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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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gegen den großen Meister, den Jahrhunderte alten Dracula antreten? Selbst wenn er es geschafft hatte, mit einem silbernen Stockdegen einen Vampir davon abzuhalten, Latona zu töten - Dracula würde ihm das Spielzeug vermutlich einfach aus der Hand nehmen. Bram unterdrückte einen Seufzer. Sowohl für seine Gesundheit als auch für sein Seelenheil war es eindeutig besser, diese wahnwitzige Idee zu begraben. Aber Ivys Blick hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los.

    Für einen Moment dachte er an seine Frau Florence daheim in London. Obgleich sein Freund Oscar Wilde sie ebenfalls heftig umworben hatte, war ihre Wahl auf Bram gefallen. Bereute sie ihre Entscheidung inzwischen? Sie hatte schon für seinen Einfall, Latona mit nach Wien zu nehmen, wenig Verständnis aufbringen können. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, dass er hier in Transsilvanien einem überirdisch schönen Vampirmädchen hinterherjagte? Nein, er war ihr kein guter Ehemann. Sie erwartete ihn längst in London zurück und musste sich fragen, was ihn so lange in Wien auf hielt. Er hatte ihr nicht einmal telegrafiert, um sie über seine weiteren Reisepläne zu informieren. Das schlechte Gewissen plagte ihn.
    Die Ablenkung durch Professor Vámbéry kam Bram gerade recht. Er beugte sich vor und betrachtete die Landkarte von Siebenbürgen.
    »Warum ausgerechnet Schäßburg?«
    »Weil sich dort nach der Überlieferung um 1431 Vlad II. und seine Gemahlin Cneajna - eine Prinzessin aus dem Fürstentum Moldau - auf hielten. Es ist das Jahr, in dem Drăculea geboren wurde. Ich werde Ihnen das Haus in der Oberstadt zeigen, das als sein Geburtshaus gilt, wobei ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen würde. Manche sagen, das Haus wurde erst einige Jahrzehnte später erbaut.«
    »Warum in Schäßburg? Ich dachte, sein Vater sei wie er Woiwode der Walachei gewesen«, erkundigte sich Bram.
    »Zu dieser Zeit lebte er im Exil in Siebenbürgen. Nur wenige Monate später stößt man in Nürnberg auf Spuren des walachischen Fürsten. Er wurde in den Drachenorden aufgenommen und nannte sich von da an Drăcul. Sein Sohn wurde übrigens schon mit zarten fünf Jahren ebenfalls in den Orden eingeführt.«
    »Drăculea, Sohn des Drachen«, sagte van Helsing mit einem zustimmenden Nicken.
    »Ja, oder auch Sohn des Teufels, wenn man die rumänische Bedeutung nimmt«, ergänzte der ungarische Professor.
    »Es war die Zeit, da Sultan Murad II. wieder einmal mit Invasion drohte und Vlad Drăcul unter Druck setzte. Dem blieb nichts anderes
übrig, als sich dem Sultan als Vasall zu unterwerfen, Tribut zu entrichten und ihm seine beiden jüngeren Söhne Vlad und Radu als Faustpfand zu überlassen. Sie wuchsen also als türkische Geiseln auf. Ich denke, das hat Vlads Charakter nachhaltig geprägt. Sie müssen wissen, über den Jungen schwebte ständig das Schwert des Henkers, um sie zu blenden oder zu töten, sollte ihr Vater auch nur einen Schritt in die falsche Richtung gehen und etwas tun, was dem Sultan nicht genehm war. In dieser Zeit begann Vlad nicht nur den Sultan abgrundtief zu hassen, er misstraute auch seinem Vater und verabscheute seinen Bruder, der sich den Türken anbiederte. Radu war es dann später auch, der das Heer des Sultans gegen Vlads Fluchtburg Poienari anführte und Erzsébet in den Freitod trieb.«
    Die drei Männer schwiegen eine Weile, dann tippte der ungarische Professor wieder auf die Landkarte. »Aber ich wollte Ihnen ja noch ein wenig über Schäßburg erzählen. Seine Geschichte beginnt im zwölften Jahrhundert, als die deutschen Siedler von Rhein und Mosel nach Transsilvanien einwanderten, die noch heute fälschlicherweise als Siebenbürger Sachsen bezeichnet werden. Der ungarische König warb sie an, um seine Ostgrenze zu besiedeln und zu verteidigen. Bis dahin gab es hier in der Gegend nur kleine rumänische Dörfer und ein paar Ruinen aus römischer Zeit. Die Einwanderer machten sich sogleich daran, das Land zu befestigen, wie sie es aus ihrer Heimat kannten. Sie bauten Burgen - Hunderte von Kirchenburgen, die dem ganzen Dorf Schutz bieten konnten - und mit Mauern und Türmen befestigte Städte. Eine straffe Organisation sorgte dafür, dass die Verteidigung im Ernstfall funktionierte - und ich sage Ihnen, nicht nur zu Vlad ţepeş Zeiten trat der Ernstfall immer wieder ein! Die Türken und andere Heere zogen durch die Lande auf der Suche nach leichten Zielen, die es zu plündern lohnte. Sie waren auf Beute und auf Sklaven aus, die sie

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