Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
»Ich sagte ihnen, dass du sicherlich nur übereilt reagiert hast und einige Stunden für dich benötigen würdest.« Sapfo nickte.
»Ja. Du würdest niemals mit Absicht Euripides Gesetze missachten, habe ich recht?« Auch Sapfo warf ihr eindringliche Blicke zu. Sora verstand. Sie wollten ihr wieder helfen, hatten es bereits getan. Und nun reichten sie ihr die Hände. Sora nickte langsam und starrte in den Nebel hinein. Sollte sie es versuchen? Sie hatte nichts zu verlieren.
»Wie geht es dir, Sora?«, fragte Sapfo besorgt. »Hast du die ganze Nacht hier verbracht?« Sie machte eine Handbewegung, die das gesamte Grabfeld einschloss. Sora lächelte und Archimedes lächelte zurück. Er verstand sie. Für ihn war dieser Platze ebenso vertraut, wie für Sora selbst. Sapfo schüttelte ungläubig den Kopf. Plötzlich hörte Sora Iduns Stimme laut und deutlich durch den Nebel.
»Geh jetzt... In den Nebel.. Ich werde dich leiten... Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Du wirst komme n , um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen... Jetzt...« Verwirrt schaute Sora in die Gesichter ihrer Freunde. Sie hatten offensichtlich nichts gehört. Sie nickte ihnen zu.
»Ihr habt recht«, sagte sie laut und deutlich, so dass die Spürhunde um sie herum jedes Wort verstehen mussten. »Ich brauchte nur etwas Zeit. Tatsächlich hatte ich gar nicht vor, solange hier zu verweilen. Ich muss eingeschlafen sein. Ich wollte gestern Abend schon nach Hause zurückkehren.« Das entsprach sogar der Wahrheit. Sie lächelte Archimedes zu.
»Das Abenteuer beginnt nun. So oder so…«, sagte Sora und machte einige Schritte auf ihn und Sapfo zu. Ihr Amulett ruhte sanft auf ihrer Brust und sie griff danach. Sich der Aufmerksamkeit der Spürhunde bewusst, ließ sie Archimedes nicht aus den Augen. Sie fixierte ihn mit ihren Blick.
»Wünsche mir Glück«, sagte sie auf ihrer alten Sprache. Sie sah noch wie Archimedes große runde Augen bekam, dann wurde es still.
Nebel umschloss Sora. Schwer und undurchdringlich. Totenstille. Sora konnte ihr eigenes Herz laut im Brustkorb klopfen hören. Sie hielt den Stein fest in ihrer Hand. Er wurde heiß. Ihr Blut rauschte in ihren Adern und sie hielt angespannt den Atem an. War das möglich? Ging sie tatsächlich durch den Nebel, so wie es auf Rheas Grabinschrift vorausgesagt wurde? Ungläubig ging sie noch einen Schritt vorwärts. Die Angst, doch gleich Archimedes gegenüberzustehen, ließ sie zögern. Sie würden ihr das Amulett wahrscheinlich für immer wegnehmen... Noch ein zögerlicher Schritt und plötzlich riss der Nebel vor ihr auf und sie stand im Freien!
Es regnet leicht. Der Nebel, aus dem sie gekommen war, verschwand wie von Geisterhand und gab den Blick auf eine gewaltige Bergkette frei. Sora zog die Luft durch ihre Zähne. Wie gelähmt stand sie da und starrte die Berge um sich herum an. Rau, majestätisch und wunderschön! Trotz des Regens konnte sie ihren Blick weit schweifen lassen. Weite Bergwiesen umgaben sie und Sora traute ihren Augen kaum. Dort grasten sie! Große Herden geflügelter Pferde! Weiße Pegasus! Genau wie in ihrer Vision.
Ungläubig stand sie da und sah über das neue Land. Eine neue Welt. Sie war tatsächlich durch den Nebel in eine andere Welt gegangen.
Sie starrte auf den weißen Stein mit den blutroten Linien, den sie immer noch fest umklammert hielt und plötzlich sah sie ein junges Mädchen. Ein Mädchen mit schwarzen, lockigen Haaren, das sehr blass und mit geschlossenen Augen auf einer Pritsche lag. War es tot?
Als Sora aufsah, blickte sie durch den Regen über die Berglandschaft. Sie war allein. Allein, mit einer großen Herde Pegasus.
21. Bei den Schwarzelfen
Charlie träumte so allerhand wirres Zeug.
Grüne Blitze zuckten an ihr vorbei und ein grüner Felsvorsprung war zu sehen, an dem jemand saß, dessen Gesicht und Körper sie nicht erkennen konnte. Die Gestalt trug eine Kette mit einem grünen Stein um den Hals.
Kleine, schrumpelige Kartoffeln wuselten um sie herum und plötzlich segelte sie in einem Schiff durch die Lüfte.
Tora und Kunar standen mit vom Winde verwehten Haaren und besorgten Gesichtern an der Reling des fliegenden Schiffes und auch Biarn war dort. Auf seiner Schulter saß eines dieser schrumpeligen Wesen.
Eine junge Frau stand weit entfernt auf einem kleinen, grünen Hügel und blickte hinab in ein Nebelmeer, aus dem seltsame, weiße Gebilde emporragten.
Plötzlich faltete sich das fliegende Schilf vor Charlies Augen zusammen, wie ein
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