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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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zu riechen? Es sind so viele Menschen und Tiere hier auf- und abgegangen. So viel Schnee kann gar nicht fallen, dass er den Geruch verdecken könnte.«
    Alisas Miene hellte sich auf. »Ich glaube, du hast recht. Lass es uns versuchen. Was, Leo? Warum lächelst du so seltsam? Was ist an mir so komisch?«
    Alisa sah an sich herab. Da stand sie in ihrem einst aprikosenfarbenen Tournürenkleid aus geraffter Seide mit Rüschen und einer kurzen Schleppe mitten in Transsilvanien am Fuß der Karpaten im Schneesturm. Das Kleid war von Ruß beschmutzt, die Schleppe arg zerrissen und ihre Frisur hatte sich vollständig aufgelöst, sodass ihr langes Haar ihr ein wenig verwirrt über den Rücken herabfiel. Auch ihre Arme und ihre Wangen waren noch immer von Ruß verschmiert.
    »Nichts«, erwiderte Franz Leopold und gluckste. »Ich finde, du machst dich hier ganz wunderbar in deinem Abendkleid.«
    »Na, dein Frack hat auch schon bessere Nächte erlebt«, gab Alisa zurück und rief dann den Nebel, aus dem sie nur Augenblicke später als graue Wölfin hervortrat. Beinahe gleichzeitig stand Franz Leopold als Wolf neben ihr - mit tiefschwarzem, glänzendem Fell wie damals in Irland.
    »He, wartet!« Auch Luciano verwandelte sich. Hatte er in Irland nur einen kläglichen Wolf zustande gebracht, dessen Pelz wie von Motten zerfressen wirkte, so zeigte sich nun auch in dieser Gestalt die Veränderung, die mit dem Nosferas vor sich gegangen war. Ein prächtiger grauer Wolf von stattlicher Größe trat aus dem Nebel. Gehen wir! Mit großen Sprüngen lief er voran den Berghang hinauf. Die anderen beiden folgten ihm.
    Franz Leopold behielt recht. Obgleich die Flocken immer dichter wurden und der Sturm ihnen die Sicht nahm, war es nicht schwer, der dick verschneiten Straße zu folgen. Zuerst verlief ihr Weg durch den Wald, sodass ihnen auch die Schneise zwischen den
Tannen die Richtung wies. Doch sobald sie die Bäume und Büsche hinter sich ließen, dehnte sich nur noch ein weißer Hang vor ihnen aus, der bis in den Himmel zu reichen schien. Nichts unterschied die Straße von der Landschaft drumherum. Franz Leopold blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und stieß ein lang gezogenes Heulen aus. Die beiden anderen fielen ein. Als ihr Heulen verklang, waren nur noch die pfeifenden Windböen zu hören, die sie umwirbelten. Und dann hörten sie, wie ein fernes Echo, fremdes Wolfsgeheul. Von hoch oben aus den Bergen beantworteten wilde Wölfe der Karpaten ihren Ruf.
    Hoffen wir, dass es nur wilde Wölfe sind und nicht die Diener Draculas, meinte Luciano.
    Alisa schwieg. Auf diesen Gedanken wäre sie gar nicht gekommen. Möglich war es allerdings. Vielleicht war es nicht klug gewesen, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Ach was, wir sind von seiner Festung noch viel zu weit weg, als dass er hier schon Wächter postieren würde, versuchte Franz Leopold die Bedenken zu zerstreuen. Dennoch hatten alle drei ein mulmiges Gefühl, als sie ihren Weg zum Pass fortsetzten.
    Weiter liefen sie durch die Nacht. Sie spürten zwar ihren Blutdurst, ihre Kräfte aber schienen eher noch zu wachsen. Sie kannten keine Müdigkeit und keine Erschöpfung, rannten ohne Unterbrechung den steilen Berghang weiter hinauf, bis sie eine Felskante überwanden. Für einen Moment schien der Schneesturm innezuhalten und auch die drei Wölfe verharrten, um sich umzusehen. Das Hochtal vor ihren Augen sah aus, als habe eine gewaltige Macht die Berge zu beiden Seiten ausgehöhlt und die Schieferfelsen abgeschliffen, bis ein gewaltiger Trog entstand. Oberhalb der Abbruchkante war der Grund nahezu eben, um dann zum Grat hin immer steiler anzusteigen, sodass die scharfen Gipfel, die das Tal im Süden abschlossen, wie Reißzähne fast senkrecht in die Höhe ragten. Die Straße begann sich in immer weiteren Schleifen zu winden, doch den Vampiren war klar, wohin sie führen musste: zu der schmalen Lücke zwischen den Felszähnen direkt über ihnen.
    Wir sparen viel Zeit, wenn wir den direkten Weg nehmen, schlug Franz Leopold vor. Alisa zögerte.

    Und wenn die Straße doch anders verläuft? Es wäre fatal, wenn wir vom Weg abkommen. Dann müssen wir die Zeit, die wir jetzt einsparen, nachher durch Suchen wieder verschwenden.
    Doch auch Luciano plädierte für den direkten Weg. Siehst du den Einschnitt zwischen den Felsen dort oben? Wo anders als dort könnte die Straße den Grat überwinden?
    Alisa nickte widerstrebend. Ja, das ist richtig. Wir müssen uns fest auf diesen Punkt

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