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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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zu berühren! In diesem Moment fasste Charlie den Entschluss noch einmal zurückzukehren!
     
    Genau wie Charlie vermutet hatte, wollte Tora ihren Bruder selber verarzten. In einem unbemerkten Augenblick, schlich sie sich davon und rannte so schnell sie konnte zurück zum See.
    Viel Zeit würde ihr nicht bleiben. Fast drei Stunden waren bereits verstrichen und die Nornen blühten bloß drei bis vier Stunden, hatte Biarn gesagt. Der große Godheimmond leuchtete hell hinter einem dünnen Wolkenfetzen hervor und der kleinere Vanaheimmond war nicht zu sehen, aber der Hi mmel über Gymers-Berg lag in einem fahlen Licht und verriet dadurch sein Versteck. Charlie stand am Ufer des großen Sees und atmete in tiefen Zügen. Langsam beruhigte sie sich, nach dem schnellen Spurt über Gymers-Berg zum See hinunter. Sie krempelte ihre seidenen Hosenbeine hoch und watete in das seichte Wasser.
    Die Diamanten der Nornen summten und vibrierten leise vor sich hin. Der süßlich lockende Duft - für männliche Wesen so gefährlich - lag in der Luft. Charlie atmete ihn tief ein. Der Geruch war unbeschreiblich - süß, kräftig und schwer, betörend und sinnesfüllend, aber zugleich erdrückend und gefährlich! Charlie hielt inne. Wurde sie genauso angelockt wie Kunar? Konnte sie dem herrlich süßen Duft widerstehen?
    Sie sah die lila Norne, eine große und wunderschöne Blüte, nur wenige Meter von sich entfernt abschätzend an. Ja, sie könnte jetzt umkehren. Sie war zwar sehr beeindruckt, hingerissen und fühlte sich fast unwiderstehlich zu ihr hingezogen, aber nur fast!
    Probehalber trat sie zwei Schritte zurück und betrachtete die Norne. Sie prüfte sich selbst. Sie konnte umkehren. Aber Charlie war nicht hergekommen, um den betörenden Nornen zu widerstehen. Langsam ging sie im seichten Wasser vorwärts und hielt direkt vor der Pflanze an. Dann streckte sie ihre Hand aus. Sie zögerte kurz. Ganz kurz nur, dann berührte Charlie entschlossen den summenden Stein in der Mitte der großen lila Blüte!
    Sie spürte das leichte Vibrieren in ihren Fingern. Es wurde stärker und durchströmte ihren gesamten Körper! Bis in die Zehenspitzen konnte sie die Vibration des Diamanten spüren! Plötzlich schien etwas sie mit sich fortzutragen! Obwohl Charlie den feuchten, kühlen Sand des Sees unter ihren Füßen spüren konnte, hatte sie das Gefühl, woanders zu sein!
    Es war so still! Ein gleißendes lila Licht flimmerte vor ihren Augen und allmählich begann sich das Licht zu entfernen und ein Bild tauchte vor ihr auf.
    Alles flimmerte! - So wie die Luft über Asphalt in der prallen Mittagssonne.
    An den Seiten der Szene, die langsam vor Charlies innerem Auge sichtbar wurde, stieg lila Nebel auf. Das Bild wurde klarer, aber das Flimmern blieb.
    Charlie sah einen Mann und eine junge Frau, die sich über eine Krippe beugten. Der Mann hatte schwarze lockige Haare, die er im Nacken zusammengebunden trug. Er war groß und stattlich und lächelte der junge Frau unter langen geschwungenen Wimpern zu. Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht. Dann führte er die zierliche Hand der blonden Frau zu seinen Lippen und küsste sie sanft. Die Frau lächelte zurück. Ihre blonden langen Haare fielen ihr weich ins Gesicht und umrahmten zwei mandelförmige blaue Augen. Sie trug eine Art Nachthemd aus fließendem, rubinrotem Seidenspinnergarn, das sich weich ihrem schmächtigen, fast knabenhaften Körper anpasste.
    Der dunkelhaarige Mann trug einen dunkelgrünen Umhang und einen roten Ring am Finger. Genau der gleiche Ring zierte die Hand seiner Frau. Ringe aus rotem Gestein mit dunklen und glitzernd goldenen Einschlüssen.
    Plötzlich änderte sich der Blickwinkel der Szene! Langsam, wie bei einer Filmkamera, schwenkte das Bild und näherte sich der reichverzierten Holzkrippe, an der das Ehepaar stand .
    Ein Neugeborenes lag dort und schlief friedlich. Den kleinen, mit schwarzem Flaum bedeckten Kopf hatte es auf ein blaues, seidenes Tuch gebettet. Charlie sah, wie der Mann etwas zu der Frau sagte, konnte aber nichts verstehen. Es war still! Genauso still wie im Nebel zwischen den Welten. Der Mann beugte sich vor und berührte vorsichtig mit seinem Zeigefinger die Wange des Säuglings. Dann sah er hoch und Charlie blickte geradewegs in ein grünes und ein blaues Auge!
    Sie erschrak und zuckte zurück! Das Bild vor ihr verschwand in einem Wirbel von lila Nebel! Nein! Nicht weggehen! , schrie Charlie innerlich und griff verzweifelt nach dem Diamanten der lila

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