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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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eindringlich.
    »Ich sehe meine Fylgja!«
     

13. Feuer in der Nacht
     
     
    K unar begriff schnell. Auch er warf sich seine Kapuze über.
    »Tora! Hierher!«, raunte Kunar seiner Schwester zu. Sie folgte ihrem Bruder und Charlie, die sich in den Schatten einiger Häuser zurückzogen. Keiner von ihnen bemerkte, wie ein ganz anderer Schatten lautlos hinter die dicke Eiche glitt und sich ganz in ihrer Nähe an eine Hauswand lehnte.
    »Dort!« Tora bemerkte sie als Erste: Zwei schwarze Raben flogen im raschen Tempo tief über das Dorf hinweg. Sie verschafften sich einen Überblick über die Vorgänge auf dem Marktplatz und zogen dann genauso schnell, wie sie gekommen waren, wieder ab. In der allgemeinen Fröhlichkeit des Festes hatte kaum jemand sie bemerkt.
    »Sie sind weg«, atmete Tora erleichtert aus.
    »Die Gefahr ist nicht vorüber«, warnte Charlie. Sie spähte in den Himmel, dort wo ihre Fylgja hoch über dem Dorf ihre Kreise zog. Der mächtige, blaue Drache schimmerte schemenhaft in der untergehenden Sonne.
    Charlie sah sich unruhig um. Nicht weit von ihnen entfernt torkelten einige Männer laut singend, jeder mit einem vollen Horn Met in der Hand, die Straße entlang. Beiläufig registrierte Charlie ihre Gesichter.
    Es traf sie wie ein Keulenschlag von Gymer persönlich. Sie wurde leichenblass. Nun sah sie es genau vor sich:
    Die Häuser, die Menschen … dieses Dorf … Weshalb hatte sie es nicht sofort bemerkt? Aber natürlich – der überfüllte Marktplatz, die vielen Händler …
    Ihre Alpträume der letzten Wochen!
    Feuer … überall Feuer und schreiende Kinder …
    »Charlie?« Toras eindringliche Stimme drang kaum zu ihr durch. Kunar griff sie an den Armen und schüttelte sie.
    »Charlie, was ist los?«
    Ihre Kapuze rutschte herunter und zeigte ihre weit aufgerissenen Augen, die blankes Entsetzen widerspiegelten.
    »Feuer!«, stieß sie atemlos hervor. »Es passiert heute!«
    Als die Vision vorüber war, zitterte sie noch immer, doch ihr Verstand begann wieder normal zu arbeiten.
    »Das Dorf aus meinen Träumen«, hauchte sie entsetzt. »Das ist es. Es ist dieses Dorf und es passiert heute !«
    Tora und Kunar sahen Charlie fassungslos an.
    Kunar fing sich als erster.
    »Also gut«, sagte er mit belegter Stimme. Er räusperte sich. »Jetzt immer mit der Ruhe …«
    Er begann im Schatten der Häuser auf und ab zu gehen.
    »Was können wir tun … Immerhin haben wir noch etwas Zeit … In deinen Träumen war es Nacht«, überlegte er, streifte die Kapuze ab und fuhr sich durch die Haare. Dann besann er sich und zog die Kapuze wieder hoch.
    Charlie überlegte fieberhaft.
    »Wir müssen sie warnen! All diese Menschen! Unschuldige Kinder …« Sie schlug hilflos mit den Armen aus.
    »Deine Fylgja, ist sie noch da?«, fragte er. Charlie sah sich um.
    »Sie sind alle da«, sagte sie und seufzte. Ihr Drache kreiste noch immer über dem Dorf, doch er war nicht allein. Vor den Häusern pilgerte eine blau schimmernde Sphinx und ein blauer, enormer Bär erhob sich direkt dahinter auf seine Hinterbeine.
    »Dein Unterbewusstsein hat vor dir gewusst, dass etwas nicht stimmt«, brummte Kunar. Charlie schwieg. Sie hätte gerne darauf verzichtet und das Dorf in Sicherheit gewusst.
    Als ob Tora ihre Gedanken gelesen hätte, sagte sie:
    »Wir sind hier. Also können wir auch etwas tun! Aber was sollen wir tun?«
    Charlie sah keine Möglichkeit.
    »Wir müssen sie irgendwie warnen«, meinte Tora.
    Charlie lachte freudlos auf.
    »Und wie stellst du dir das vor? Sollen wir uns mitten auf den Marktplatz stellen und laut ausrufen, dass ein Feuer heute Nacht ihr ganzes Dorf auffressen wird? Die werden uns sicher glauben, und sie werden uns auch ganz bestimmt nicht für verrückt erklären!«, meinte sie ironisch.
    Kunar legte seine Stirn in Falten. Charlie sah sich hilflos um. Wie fast alles hier in Godheim war das Dorf aus Holz erbaut, und Holz brannte lichterloh … Sie hatte sich einmal gefragt, weshalb in Schwedens Städten oft Steinhäuser standen. Hier hatte sie die Erklärung …
    »Es muss eine andere Lösung geben. Am besten eine, die uns irgend-wie aus dem Spiel lässt … Wir dürfen nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen«, sagte Kunar.
    »Du meinst mehr als ein explodierter Wald und ein Dutzend toter Nidhöggs?«, seufzte Charlie und holte tief Luft.
    »Wir können sie jedenfalls nicht verbrennen lassen«, ergänzte er.
    Darin waren sich alle drei einig. Doch ihnen fiel noch immer keine rettende Idee ein.
    »Wir

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