Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
gewesen war, oder etwas fallen gelassen hatte, war Âke zornig und sehr hart geworden. Er hatte es förmlich genossen, sie zu bestrafen. Eines Abends war es besonders schlimm gewesen und dann war sie fortgelaufen. Übersät mit blauen Flecken und Wunden, hatte sie Stunden später vor Jonas Tür gestanden.
Tränenüberströmt. Jonas. Ihr Jonas. Er hatte Charlie ins Krankenhaus gebracht und dann war er verschwunden. Später hatte Charlie erfahren, dass Jonas verhaftet worden war. Er hatte Âke krankenhausreif geprügelt. Niemand hatte gewusst, ob Âke überleben würde. Jonas war für seine Selbstjustiz verurteilt worden. Âke hatte überlebt und kam für Kindesmisshandlung ebenfalls hinter Gitter. Charlie wurde zu einem Psychologen geschickt. Aber auch der konnte Charlie nicht erklären, warum jemand der ihr helfen wollte genauso ins Gefängnis gehen musste, wie jemand der ihr wehgetan hatte.
Charlie schüttelte sich und sah zu Kunar auf.
»Und du hast versucht ihr zu helfen?« Es kam heraus, dass Kunar ihr jedes Mal versucht e z u helfen, was dazu geführte , dass beide Prü gel bezogen . Dann waren sie zu einer stillen Übereinkunft gekommen. Kunar ließ widerstandslos alles über sich ergehen, was Saligaster in seinem sadistischen Zorn ausleben wollte und Saligaster ließ dafür Tora mit Ohrfeigen und Tritten glimpflich davonkommen.
Sie hatten auch schon versucht zu fliehen. Aber Saligaster, der Herr des Hauses, hatte sie suchen und zurückbringen lassen. Jeder in der näheren Umgebung kannte die beiden. Sie waren nicht, wie Charlie anfangs vermutet hatte, Saligasters und Tyrvis Pflegekinder. Tora und Kunar waren Sklaven. Wie viele elternlose Kinder in Vanaheim. Sie wuchsen als Sklaven auf und würden den Rest ihres Lebens als Sklaven verbringen. Charlie hatte Kunars Bericht mit betretener Miene gehört.
Nun schritten die beiden schweigend nebeneinander her. Kunar musste für das Abendessen sorgen und Charlie hatte ihm angeboten zu helfen, so gut sie konnte. Tora hatte Kunar zum Abschied die Augenbinde für Charlie in die Hand gedrückt. Sie passte. Irgendwie.
6. Das Feuerritual
Am nächsten Tag kamen weder Kunar noch Tora. Kunar hatte Charlie erklärt, dass sie sich erst in zwei Tagen wieder sehen konnten. Er hatte so einiges auf dem Saligasterhof an Arbeit zu erledigen.
Während Kunar am Vortag jagen ging, hatte Charlie darauf bestanden, irgendwie zu helfen. Letztendlich hatte Kunar ihr einen Laubpilz in die Hand gedrückt. Als Muster sozusagen. Außerdem grub er eine unscheinbare Pflanze samt Wurzeln aus und reichte sie Charlie. Auf Charlies Frage, ob man diese Wurzeln essen könne, hatte Kunar grinsend den Kopf geschüttelt und ihr erklärt, dass das Seifenwurz sei. Schmeckte nicht besonders gut. Sie würden sie zum Waschen verwenden.
Mit ihrem Laubpilz und dem Seifenwurz war Charlie den Nachmittag durch den Wald gestreift und hatte weitere Exemplare gesucht.
Kunar war einige Stunden später mit einem erlegten Kaninchen und einigen Vogeleiern zurückgekommen. Keine große Ausbeute.
Charlie selber zehrte von den Resten des Vort ages und ihren Erdnüssen. Ihre Wasserflasche hatte Kunar ihr aufgefüllt. An seinem Gürtel hatte er einen Wassersack aus weichem hellbraunem Leder hängen. Außerdem gäbe es in der Nähe des Schlosses, tief im Wald, einen kleinen Bach mit sauberem trinkbarem Wasser. Tora und Kunar würden Charlie bei Gelegenheit den Weg dorthin zeigen. Kunar hatte Charlie weiterhin geraten, trotz Augenklappe niemandem zu begegnen. Sie sollte sich am besten in der Nähe der Eberesche aufhalten. Da sie nichts weiter zu tun hatte, verbrachte Charlie den ganzen Tag damit, weitere Laubpilze und Seifenwurz zu suchen. Auf ihrem Streifzug durch den Wald fand sie auch zwei verschiedene Beerensorten. In der Hoffnung sie wären essbar, sammelte Charlie auch diese. So hatte sie zumindest etwas zu tun. Tora und Kunar würden ihr morgen schon sagen, ob diese Beeren etwas taugten.
In den nächsten Tagen trafen Tora, Kunar und Charlie sich regelmäßig. Tora war wie immer. Nichts deutete auf die quälenden Ereignisse dieses einen bestimmten Tages hin. Kunar hatte Charlie einen warnenden Blick zugeworfen und den Zeigefinger in eindeutiger Geste über den Mund gelegt. Charlie war seiner Aufforderung gefolgt. Tora und Kunar zeigten Charlie den Weg zu dem Bach mit Trinkwasser. Während Kunar Charlie zum Jagen mitnahm, sammelte Tora diverse Pilze, Beeren und Kräuter. Sie kannte sich gut aus, alles was
Weitere Kostenlose Bücher