Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
förmlich, wie es in Archimedes arbeitete.
»Aber wie war das möglich? Rhea lebte viele Jahre nach der Besiedlung von Euripides. War das Wissen über die Tore von Generation zu Generation weitergegeben worden? Waren die Tore wohlmöglich die ersten Jahrhunderte noch gar nicht geschlossen?« Archimedes überschlug sich förmlich und Sora schwirrte der Kopf. Irgendwie warf diese Frage über Rheas Orakel nur weitere Fragen auf.
»Ich wüsste zu gerne, was oder wer die Tore verschlossen hat und warum. Wollte es jemand so? Oder war es vielleicht ein Versehen?«
»Oder eine kosmische Fügung«, gab Archimedes zu bedenken. »Irgendwelche Planeten oder kosmische oder magnetische Ströme, die das Öffnen unmöglich machen. Sozusagen eine Art Naturkatastrophe.« Sora nickte. So etwas wäre natürlich genauso möglich, wie alle anderen Theorien auch. Die Frage war wohl eher, was am Wahrscheinlichsten war. Doch wie sollte man das herausbekommen?
»Vielleicht ist es gar nicht wichtig zu wissen, wer oder was dafür verantwortlich ist«, überlegte sie laut. »Sonst hätte Rhea doch danach gefragt, oder? Tut sie aber nicht. Sie fragte danach, wie sich die Tore öffnen lassen.«
Archimedes strich sich aufgewühlt durch die immer noch feuchten Haare. Die drei Sonnen erleuchteten die kleine Küche und schickten warme Strahlen durch das runde Fenster. Unter ihnen breitete sich eine dichte Wolkendecke aus. Dicke Watte. Unwillkürlich musste Sora an Nebel denken. Eine dichte Nebelwand erschienen vor ihrem inneren Auge.
»Ich sehe in meinen Visionen ständig Nebel«, sagte sie. »In Rheas Orakel ist ebenfalls von Nebel die Rede. Eine Suche nach Herkunft, führt durch den Nebel in die Heimat «, zitierte sie die Stelle, an die sie dachte. Archimedes verstand, worauf sie hinaus wollte.
»Ja, aber Nebel allein, kann nicht die Antwort sein. Nebel gibt es hier ständig... Oder meinst du, dass man früher vielleicht bloß durch eine Nebelwand gehen musste, um in eine andere Welt zu kommen?« Sora verzog die Mundwinkel.
»Nein. Da muss es noch etwas anderes geben. Aber laut Rheas Orakel soll der Reisende wohl schon irgendwie durch den Nebel gehen. Wie soll das möglich sein, wenn die Tore verschlossen sind? Man muss hindurch gehen, um sie zu öffnen, aber man kann nicht hindurch gehen, da sie verschlossen sind!« Das war doch sehr verwirrend. Beide saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Dann überlegte Archimedes laut.
»Es muss sich tatsächlich um eine andere Welt handeln. Das würde auch deine Visionen über diesen unbekannten Ort erklären. Einen Ort , an dem es entweder tatsächlich all diese Fabeltiere gibt, oder zumindest der Ort , aus dem die Sagen über diese Tiere herkommen. Nicht auszudenken, wenn es sich dabei tatsächlich um die Erde handelt. Das wäre eine Sensation!« Er sah Sora flehend an. »Das könnte man nicht für immer für sich behalten. Die Menschen von Euripides erforschen seit Ewigkeiten ihren Ursprung. Sie haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren«, sagte er.
Sora wusste, dass er recht hatte, aber noch war es gar nicht sicher, dass es sich um die Erde handelte. Und sie waren ihrer Meinung nach noch meilenweit davon entfernt, diese mystischen Tore zu öffnen. Ihr blieb noch genügend Zeit, eine Entscheidung bezüglich der Rechte der Euripiden zu treffen. Sora versprach Archimedes, zu gegebener Zeit ihren Standpunkt zu überdenken.
Sie überlegten und diskutierten noch bis spät in die Nacht. Sie drehten und wendeten Rheas Worte in alle erdenklichen Richtungen und versuchten einen Sinn oder eine Wahrheit darin zu finden. Beide mussten sie am nächsten Morgen früh hoch. Archimedes wollte Juno und Menes am Raumhafen abholen und Sora musste arbeiten. Sie hatte Junos Job im Wissenschaftszentrum übernommen, zumindest teilweise. Sie teilte sich ihre Aufgaben mit einem älteren Mann namens Domitian, einem netten Junggesellen, der immer gut gelaunt durch das Zentrum eilte.
Bevor Archimedes sich verabschiedete, sagte er noch etwas, das Sora sehr nachdenklich machte.
»Du bist die einzige, die die Kraft in Rheas Grabstein aktivieren kann. Zumindest die einzige, seit ewig langer Zeit. Da bin ich mir ganz sicher.« Er fixierte Sora mit seinen rotbraunen Katzenaugen und sagte:
»Was , wenn du die Reisende bist, Sora? Immerhin hast du eine gewaltige Reise hinter dir. Eine Reise durch die Zeit. Was, wenn es dir möglich ist, durch den Nebel zu gehen, was auch immer damit gemeint ist. Was, wenn du
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