Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
diejenige bist, die die Tore in die Heimat öffnen kann. Für alle Euripiden. Wenn das so ist, darf dir niemand das Amulett abnehmen. Du wirst es brauchen. Denke einmal darüber nach.«
Sora hatte eine unruhige Nacht. Wilde Träume verfolgten sie, in denen sie mit Idun über weite Flächen voller galoppierender Fabelwesen flog. Rheas Grabinschrift hallte im Hintergrund durch das All und immer wieder ging sie an Rheas Hand durch den Nebel. Eine Stimme begleitete sie: Du zweifelst an deiner Bestimmung, doch Idun wird dich überzeugen und leiten! Geh Sora! Geh durch den Nebel! Idun drehte sich lachend im Kreis und schwenkte ihren Korb mit den Wildäpfeln.
Als Sora erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Eine Kanne duftender , grüner Kaffee erweckte langsam ihre Lebensgeister. Das führte allerdings nur dazu, dass sie wieder zu grübeln begann.
Konnte Archimedes mit seiner ungeheuren Aussage r echt haben? War sie die Reisende? Wenn das so war, sollte sie den Kampf gegen das Böse aufnehmen . Das k lang ja sehr verlockend! dachte sie zynisch und schnappte sich übel gelaunt ihren Regenschirm.
»Oh, nette Haarfarbe!«, wurde sie fröhlich von Domitian begrüßt, der bereits voll in Gange war. Sie war heute Morgen so durch den Wind gewesen, dass sie noch nicht einmal einen Blick in den Spiegel geworfen hatte. Sonst hätte sie natürlich bemerkt, dass ihre langen Haare immer noch in einem glänzenden Schwarzblau schimmerten. Sie konzentrierte sich kurz. Dunkelblond. Sie mochte ihre natürliche Haarfarbe immer noch am liebsten.
»Wie schade!«, rief Domitian über die Schulter hinweg. »Sah wirklich sehr interessant aus!« Grinsend eilte er mit einem vollbeladenen Tablett davon.
Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Sie ging ihrer Arbeit im Restaurant nach, plauderte hier und da mit einigen Angestellten und eilte mit diversen Bestellungen die vielen Stockwerke des Wissenschaftszentrums hoch und wieder runter. Alles wie immer, bis auf ihre Gedanken, die unaufhörlich um ein einziges Thema kreisten. Rheas Orakel und ihre eigene mögliche Rolle in diesem Spiel.
Ja, eigentlich war es ein ganz normaler Tag. Bis Anaximedes auftauchte. Sein Einfluss und die darauf folgenden Ereignisse sollten Soras Leben zum wiederholten Male von Grund auf verändern..
16. Das Runen-Orakel
Die Jagd verlief gut. Nur etwa eine Stunde später befanden Charlie und Kunar sich auf dem Rückweg , um Hanna abzuholen. Ihre Beute bestand aus zwei Leogriffen und einem dicken Kaninchen. Das Mittagessen war gesichert, und auch für das Frühstück am nächsten Morgen würde es reichen. Sie waren nun zu viert, und außerdem gab es da auch noch zwei hungrige Katzenkinder.
Kunar und Charlie waren nicht mehr weit von der Stelle entfernt , an der sie Hanna zurückgelassen hatten. Plötzlich hörten sie Schreie! Sie sahen sich kurz an und rannten los! Hoffentlich war nichts passiert!
Hanna stand nur wenige Meter von ihrem Felsvorsprung entfernt, und als sie Kunar und Charlie auf sich zu laufen sah, zeigte sie entsetzt auf den Felsen über sich und schrie:
»Feuer! Er verbrennt! Er ist einfach in Flammen aufgegangen! Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Der arme Vogel verbrennt! Tut doch was!« Charlie blieb wie angewurzelt stehen und starrte in die Flammen. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Vogel handelte, war nicht mehr zu erkennen. Aber das irgendetwas brannte, war nicht zu übersehen! Sie warf Kunar einen fragenden Blick zu. Er stand da wie gebannt. Ehrfürchtig fast.
»Ein Phönix...«, flüsterte er. »Es ist ein Phönix!«, wiederholte er dann überwältigt. »Unglaublich! Erinnerst du dich , Charlie? Ich habe dir davon erzählt! Auf dem Markt von Bragesholm! Die Phönixsteine!« Charlie starrte sprachlos auf den brennenden Vogel. Die hellen, heißen Flammen waren nun in ein rötliches Feuer übergegangen, das schnell an Hitze verlor. Schon bald würde nichts mehr übrig sein.
Hanna stand zitternd da und sah mit verzerrtem Gesicht dem makaberen Schauspiel zu. Sie hatte sich halb abgewandt, konnte aber nicht widerstehen dennoch hinzusehen. Sie schluchzte plötzlich laut auf und brach in Tränen aus.
»Er ist einfach verbrannt! Ich konnte doch nichts tun! Der Vogel war so groß und so schön... und… (schluchz) und... plötzlich stand er in Flammen! Einfach so!« Tränen liefen ihr über die Wangen, die Verzweiflung war ihr ins Gesicht geschrieben. Kunar ging näher, widerstand aber dem Impuls, das weinende Mädchen in den Arm zu
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