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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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nehmen.
    »Es ist alles in Ordnung, Hanna«, erklärte er mit sanfter, ruhiger Stimme. »Das war ein Phönix. Der Vogel Phönix verbrennt sich selbst, um seine Brut zum Schlüpfen zu bringen.« Hanna sah Kunar schluchzend und mit dicken Tränen in den Wimpern ungläubig an. Sie schüttelte den Kopf.
    »Das kann doch nicht sein«, flüsterte sie und wischte sich mit zitternder Hand durch das Gesicht. Die Tränen hatten ihr Make-up aufgelöst und die Kriegsbemalung war über ihr ganzes Gesicht verschmiert. Sie sah schrecklich aus.
    »Aber genau so ist es!«, erklärte Kunar. »Die Eier des Phönix müssen extremer Hitze ausgesetzt werden, sonst können die Küken nicht schlüpfen. Sie schaffen es nicht, die Eierschale zu durchbrechen. Sie versuchen es nicht einmal.« Hanna schluchzte noch ein paar Mal laut und sah zu dem Felsen hoch, wo nur noch ein leichtes Glimmen an die explosionsartige Verbrennung des großen Vogels erinnerte.
    Charlie war der Erklärung stumm gefolgt. Die Eier des Phönix! Sie mussten dort oben liegen! Und wenn Kunar recht hatte, schlüpften genau in diesen Moment kleine Phönixküken! Charlie begann, den Berg hinaufzuklettern. Es war nicht ganz einfach, auf den Felsvorsprung zu gelangen, aber das hielt Charlie nicht davon ab. Sie war neugierig und aufgeregt, und sie musste sich mit eigenen Augen überzeugen.
    Tatsächlich! Dort auf dem Felsvorsprung, in der glühenden Asche des verbrannten Phönix, lagen fünf große, dunkelrote Eier! Charlie kletterte näher. Es sah aus , als würde die Eierschale glühen. Vermutlich tat sie es auch. Je näher Charlie heran robbte, desto wärmer wurde der Felsen unter ihr! Die roten Eier lagen dicht beieinander und ein leichter Windstoß verwirbelte die obere Schicht der Asche. Kleinste Glutstückchen flogen umher und verglühten in der Luft. Kunar war hinterher geklettert. Aus einiger Entfernung betrachtete er das Aschenest des Phönix.
    »Und? Tut sich was?«, fragte er. Charlie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht dauert es eine Weile, bis sie schlüpfen«, meinte Kunar. Charlie ließ das Aschenest nicht aus den Augen.
    Ja , dachte sie, vielleicht müssen die Eier erst wieder abkühlen? Sie wandte sich endlich um und äußerte ihre Überlegungen laut. Kunar nickte langsam.
    »Schon möglich«, sagte er und starrte ehrfürchtig in die glühende Asche.
    »Ganz schön heiß da drinnen!«, meinte er dann. Charlie nickte. Ja, anfassen würde sie die Eier bestimmt nicht.
    Gerade als sie beschlossen hatte, den Felsvorsprung wieder zu verlassen, hörte sie ein leises Pickern! Eines der fünf roten Eier vibrierte leicht. Dann pickerte es wieder und ein klägliches Fiepen war zu hören.
    »War das...«, begann Kunar. Charlie nickte aufgeregt.
    »Ja, es kam aus einem der Eier!« Auch Hanna war ein Stückchen den Berg hinauf geklettert und schaute unter tränenbehangenen Wimpern an Kunars Schulter vorbei. Sie schniefte leise und starrte skeptisch auf das glühende Aschenest. Sie konnte nicht viel erkennen.
    »Aber wenn die jetzt schlüpfen«, flüsterte Hanna, »dann haben die ja gar keine Mutter. Wer kümmert sich dann um die Küken?« Charlie sah Hanna ungläubig an. So viel Mitgefühl auf einmal, hatte sie gar nicht von ihr erwartet! Erst vergoss sie Tränen für den Muttervogel und jetzt machte sie sich Sorgen um die ungeschützten Kleinen! Aber Hanna hatte in ihrer Überlegung recht. Wer versorgte die Phönixküken?
    Bevor Charlie Kunar danach fragen konnte, hörte sie ein lautes Krachen! Ihr Kopf flog wieder in Richtung Aschenest! Das Ei w ar der Länge nach aufgesprungen. Es wackelte und schwankte hin u nd her. Noch ein lautes Krachen. Noch ein Riss. Etwas bewegte sich mühsam und mit großer Anstrengung im Inneren des Eies. Charlie konnte ve rklebte goldene Federn erkennen. Ein drittes lautes Krachen, und die Sch ale des Eies sprang auseinander.
    Heraus kullerte ein kleiner, feuchter Ball! Langsam entfaltete er sich. Goldene, blaue und rote Federn streckten sich zu zwei kurzen Beinchen, einem kugeligen Rumpf und einem langen , schmalen Hals. Der kleine Vogel öffnete seinen goldenen Schnabel und stieß einen krächzenden Schrei hervor. Dann schüttelte er sich ein paar Mal , wie ein nasser Hund und plusterte sich mit ausgestreckten Flügeln auf. Die heiße Asche seines Nestes trocknete sein buntes Federkleid im Nu. Ein paar Mal noch schüttelte der kleine Vogel sich kräftig, dann stakste er auf bewundernswert sicheren Beinchen aus dem Nest! Er streckte seinen

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