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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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seine Brut verdorben und wertlos geworden ist.«
    »Was habt Ihr vor?«, stieß sie mit einem Keuchen hervor.
    »Mit einer neuen Stammmutter für frisches, starkes Blut sorgen - und für Kinder, die ihrem Vater respektvoll gehorchen. Denkt darüber nach. Es ist noch nicht zu spät, umzukehren und sich demütig meinen Befehlen zu beugen. Verlasst Wien noch heute Nacht. Ich kann und will nicht zulassen, dass ihr meinen Plänen im Wege steht. Und ich werde auch nicht dulden, dass ihr das Gleichgewicht zwischen den Clans stört und euch über alle erhebt. Geht! Kehrt in eure Heimat zurück und nehmt eure gefiederten Spione mit. Ich habe wohl bemerkt, dass mir die Raben von Transsilvanien hierher folgten. Es steht euch nicht zu, euch um meine Angelegenheiten zu kümmern. Haltet euch bereit, meinen Befehlen zu folgen, dann werde ich euch vielleicht in Gnaden wieder aufnehmen. Zögert nicht, denn meine Geduld ist lange schon zu Ende. Und nun macht, dass ihr fortkommt!«
    Ein heller Blitz und ein Rauschen, dann war es wieder still. Die
unnatürliche Finsternis löste sich auf. Die Macht verwehte. Er war weg.
    Lange schwiegen die Upiry. Endlich wagte Málka das Wort an Tonka zu richten, die sich unter Schmerzen erhob. Ihre Bewegungen waren die einer alten Frau.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir werden seinem Befehl Folge leisten. Wir kehren in unsere Heimat zurück und rufen einen großen Rat aller Upiry zusammen. Was hier geschieht, geht uns alle an, denn nun wächst uns ein schwerwiegenderes Problem heran als ein paar hochnäsige Vettern. Es kann für uns alle zur tödlichen Gefahr werden.«
    Jesko sah sie fragend an. »Was für eine Gefahr? Der Meister?«
    Tonka rollte mit den Augen. »Er hat alles gesagt, was wir wissen müssen, aber dass du das nicht kapierst, wundert mich nicht. Kommt, wir haben wieder verloren, doch vielleicht ist es jetzt wichtiger, sich mit der neuen Gefahr zu befassen, die sich über uns zusammenbraut.«
    »Und dazu kehren wir unverrichteter Dinge in unsere Heimat zurück?«, begehrte Milan auf, dem das genauso wenig passte wie den anderen.
    »Ja«, knirschte Tonka. »Was bleibt uns anderes übrig?«
    »Es sind doch nur noch ein paar Stunden«, flehte Aurica. »So viele Nächte des Planens und des Wartens. So viel Langeweile. Und nun sollen wir eine Nacht vor der Erfüllung einfach aufgeben?«
    »Ja«, bestätigte Tonka bitter. »Wenn wir gegen seinen Befehl verstoßen, wird er uns vernichten. Und glaubt nicht, das stünde nicht in seiner Macht. Er hat es unmissverständlich angedroht.«
    »Wenn wir es vorher schaffen, unseren Auftrag auszuführen, ist es das wert«, widersprach Branko.
    »Vielleicht.« Tonka seufzte. »Doch so weit würde es nicht kommen. Wenn wir nicht abreisen, dann werden wir heute Abend nicht einmal mehr erwachen. Drăculea hat gelernt, den Fluch des Tages zu überwinden. Er ist zwar schwach, aber er kann sich nach seinem Willen aus seinem Sarg erheben. Und er würde unsere Leiber zerstören, noch ehe die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist.«

    Die anderen schwiegen betreten. Stumm verließen sie das Theater. Tonka rief die Raben zu sich und gemeinsam machten sie sich auf den langen Weg nach Osten auf, durch die Weiten der ungarischen Puszta bis zum Land hinter den Wäldern: Transsilvanien. Nur der einäugige, alte Rabe und einer seiner gefiederten Begleiter blieben in Wien zurück. Vielleicht gelang es ihnen ja, zu erfahren, wie es mit den Plänen des Meisters voranging.

IVYS GEHEIMNIS
    »Was werden wir heute Abend unternehmen?«, fragte Latona, als sie im Frühstückzimmer neben Bram Platz nahm. Philipp beeilte sich, den Stuhl an ihrer anderen Seite zu ergattern. Sie schenkte ihm ein gnädiges Lächeln, worauf ihr der junge Mann selig Konfekt auf den Teller häufte, von dem er wusste, dass Latona es besonders mochte. Neben Bram saß die alte Baronin von Schey, ihr folgte ihr Sohn Gunter. Auf der anderen Seite hatten Baron Friedrich, seine Schwiegertochter Meinhild - Philipps und Claras Mutter - und neben ihnen die Professoren van Helsing und Vámbéry Platz genommen. Nur Clara fehlte wie üblich in der Runde. Wenn ihre Mutter es zuließ, tauchte sie nie vor der Mittagszeit aus ihrem Gemach auf. Latona verstand das nicht. Wie konnte man nur freiwillig den halben Tag versäumen?
    »Philipp hat vorgeschlagen, ins Ringstraßentheater zu gehen«, beantwortete der Baron die Frage. » Hoffmanns Erzählungen werden heute zum zweiten Mal gegeben.«
    »Oh ja, ich liebe

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