Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
großes Tuch. Mehrere kleine schrumpelige Wesen trugen das gefaltete Schiff über ihren Köpfen schwebend davon.
Die junge Frau fasste sich an die Brust und berührte einen weißen Stein, der an einem Lederband um ihren Hals hing. Blutrote Linien überzogen den Stein. Die junge Frau umfasste den Stein, atmete tief durch und strich sich ihre glatten, dunkelblonden Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen schimmerten wie Bernstein und ihr Gesichtsausdruck war ernst. Sie sagte etwas, dann ging sie entschlossen vorwärts, direkt in den Nebel hinein. Sie verschwand.
Eines dieser kleinen Wesen ritt auf einer braunen Maus, oder war es eine Ratte? Dutzende berittene Nager kamen herbeigeeilt, und jedes dieser Tiere trug eines dieser kleinen, schrumpeligen Wesen auf dem Rücken.
Wie ein Echo kam es von weit, weit entfernt her. Fast wie ein Flüstern, Wispern, wie eine Beschwörung... So… So…, ray… Sora… raya… So… ya … Die Silben überlappten sich und klangen dumpf in ihr nach… Soraya…
Charlie sah sich selbst. Leblos, blass lag sie aufgebahrt , und um sie herum gab es… nichts… Sie lag auf dem Rücken und hielt die Hände auf der Brust gefaltet. Es war so ruhig. Plötzlich erstrahlte sie in einem blendenden Licht, sie musste ihre Hand schützend vor die Augen halten, um sich selbst besser sehen zu können. Das Licht wurde schwächer und gab den Blick auf eine wundersame Szene frei.
Charlie lag immer noch aufgebahrt auf dem Rücken. Sie konnte nun erkennen, dass sie auf einer Art Holzgestell mitten im Wald lag. Plötzlich näherten sich von allen Seiten diese kleinen, seltsamen Wesen. Eng, immer enger zogen sie den Kreis um sie herum und dann war er da. Biarn! Langsam beugte er sich über sie. Er hielt einen kleinen Tonkrug in der Hand... Nein! , schrie Charlie laut auf. Aber niemand hörte sie.
Die junge Frau mit den Bernsteinaugen trat aus einer Nebelwand hinaus in den Regen. Der Nebel verschwand wie von Geisterhand und gab den Blick über eine enorme Bergkette frei. Trotz des schlechten Wetters konnte man erkennen, wie der Berg sich weit um sie herum ausbreitete und an dutzenden Stellen hoch und majestätisch über sich hinauswuchs. Auf den ausgedehnten Bergweiden grasten große Herden geflügelter Pferde. Mit ihrem weißen Fell, sahen sie aus wie vom Winter übriggebliebener Schnee.
Charlie schlug die Augen auf.
Sie lag im Halbdunkel eines Baldachins aus riesigen Blättern. Sie starrte das grüne Dach über sich verwirrt an. Wo war sie? Was war geschehen? Das hier war eindeutig nicht die vertraute Höhle auf Gymers-Berg.
Charlie versuchte sich zu bewegen, aber ihre Glieder schienen unendlich schwer, als ob unsichtbare Fesseln sie festhielten. Sie versuchte den Kopf anzuheben. Ein, zwei Zentimeter nur, aber er erschien schwer wie eine Bowlingkugel. Ihr Mund war trocken und ihre Lippen klebten aneinander. Sie hatte Durst. In ihrem Kopf herrschte eine seltsame Leere. S o, als ob da etwas gewesen wäre , woran sie sich erinnern müsste. Aber da war nichts!
Wieder versuchte sie sich aufzusetzen, aber das einzige, was etwas zuckte, waren ihre Finger.
Sie hörte Stimmengewirr. Gedämpft klang es zu ihr hinüber, aber verstehen konnte sie nichts. Plötzlich spürte s ie, wie etwas auf ihr herumlief! Unwillkürlich wurde sie an ihre erste Begegnung mit den Wichtelfichten erinnert. Eine runzlige Gestalt tauchte an ihrem Kinn auf. Hätte sie gekonnt, wäre Charlie mit einem riesigen Satz aufgesprungen. So blieb ihr nur, mit weit aufgerissenen Augen zu beobachten, wie dieses seltsame Wesen auf ihr Kinn kletterte und sich daran machte , irgendetwas in ihren halboffenen Mund zu kippen!
Ein Bild blitzte vor ihren Augen auf! Eine furchteinflößende Gestalt ließ eine klare Flüssigkeit in Charlies Mund fließen. Panik stieg in Charlie hoch, obwohl sie diese furchterregende Erinnerung nicht deuten, geschweige denn zuordnen konnte. Ihre Bemühungen aufzuspringen, resultierten lediglich in heftigen Zuckungen ihrer Hände und einem Zittern der Lippen.
»Oh!«, gab das Wesen auf ihrem Gesicht von sich und kämpfte um sein Gleichgewicht. Dabei schüttete es das meiste der klaren Flüssigkeit an ihrem Mund vorbei. Kleine Rinnsale suchten sich ihren Weg von ihren Mundwinkeln über ihre Wangen, bis zum Hals.
»Es ist wach, wie ich sehe!«, verkündete das Wesen entzückt. Es hatte eine fröhliche, helle Stimme, die Charlie davon ausgehen ließ, dass es sich um ein Weibchen handelte.
»Tatsächlich?«, fragte eine
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