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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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des Stephandoms und schärfte Marla ein, sie dort in einer Stunde wieder zu erwarten.
    »Nur eine Stunde?«, sagte das Kammermädchen mit vor Spott sprühendem Blick. »Das ist nicht lang für ein rechtes Stelldichein!«
    Latona sah sie scharf an. »Was willst du mir unterstellen?«
    Marla war klar, dass sie zu weit gegangen war. Solche Reden standen einem Kammermädchen nicht zu. »Ich wollte gar nichts. Ich meine, lassen Sie sich so lange Zeit, wie Sie möchten. Der Fiaker und ich werden da sein und auf Sie warten. Und niemand wird je ein Sterbenswörtchen aus meinem Mund erfahren.«
    Das hatte sie nun davon, dass sie Geheimnisse mit Dienstboten teilte. Man machte sich von ihnen abhängig und nur allzu schnell meinten sie, sich Stück für Stück Freiheiten herausnehmen zu können.
Zum Glück war Marla nicht ihr Mädchen und der Besuch bei den Scheys würde nicht ewig dauern.
    Latona bedachte das Kammermädchen noch einmal mit einem Blick, der hoffentlich unnachgiebige Strenge ausdrückte, und ging dann davon. Mit klopfendem Herzen kam sie am Geisterhaus an und pochte an die Tür.
    Wieder war es Hindrik, der ihr öffnete. »Latona, treten Sie ein. Was wünschen Sie?« Er führte sie die Treppe hinauf in den Salon, wo sie den Werwolf in Menschengestalt und die junge Vampirin antraf.
    »Sehen, wie es Seymour geht«, beantwortete sie Hindriks Frage.
    »Was für eine freundliche Geste«, begrüßte sie Seymour, der ihr entgegenhumpelte.
    »Geht es deinem Bein schon so viel besser? Ich dachte, es sei an mehreren Stellen gebrochen.«
    Seymour ließ ein breites Grinsen sehen. »Auch wir Werwölfe verfügen über Selbstheilungskräfte und Magie, wenn auch nicht in dem Maß wie ein Vampir«, musste er einräumen. »Und die Wandlung im Licht des Vollmondes hat das Ihrige dazu beigetragen.«
    »Trotzdem solltest du das Bein erst belasten, wenn die Knochen sauber zusammengewachsen sind«, mahnte Hindrik. »Ich schätze, Ivy legt keinen Wert auf einen humpelnden Wolf als Beschützer.«
    Seymour zeigte ihm die Zähne, ließ sich aber wieder auf das verstaubte Kanapee fallen.
    »Ich wollte ja nur schnuppern, ob Latona mir ein Stück rohes Fleisch als Gastgeschenk mitgebracht hat.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Hätte ich das tun sollen? Ich wusste ja nicht … Ich meine, frisst du Menschenfleisch?«
    Seymour lachte heiser. »Es gibt durchaus Werwölfe, die am frischen Fleisch von Menschen Geschmack gefunden haben. Ich dachte eher an ein Stück Rindfleisch.«
    »Das du heute schon bekommen hast«, erinnerte Hindrik. »Wichtiger erscheint mir die Frage, ob Latona etwas von unseren Reisenden gen Osten gehört hat?«
    Latona nickte und zog einen zusammengefalteten Zettel aus
ihrer Tasche. »Bram hat mir aus Budapest telegrafiert, wo ihr Zug einige Stunden Aufenthalt hatte. Sie sind also wohlauf und schon weit vorangekommen. Von den drei Fledermäusen haben sie nichts gehört und gesehen. Und sie wissen auch nicht, wo sich Dracula mit seiner Beute im Moment befindet. Er kann auf der Donau reisen, mit der Kutsche oder auch mit dem Zug. Ja, vielleicht hat auch er sich in einen Wolf oder eine Fledermaus verwandelt.«
    Seymour schüttelte den Kopf. »Nein, das kann er nicht. Oder besser gesagt, er kann Ivy nicht gegen ihren Willen wandeln. Und sie wird ihm kaum den Gefallen tun, seine Reise zu beschleunigen. Solange sie ihm Widerstand leistet, ist er gezwungen, ihren Geist zu lähmen, um sie zu kontrollieren und an einer Flucht zu hindern. Ich habe wieder und wieder versucht, sie zu erspüren und Kontakt mit ihr aufzunehmen. Sie antwortet nicht. Ja, ich weiß nicht einmal ungefähr, wo sie sich aufhält.«
    Latona hörte die Verzweiflung in seiner Stimme. Er musste seine Schwester sehr lieben.
    »Vielleicht ist sie einfach zu weit weg?«, meinte Hindrik. »Hast du dich jemals über solche Entfernungen hinweg eurer geistigen Verbindung bedient? Ihr klebt doch sonst stets wie die Kletten aneinander.«
    Seymour wiegte den Kopf hin und her. »In den Zeiten der Akademie schon. Da musste ich sie ja beschützen. Früher jedoch, als ich mit den Werwölfen durch die Moore gezogen bin und sie in Dunluce weilte oder mit unserer Mutter Tara durch das Land wanderte, haben wir uns auch über große Entfernungen hinweg verständigt. Ihr dürft nicht vergessen, in uns dreien fließt das magische Blut keltischer Druiden. Das hat nichts mit den Kräften zu tun, die die Wandlung zum Werwolf oder zum Vampir mit sich gebracht haben.«
    Latona hörte

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