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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Wunden, die ihm schrecklich vertraut schienen, nur dass er sie bislang noch nicht an fellbedeckten Körpern gesehen hatte.
    »Vampirbisse«, sagte er leise.
    »Das ist nicht möglich«, protestierte Professor Vámbéry. »Nicht hier in der Kirche.«
    »Überzeugen Sie sich selbst«, forderte ihn van Helsing auf.
    Sie untersuchten jeden der Hunde und Katzen. Alle waren sichtlich geschwächt und jedes der Tiere trug die verdächtigen Male am Hals.
    »Das bedeutet, sie können den Bann der Kirche inzwischen überwinden? Das ist erschreckend«, sagte Ármin Vámbéry, als sie zu ihrer wartenden Kutsche zurückkehrten.
    »Oder die Tiere sind erst danach in die Kirche gelaufen, um dort Zuflucht zu finden«, schlug Bram vor. »Vielleicht riet ihnen ihr Instinkt, sich dort zu verstecken.«
    »Möglich«, gab van Helsing zu. »Aber warum vergreifen sie sich an Tieren, in einer Stadt, in der es mehr als genug Menschen gibt?«
    Darauf wusste keiner der drei eine Antwort. Schweigend brüteten sie vor sich hin, bis die Kutsche sie zum Bahnhof zurückgebracht hatte. Sie entlohnten den Kutscher und stiegen wieder in ihr Abteil. Die Lokomotive war inzwischen ausgetauscht worden, der Kohlenwagen gefüllt. Der Kessel stand bereits unter Druck und die Heizer schaufelten fleißig, um die Flammen mit Nahrung zu versorgen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihre Fahrt fortgesetzt wurde.
    Bram lehnte sich in seinem Sitz zurück und ließ den Blick träge über den Bahnsteig schweifen.
    »Ich stelle mir vor, dass es unsere jungen Vampire waren, die
während des Tages Zuflucht in der Kirche gefunden und sich statt an Menschen an Tieren gesättigt haben«, sagte er. »Klingt das lächerlich?«
    Die beiden Professoren sahen einander an, doch keiner spottete über den Gedanken.
    »Es wäre möglich, wenn auch ein großer Zufall«, meinte van Helsing.
    Ármin Vámbéry jedoch starrte nachdenklich vor sich hin. »Es würde zumindest erklären, warum sie in die Kirche konnten. Ich habe noch nie von einem Vampir in ganz Ungarn, Serbien oder Transsilvanien gehört, der in eine Kirche eingedrungen wäre.«
    »Was bedeuten würde, dass die jungen Vampire der Clans mehr können als die alten und vielleicht auch Stärken haben, über die Dracula nicht verfügt«, sagte Bram nachdenk lich und lächelte dann. »Das macht doch Hoffnung, nicht wahr?«
    »Ja, vielleicht geht die Zeit des großen, alten Vampirs zu Ende«, meinte van Helsing. »Ich bin schon sehr gespannt auf seine Festung und auch auf ihn, wobei ich nicht weiß, ob wir uns wirklich wünschen sollen, ihm zu begegnen. Es könnte der letzte unserer Wünsche sein, der in Erfüllung geht! Und dennoch kommt es mir vor, als wäre das die Krönung all meiner Forschungen.« Es schauderte ihn.
    »Wissen Sie, es klingt vielleicht albern, aber mich lässt das Gefühl nicht los, dass er uns bereits näher ist, als wir uns vorstellen können.«

AN DER SCHWELLE ZU TRANSSILVANIEN
    Latona machte sich auf, um das Haus am Rabensteig noch einmal zu besuchen. Sie hatte sich vorgenommen, ein paar Tage verstreichen zu lassen, an denen sie sich vorbildlich benahm, doch sie hielt
es nicht aus. Die Baronin behandelte sie schon am nächsten Tag wieder freundlich, als sei nichts geschehen, und bedachte sie mit einem Lächeln, wenn sie mit ihr sprach.
    Wie lieb von ihr, ihr zu verzeihen und den Vorfall zu vergessen. Umso schwerer fiel es Latona, noch einmal gegen die Regeln guten Benehmens zu verstoßen. Dieses Mal bereitete sie sich allerdings besser vor. Sie erfand einen Besuch bei Freunden aus England und nahm notgedrungen Marla mit. Es kostete sie einiges an guten Worten und Geschenken, sich ihres Schweigens zu versichern, wobei sie natürlich nicht vorhatte, Marla mit ins Haus zu nehmen oder ihr etwas von seinen Bewohnern zu erzählen. Nein, für sie hatte sie sich eine Geschichte ausgedacht, die man einem Wiener Mädchen am ehesten abnehmen würde: dass sie mit einem jungen Mann eine Weile in aller Verschwiegenheit alleine sein wollte. Marla machte große Augen, versprach aber ihre Unterstützung.
    Latona konnte nur hoffen, dass diese Lüge keinem der Scheys jemals zu Ohren kam. Nein, das würden sie ihr vermutlich nicht verzeihen. Aber immer noch besser, als von den Vampiren und Werwölfen zu erfahren, die unter ihnen hausten. Wobei sie an deren Existenz ja nicht einmal glaubten. Das hatten sie bei ihrem gemeinsamen Abendessen im Grand Hotel deutlich zum Ausdruck gebracht.
    Latona verließ die Kutsche am Fuß

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