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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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auf die Südseite der Gebirgskette gehen sollte, und erhöhte daraufhin den Preis noch einmal, war aber zuversichtlich, dass sein kräftiges Vierergespann den Weg am Olt entlang durch den Schnee schaffen würde. Bram wäre am liebsten sofort losgefahren, doch er sah natürlich ein, dass es nicht sinnvoll war, in die einbrechende Dunkelheit hinauszufahren. Nein, er musste sich bis zum nächsten Morgen gedulden.
    Es wurde Abend. Die drei Männer schlenderten um den großen Platz herum, der mit seinen prächtigen Häusern Wien näher scheinen ließ.
    »Täuschen Sie sich nicht«, wehrte der ungarische Professor ab, als Bram diesem Gedanken Ausdruck gab. »Die Habsburger sind kaum zweihundert Jahre hier und seitdem geht es mit der Stadt bergab. Für sie ist Sibiu nur ein unwichtiger Außenposten im Osten ihres Reiches. Für Siebenbürgen war die Stadt stets ein strahlender Stern in ihrer Mitte. Sie wurde bereits im zwölften Jahrhundert erwähnt, beim großen Tatareneinfall 1241 aber völlig niedergebrannt. Nur wenige Dutzend Bewohner kamen mit dem Leben davon und
begannen tapfer mit dem Wiederauf bau - und mit der Befestigung der Stadt. Lassen Sie uns auf die andere Seite der Kirche zur Piaţa Mică gehen, die zum inneren Befestigungsring der Stadt gehört.«
    Die Männer schlenderten mit dem Professor durch das Tor, das das Rathaus mit dem Kirchenbau verband.
    »Fünfhundert Jahre lang bauten, erweiterten und befestigten die Siebenbürger Sachsen die gewaltigste ihrer Burgen und machten aus ihrem Hermannstadt einen der wohlhabendsten Orte des Abendlandes. Die erste Befestigungslinie zog sich dort links von uns um die protestantische Stadtkirche, dann wurde in einem zweiten Mauerring dieser Platz, auf dem wir jetzt stehen, mit dem Rathaus einbezogen. Der dritte Ring mit seinen mächtigen Türmen zog sich schon um die ganze Oberstadt. Doch die Stadt wuchs weiter und machte es nötig, auch die untere Stadt zu schützen. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert entstanden also ein vierter und ein fünfter Mauerring. Noch vor einhundert Jahren verfügte die Stadt über neununddreißig Türme und vier Basteien! Und wie in Schäßburg verraten uns die Namen wie Töpfer-, Armbruster-und Ledererturm, dass die Verteidigung der Stadt in den Händen der Handwerkerzünfte lag. Das hat über Jahrhunderte gut funktioniert. Nun aber, da die Habsburger das Zepter führen und der Stadt ihre Freiheiten genommen haben, die der königliche Freibrief den Siedlern garantiert hat, geht es mit allem bergab. Die Siebenbürger Sachsen hatten im dreizehnten Jahrhundert vom ungarischen König den goldenen Freibrief erhalten, der sie von Zoll befreite und ihnen alle Bodenschätze zusprach. Sie durften uneingeschränkt Märkte abhalten und Handel treiben, ihre Religion ausüben und Recht sprechen. Dafür mussten sie Steuern bezahlen und waren für Ungarn die Ostverteidigung, das Bollwerk gegen die Türken. Heute sind sie nur noch ein Stück Land im großen Habsburgreich. Nicht nur die Stadtbefestigungen verfallen zusehends.«
    Der Professor schwieg. Gemeinsam schlenderten sie am großen Mauerring mit seinen Türmen entlang, der die einst so reiche und mächtige Oberstadt umschloss.

    Alisa schlug die Augen auf und wand sich aus der Umarmung der beiden Vampire, die noch völlig starr zu ihren beiden Seiten lagen. Etwas länger als nötig betrachtete sie Franz Leopolds Gesicht, bevor sie beide anstieß.
    »Und nun?«
    Franz Leopold und Luciano kamen ebenfalls zu sich und waren sogleich hellwach. Sie lugten aus dem Spalt und traten dann ins Freie. Draußen sah es nicht viel anders aus als im Morgengrauen. Es hatte nur leicht geschneit, und nun brach eine kalte, windige Nacht an, die die Wolken über den Himmel trieb und nur ab und zu einen Blick zum Sternenhimmel freigab. Nichts regte sich um sie. Selbst das Wolfsgeheul, das sie beim Abstieg vernommen hatten, war verstummt. Der Mond war noch nicht aufgegangen, und die Schlucht lag finster und abweisend zu ihren Füßen.
    »Machen wir uns auf den Weg«, drängte Luciano.
    »In welcher Gestalt?«, fragte Franz Leopold.
    Die anderen sahen sich an. »Wir könnten es wieder als Fledermäuse versuchen«, schlug Alisa vor. »Es ist zwar kalt, aber der Wind ist nicht so stark, dass wir fürchten müssten, davongeweht zu werden. Jedenfalls wären wir in dieser Gestalt schneller. Wer weiß, wie weit es noch bis zur Burg ist.«
    Die beiden Vampire hatten gegen den Vorschlag nichts einzuwenden und so

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