himmels willen bin ich hierhergekommen?«
Die leichte Panik und das Gefühl der Verzweiflung, die seit einiger Zeit ihr Herz und ihre Lunge zu erdrücken versuchten, verstärkten sich. Charlie rang nach Luft und atmete ein paarmal tief durch.
»Ich wollte ja weg von allem! Weit weg! Aber ich wollte dabei schon wissen, wo ich bin!«, flüsterte sie den Tränen nahe. Tapfer zwang sie sich weiterhin einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dieser Pfad musste doch irgendwohin führen, oder? Charlie konnte die Wärme des Steines beruhigend auf ihrer Brust spüren.
»Der Stein!«, schoss es ihr durch den Kopf. »Der Stein muss das alles bewirkt haben! Er hat mich gewärmt als ich gefroren habe. Den Traum hatte ich auch erst, als ich den Stein umgehängt hatte, und in dem Nebel war der Stein plötzlich noch wärmer geworden!«
Vor Aufregung bekam Charlie rote Wangen und ging noch schneller den Pfad entlang. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
»Als ich durch die dicke Nebelwand gegangen bin, muss der Stein mich irgendwie an einen anderen Ort gebracht haben! Oder in eine andere Zeit vielleicht?«
Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Konnte das denn sein? Zweifelnd legte sich ihre Stirn in Falten.
»Jetzt hör aber mal auf, Charlie!«, rief sie sich selbst zur Ordnung.
»Das ist doch völlig unmöglich! So was gibt es doch gar nicht!«
Dass sie überhaupt so einen törichten Gedanken gehegt hatte, ließ Charlie verlegen noch roter werden. Sie fühlte sich unangenehm berührt. Ja, es war ihr vor sich selbst peinlich, so kindisch gedacht zu haben . So etwas passierte doch nur in Märchen - oder Fantasy-Büchern, aber doch nicht im richtigen Leben. Aber irgendwas stimmte ganz und gar nicht, meldete sich eine vorsichtige Stimme weit hinten in ihrem Gehirn. Ganz und gar nicht! Die Stimme wurde etwas lauter. Charlie zweifelte. Sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte! In einem war sie sich allerdings sicher. Sie war nicht da, wo sie sein wollte. In Smâland gab es keine palmenähnlichen Bäume. Oder vielleicht doch? Vielleicht hat irgendein Bauer irgendeine neue Baumart aus dem Süden angepflanzt? Konnte das sein? Ja, das musste des Rätsels Lösung sein! Und die merkwürdigen Geräusche? Wahrscheinlich bildete sie sich alles nur ein. Sie hörte Laute, die gar nicht da waren, weil sie Angst hatte. Lena hatte es ihr damals so erklärt, als sie sich abends einbildete,
Weitere Kostenlose Bücher