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Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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halbe Stunde später saß Charlie unter ihrer Eberesche und aß ein paar Erdnüsse. Jetzt brauchte sie Tora um Kunar nicht mehr nach den Geräuschen im Schuppenfichtenwald fragen. Wo diese herkamen wusste sie nun. Allerdings hätte Charlie gerne mehr über diese seltsamen Zapfen-Wesen gewusst. Waren sie gefährlich? Wo wollten sie hin? In Gedanken versunken knabberte Charlie an ihren Nüssen. Am späten Vormittag dann, sah Charlie endlich das Einhorn auf sich zukommen. Kunar kam alleine. Er lächelte ihr entgegen. Als er langsam und mühsam von Gyllers Rücken glitt, verzog er schmerzhaft sein Gesicht zu einer Grimasse. Er stöhnte leise, kaum hörbar, gab aber sonst keinen Laut von sich. Kunars linker Wangenknochen war geschwollen und hatte eine blaulila Färbung. Charlie betrachtete ihn misstrauisch. Kunar hatte offenbar Schmerzen, auch wenn er alles tat, um diese zu verbergen. Und wo war Tora? Charlie die durch mehr und weniger freundliche Hände diverser Pflegeeltern gegangen war, befürchtete nichts Gutes.
    »Was ist passiert?«, gab sie knapp von sich. Ihre Stimme kam mehr einer Aufforderung als einer Frage gleich. Sie sah Kunar fest und entschlossen in die Augen.
    »Nichts«, presste Kunar hervor und starrte vor sich auf die Wiese. Er ließ Gyller laufen. Das Einhorn senkte sofort den Kopf und begann zu grasen. Skeptisch hob Charlie eine Augenbraue.
    »Nichts?«, fragte sie bissig. »Du kannst kaum laufen und wo ist Tora? Gestern schien sie noch sehr viel Wert darauf zu legen, mir diese Augenklappe zu basteln!« Kunar seufzte und gab Charlie einen schnellen Blick.
    »Grmpf«, brummte er dann hervor. »Nichts«, wiederholte er dann. »Nichts was nicht schon früher oft genug passiert ist«, gab er widerwillig von sich.
    »Prügel?«, fragte Charlie, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte. Kunar gab ein weiteres »Grmpf« von sich. Charlie nickte.
    »Prügel sind dir, da wo du herkommst, also auch nicht fremd«, brummte Kunar. Charlie schüttelte den Kopf.
    »Nee. Erlaubt ist es zwar nicht, aber das kümmert auch nicht jeden«, antwortete Charlie säuerlich. »Lass mal sehen!« Bevor Kunar ein heftiges »Nein!«, ausstoßen konnte hatte Charlie ihm den Umhang von den Schultern gezerrt. Mit vor Schreck geweiteten Augen wich sie zurück. Sein Seidenhemd war zerrissen und blutig. Durch die langen Schlitze im Hemd konnte Charlie dünne blutige Striemen erkennen. Mehrere Stellen waren grün und blau angelaufen. Kunar ließ einen Wortschwall los, doch das einzige was Charlie verstand war »Verdammter Mist!«...
    »Tu-das-nie-wieder!«, zischte er wutentbrannt hervor. Charlie war sehr blass geworden. Ihr war übel und sie schämte sich. Prügel, ja, das kannte sie. Aber so etwas hatte sie in ihren wildesten Träumen nicht erwartet! Kunar beruhigte sich langsam und sagte mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme:
    »Solche Prügel bist du anscheinend doch nicht gewöhnt, was?« Charlie schüttelte schnell den Kopf. Dann erinnerte sie sich an Tora. Ob sie auch... Charlie mochte gar nicht daran denken.
    »Tora…?«, hauchte sie dann flüsternd hervor.
    »Nein, keine Schläge«, sagte er dann. Aber seine Stimme hatte einen seltsam schwingenden Unterton. Charlie konnte ihn nicht einordnen. Keine Schläge, aber irgendetwas ging da doch vor sich. Oder hatte sie sich den seltsamen Ton in Kunar Stimme nur eingebildet?
    »Warum ist sie dann nicht mitgekommen?«, fragte Charlie forschend. Kunar erklärte Charlie, das s Tora oft zuhause bleiben musste, um die Hausarbeit zu erledigen. Die Pflegemutter Tyrvi war krank. Mal wieder.
    »Und Tora übernimmt dann alle Pflichten einer Frau im Hause.« Bei diesem letzten Satz konnte Charlie wieder diesen bissigen Unterton heraushören. Kunar biss sich so hart auf die Lippen, dass langsam Blut hervorquoll.
    »Sie ist doch noch so jung! Die viele Arbeit schafft sie nicht alleine. Und dann macht sie Fehler«, presste er hervor.
    »Seine Strafen sind hart«, fügte er leise hinzu.
    Charlie atmete tief durch. Sie erinnerte sich an eine Zeit, die sie zu vergessen versuchte.
    Vor etwa einem Jahr war Charlie bei den Pflegeeltern Clara und Âke untergebracht worden. Jedes Mal wenn Clara nicht in der Nähe gewesen war, hatte Âke anzügliche Bemerkungen gemacht und hatte Charlie gezwungen gefährliche und schwere Dinge im Haushalt zu erledigen. Dabei hatte er sie beobachtet. Sie würde diesen lüsternen Gesichtsausdruck niemals vergessen, der sie überallhin verfolgte. Wenn sie zu langsam

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