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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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diesem einen Schlag erwischen - und je mehr ihrer Begleiter dabei zusätzlich vernichtet werden, desto besser. Je größer und gewaltiger der Schlag gegen die Clans, desto tiefer das Trauma, von dem sie sich nicht mehr erholen werden. Der einzige Grund für sie, zusammenzuarbeiten, ist verloren und mit ihm ihre Hoffnung und ihre Zukunft. Vermutlich werden sie als Erstes über die Dracas herfallen, die an der Misere Schuld tragen, und sich dann eine Weile gegenseitig zerfleischen. Wir müssen nur zusehen und warten, bis sie sich genug geschwächt haben. Dann ist es Zeit für unseren Auftritt. Die, die dann noch übrig sind, müssen sich uns unterordnen, oder wir werden sie beseitigen.«
    Sie traten auf die Bühne hinaus. Tonka untersuchte die Schalter, die das Bühnenlicht betätigten, und entzündete probehalber die erste Reihe der Soffitenkästen. Geblendet vom hellen Gaslicht, stöhnten die Upiry auf und bedeckten sich die Augen. Tonka drehte das Gas so weit herunter, bis nur noch ein rötliches Glühen zu sehen war. Sie trat zu einer der Lampen, um zu untersuchen, wie man sie am besten für ihre Zwecke manipulieren könnte.
    Plötzlich hielt sie inne. Was war das? Ein eisiger Hauch wehte durch das Theater und etwas wie schwarzer Nebel nahm ihr unvermittelt die Sicht. Wie ein undurchsichtiger Schleier senkte sich
Finsternis herab. Die Lampen erloschen mit einem Zischen. Die Upiry drängten sich auf der Bühne Rücken an Rücken zusammen, die Zähne gefletscht, die Klauen erhoben, um sich der unbekannten Gefahr zu erwehren.
    Tonka trat einige Schritte vor und witterte in alle Richtungen. Das Gesicht dem Zuschauerraum zugewandt, blieb sie stehen. Sie straffte die Schultern und reckte ein wenig trotzig das Kinn.
    »Dann haben mich meine Späher also richtig informiert. Ihr habt Eure finsteren Berge verlassen und seid nach Wien gereist. Ist es Euch in Eurer Einsamkeit zu langweilig geworden? Kommt Ihr, um Euch im festlichen Trubel Wiens ein wenig zu amüsieren? Ihr habt die rechte Zeit gewählt. Die Ballsaison wird gerade eröffnet und bis Fasching wird sich Wien in ein tanzendes Tollhaus wandeln. Lauter duftende, schwitzende Leiber! Ist das nichts für Euch, Meister Drăculea?«
    Obwohl ihre Beine sie kaum mehr tragen wollten, hielt sie sich aufrecht und machte noch einen Schritt nach vorn. Sie hörte die anderen hinter sich stöhnen. Sie duckten sich unter der Macht, die auf ihnen lastete wie Felsbrocken.
    »Tonka de Upiry, ja, ich erinnere mich, dass du schon immer mutig und respektlos warst. Hat dir keiner je gesagt, dass dir deine vorlaute Zunge ein unerwartet frühes Ende bescheren könnte?«
    Der Schmerz kam plötzlich und war so heftig, dass Tonka einknickte und auf die Knie fiel. Ihr Kopf schien zu bersten. War das möglich? Waren seine geistigen Kräfte so groß, dass der Druck ihre Hirnschale zerreißen konnte? Sie stöhnte, schlang die Arme um ihren Kopf und wiegte sich in ihrer Pein hin und her.
    So unvermittelt, wie der Schmerz gekommen war, verflog er. Tonka kauerte am Rand der Bühne und wagte nicht, sich zu rühren.
    »So gefällst du mir schon besser.« Die Stimme kam näher. Er war irgendwo dort draußen zwischen den Sitzreihen des Zuschauerraumes, dessen Finsternis sie mit ihren Augen nun nicht mehr durchdringen konnte.
    »Ihr seid meine Kinder! Doch das scheint ihr alle vergessen zu haben. Ihr seid mir Respekt und Gehorsam schuldig!«

    Tonka wusste nicht, ob sie es schaffen konnte, aufzustehen. Ihr ganzer Leib zitterte. So blieb sie in ihrer Kauerstellung, erwiderte aber mutig:
    »Wir schulden Euch gar nichts. Das ist längst vorbei. Wir haben uns von Euch losgesagt und unsere eigenen Blutlinien gegründet. Eure Zeit ist vorbei. Seht es ein. Jeder Vater muss irgendwann begreifen, dass seine Kräfte schwinden und dass es an der Zeit ist, den Jungen und Starken seinen Platz zu überlassen.«
    Obwohl sie den Schmerz erwartete, traf er sie mit einer Wucht, der sie aufschreien ließ.
    »Kommt es dir vor, als seien meine Kräfte am Schwinden?«
    Er ließ von ihr ab, doch Tonka konnte sich nicht mehr erheben.
    »Ihr habt euch von mir losgesagt und wolltet nicht mehr auf mich hören. Und wie ist euch das bekommen? Ihr seid träge geworden und habt unsere Magie verlernt. Gejagt und vernichtet habt ihr euch gegenseitig und nun ist euer Blut so schlecht geworden, dass es euch allen an Nachwuchs fehlt. Ich bin euer aller Stammvater, doch auch ein Vater muss der schmerzlichen Wahrheit ins Gesicht sehen, wenn

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