Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Schritte im Flur zu hören. Danach waren die Schritte verschwunden. Es war alles nur Einbildung.
Gerade als Charlie erleichtert aufatmete und einige Minuten beruhigt vorwärts eilte, huschte etwas Merkwürdiges vor ihr über den Waldpfad! Charlie blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen. Ungläubig starrte sie auf die Szene, die sich direkt vor ihren Augen abspielte. Was da über den Pfad gehuscht war, besaß mindestens tausend Beine! Tatsächlich ähnelte es einem Tausendfüßler, nur war das Tier wesentlich größer als ein kleines Insekt. Es sah aus wie eine etwa 10 cm dicke, schwarze Wurst, einen halben Meter lang und auf sehr vielen Füßen, die sich unter der Wurst mit rasender Geschwindigkeit vorwärts bewegten! Das Tier war von links aus dem Wald geschossen und hatte auf der rechten Seite des Pfades eine Vollbremsung hingelegt, wobei es alle Füße gleichzeitig in den Waldboden rammte! Als Charlie genauer hinsah, bemerkte sie, dass die Wurst eigentlich aus vielen aneinandergereihten Panzergliedern bestand, und unter jedem Panzerteil befanden sich vier Beine. Auf dem Rücken des Tieres verteilten sich viele leuchtend gelbe Farbkleckse. Mit einem schmatzenden Geräusch begann der Tausendfüßler direkt vor Charlies Augen eine dicke, weiße, schleimige Masse auszuscheiden, um gleich darauf laut furzend Luft in seinen eigenen Kot zu blasen! Charlie starrte fasziniert auf diese unglaubliche Prozedur direkt vor ihr auf dem Waldweg. Der Tausendfüßler schien Schaum zu schlagen! Immer mehr weißer, blasiger Schaum wuchs aus dem Hinterteil des Tieres. Plötzlich raschelte und knackte es laut und Charlie wurde auf Anhieb klar, warum der Tausendfüßler es so eilig gehabt hatte. Von links aus dem Wald schoss eine dachsähnliche Dampfwalze dem Tausendfüßler dicht auf seinen tausend Fersen. Buchstäblich in letzter Sekunde verschwand der Tausendfüßler rückwärts in seinem eigens geschlagenen schleimigen Schaumhaufen, bevor sein Verfolger zum Sprung ansetzen konnte. Angewidert umkreiste der Dachs den klebrigen, knisternden Schaumberg, schnüffelte, ging näher, zögerte, ging wieder näher. Offensichtlich kannte der Angreifer die Verteidigungstaktik des Tausendfüßlers und wusste, dass er die schleimige Burg seines vermeintlichen Opfers durchdringen musste, um an den Leckerbissen zu kommen. Frühere Versuche hatten ihn offensichtlich gelehrt vorsichtig zu sein, denn der Dachs wagte es nicht ein einziges Mal, mit dem Schaum in Berührung zu kommen. Stattdessen fing er an, die Umgebung abzuschnüffeln, lief noch ein paarmal im Kreis um den Schaumberg herum und entdeckte plötzlich Charlie, die ohne eine Wimper zu zucken das Schauspiel verfolgte. Der Dachs erstarrte mitten in der Bewegung, musterte Charlie eingehend und rannte dann so schnell ihn seine zähen kurzen Beine tragen konnten quer durch den Wald davon. Charlie starrte noch eine Weile ungläubig auf den Berg mit Schaum. Knisternd und prasselnd zerplatzen viele der Millionen winzig kleinen Bläschen in dem kompakten Schleim-Schaum-Berg. Nichts geschah. Anscheinend hatte der Tausendfüßler nicht sobald vor, seine sichere selbstgebaute Burg zu verlassen. Einige Zeit später beschloss Charlie weiterzugehen. Sie machte einen großen Bogen um das seltsame Tier und setzte auf der anderen Seite ihren Weg durch den Wald fort.
Sie wusste nicht, was sie von diesem seltsamen Tier halten sollte. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Verzweifelt suchte sie nach einer sinnvollen Erklärung. Aber je mehr sie über die letzten Stunden nachdachte, desto weniger vernünftig schien ihr alles. Sie ging und ging und hoffte inständig, endlich auf Wege, Häuser oder Menschen zu stoßen. Sie musste unbedingt herausfinden, wo sie war. Sie brauchte eine Bestätigung dafür, dass alle Ereignisse zwar sehr ungewöhnlich, aber dennoch völlig normal waren. Sie musste endlich ein Ortsschild oder menschliches Anwesen finden!
3. Vanaheim
Charlie stand auf einem Hügel und blickte ins Tal hinunter. Dort unten, zwischen den Bäumen und Sträuchern konnte sie die Dächer einiger Häuser erkennen. Ein Dorf!
»Endlich!« Charlie atmete erleichtert auf. Die Dämmerung hatte eingesetzt und es wurde jetzt zusehends dunkler. Charlie beeilte sich. Den sandigen Landweg entlang, lief sie auf das Dorf zu. Sie wollte vor der Dunkelheit dort sein.
Sie hatte keine Ahnung, wie spät es tatsächlich war, denn ihre Armbanduhr musste kaputt sein oder sich verstellt haben. Es konnte unmöglich fast 12:00
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