Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
die ihr zur Flucht verhalf.
Ob und wie Sapfo Anaximedes gestoppt hatte, wusste Sora nicht. Sie zwängte sich unaufhörlich voran, vorbei an Restaurants, Bäckereien, Friseursalons, Boutiquen und einem Blumenladen. Immer wieder warf sie unruhige Blicke über die Schulter und anfänglich dachte sie Anaximedes einige Male in der Menschenmenge erkannt zu haben, dann war er weg. Sora eilte weiter.
Was sollte sie nun tun? Ein Gedanke jagte den anderen. Anaximedes musste etwas bemerkt haben. Wohin sollte sie nun gehen? Ihr Amulett. Sie war fest entschlossen, es nicht wieder abzugeben. Sie brauchte es. Was würde Anaximedes als nächstes tun? Hatte sie ihn auch wirklich abgeschüttelt? Ihr PTG stand im Keller des Wissenschaftszentrums... Hatte Anaximedes mit dem Gerät ihren Stein überprüft? Das musste es sein! Die stete Energie, die das Amulett abgab! Das PTG war jetzt sowieso keine Hilfe. Damit konnte sie sofort geortet werden. Sie musste die Flugroute eingeben und außerdem war es im Wissenschaftszentrum und es wäre wohl dumm, dorthin zurückzukehren. Das Messgerät musste eine Veränderung festgestellt haben. Vielleicht eine höhere Energieabgabe? Anaximedes holte bestimmt als nächstes Vestas Erlaubnis ein, um das Amulett zu konfiszieren! Was sollte sie bloß tun? Wo sollte sie denn jetzt nur hin?
Sie eilte weiter durch die Menschenmenge. Überall waren Arme, die Regenschirme trugen und alle drängten in eine Richtung. Plötzlich fand sich Sora im Einzugsbereich einer Magnetschwebebahn wieder. Sollte sie die Stadt verlassen? Noch bevor sie sich entschieden hatte, wurde sie automatisch vorwärts geschoben. Sie stolperte die Stufen zur prallgefüllten MSB hinauf und zwängte sich zu einem der Stehplätze. Menschen redeten, lachten und riefen um sie herum. Sie hörte es kaum. Alles floss in einem tosenden Meer von Geräuschen zusammen und drohte sie zu ersticken. Die MSB setzte sich mit einem sanften Ruck in Bewegung und schoss bald mit hoher Geschwindigkeit der nächsten Haltestelle entgegen.
Wenn Anaximedes das Recht auf erneute Untersuchungen bekam, würden bald alle nach ihr suchen. Sie dachte an Archimedes und Juno und auch an Sapfo. Sie hatten ihr schon so viel geholfen, aber sie konnte nicht von ihnen verlangen, dass sie sich öffentlich gegen das Gesetz stellten. Einen Augenblick lang dachte sie daran, zumindest Archimedes irgendwie zu kontaktieren, aber dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie durfte ihn nicht belasten. Sie würden ihn wahrscheinlich sowieso verhören. Sie durfte ihn nicht verdächtiger machen, als er ohnehin schon sein würde. Er hatte Familie. Einen kleinen Sohn und Juno...
Die MSB näherte sich dem Stadtrand.
»Letzte Haltestelle vor Überlandfahrt nach Menander«, ertönte eine freundliche Stimme durch die Bahn. Sora erwachte aus ihren Überlegungen und zwängte sich zum Ausgang.
»Letzte Haltestelle vor Überlandfahrt nach Menander«, hörte Sora die Wiederholung der Durchsage, während dieselbe Mitteilung an mehreren Wänden als Runentext vorbeizog.
Die MSB hielt mit einem sanften Ruck und einige Euripiden verließen neben Sora das Abteil. Neugierige Blicke verfolgten sie. Für jemanden wie Sora war es fast unmöglich, unerkannt zu bleiben. Wie um alles in der Welt sollte sie sich versteckt halten können?
Während sie begann am Stadtrand entlangzuwandern, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. Der Regen war schwächer geworden. Sie hatte aufgrund ihrer übereilten Flucht keinen Regenschirm dabei. Ihre Kleidung und die dunkelblonden Haare klebten an ihrem Körper und im Gesicht. Sie wurde unwillkürlich an den Vortag erinnert, als sie und Archimedes ebenfalls vollkommen durchnässt auf Rheas Grab gestanden hatten. Rheas Grab. Plötzlich erkannte sie, in welche Richtung ihre Füße sie trugen.
Der Weg dorthin war lang. Sie war bereits mehr als zwei Stunden gelaufen, als sie endlich die ersten Hügelgräber entdeckte. Der Regen hatte so gut wie aufgehört. Trotzdem war sie nass bis auf die Haut, aber sie fror nicht. Zum einen war es nicht kalt und zum anderen spürte sie die wohlige Wärme, die das Amulett durch ihren Körper fließen ließ. Ihre Beine trugen sie ganz automatisch durch das Grabfeld, bis sie sich endlich auf Rheas Hügelgrab befand. Der Grabstein erhob sich viele Fuß hoch direkt vor ihr und lange stand sie einfach nur da und starrte ihn an. Und was nun? Idun wird dir den Weg zeigen ... Sie seufzte. Na hoffentlich, dachte sie sarkastisch. Auf ihrem
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