Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Jahren. Also nur wenige Jahrhunderte nach deiner Zeit, Sora. Man sagt sie sei eine Person mit paranormalen Fähigkeiten gewesen. Was an der Legende wahr ist und was bloß ein interessantes Märchen ist, kann man heute nicht mehr in Erfahrung bringen. Leider«, fügte er bedauernd hinzu.
»Wenn es dich interessiert, werde ich dir das Grab bei Gelegenheit einmal zeigen. Die meisten Euripiden waren schon einmal dort. Leider behalten sie meist nur die Werbesprüche oder Sprichwörter in Erinnerung, die uns heute täglich an irgendeiner Ecke begegnen.« Er zeigte seufzend auf die Runentafel über ihren Köpfen. Sapfo sagte etwas und Archimedes zog eine Grimasse. Sapfo lächelte sanft.
»Sapfo würde gerne heiraten, musst du wissen. Der Spruch habe viele Menschen sehr glücklich gemacht. Vermutlich hat die heutige Verwendung der Worte Rheas auch etwas Gutes. Ich bin Archäologe. Mich interessiert eben mehr die ursprüngliche Bedeutung.« Sora musste ihm Recht geben. Auch sie war mehr an der wirklichen Bedeutung der Dinge interessiert. Und diese Grabinschrift hatte ihre Neugierde geweckt. Eine Legende über Magie! Sie verspürte die gleiche mystische Spannung, die sie als kleines Mädchen bei ihren Stöckchenspielen empfunden hatte. In die Kindheit zurückversetzt, ihrer Zeit wesentlich näher, als sie es tatsächlich je wieder sein würde. Selbstverständlich würde sie sich diese Grabinschrift irgendwann einmal von Archimedes zeigen lassen!
Sora war auf der kleinen Lichtung angekommen, auf der sie ihr PTG geparkt hatte. Eine kleine silberglänzende Libelle, in dessen gläserner Kuppel sich das Grün des umliegenden Waldes spiegelte. Sora blieb unschlüssig stehen.
Sollte sie Archimedes nun einweihen, oder nicht?
Er hatte Recht behalten, was Anaximedes und seine Forschungen betraf. Exakt drei Monate nach der Anhörung durch den Hohen Rat und ihrer Ernennung zum Bürger Euripides, hatte sie ihren seltsamen Stein zurückerhalten. Anaximedes Blicke verfolgten sie noch heute, wenn sie das Wissenschaftszentrum betrat, um Sapfo zu besuchen, oder ihrer eigenen Arbeit nachzugehen.
Das alles war nun mehr als zwei Jahre her. Sora war jetzt 21 Jahre alt. Und genau wie sie selbst gedacht hatte, war seitdem nichts Weltbewegendes geschehen, bis auf die gewohnten Kühl-und Wärmeeigenschaften, die Sora bereits aus ihrem Leben vor dem langen Schlaf kannte. Trotzdem hatte sie sich, seit diesem Tag wieder als Ganzes gefühlt. Vermutlich reinste Einbildung, aber durchaus angenehm. Da der Stein in Anaximedes Händen nicht die geringste Wirkung gezeigt hatte (keine Wärme-oder Kältegefühle) fühlte sich Archimedes in seiner Theorie bestätigt. Es musste eine Art Koexistenz zwischen Sora und diesem weißen Stein mit den seltsamen blutroten Linien geben. Dass es sich bei dem Symbol auf der einen Seite des Steines um Runen handelte, hatte sie bereits als Kind gewusst. Jeder kannte die Runen zu ihrer Zeit: und , ein L und ein A. O bwohl die heutigen Runen auf Euripides um einiges verändert waren, hatte natürlich auch Anaximedes gewusst, was sie bedeuteten. Es hatte ihm nur nicht weitergeholfen. Genauso wenig wie ihr selbst oder Archimedes.
Sora erinnerte sich, wie erleichtert sie gewesen war, als sie ihr Amulett nach so langer Zeit wieder in Händen hielt. Anaximedes hatte mit säuerlicher Miene gefragt, ob sie etwas spürte. Sie hatte ihm glatt ins Gesicht gelogen, obwohl der Stein in der kühlen Halle des Wissenschaftszentrums sofort eine wohlige Wärme in ihr verbreitet hatte. Sie hatte Archimedes einen prüfenden Blick zugeworfen, doch dieser verzog keine Miene. Sie war sich sicher gewesen, dass er wusste dass die log, was sich in späteren Gesprächen mit ihm bestätigt hatte.
Sie waren Freunde geworden. Sora hatte relativ schnell die Sprache der heutigen Euripiden gelernt und war wieder ganz gesund geworden. Der Krebs war besiegt. Für immer. Sora verdankte Archimedes, sowie Juno und Sapfo sehr viel. Sie hatten ihr geholfen sich in der ihr so unendlich fremden Welt zurechtzufinden und hatten ihr Freundschaft angeboten, die sich schnell zu tieferen Beziehungen entwickelten. Jede auf ihre Weise und jede für sich eine Bereicherung.
Wem konnte sie vertrauen, wenn nicht ihnen?
9. Von wandernden Bergen und anderen Merkwürdigkeiten
Die Tage nach der Begegnung mit dem Midgârdsorm waren lang. Sehr lang und sehr langweilig und nicht zuletzt äußerst unangenehm.
Die Schmerzen waren zwar auszuhalten, aber der Juckreiz wurde immer
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