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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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sichergehen, dass sie keinen Fluchtversuch unternahm. Aber Ivy war klar, dass sie selbst ohne ein Dutzend Wölfe um sich herum nicht die Kraft dazu gehabt hätte. Sie löste sich von dem toten Maultier und tappte durch den tiefen Schnee auf den Wolf zu. Mit einem winzigen bisschen mehr Druck auf ihren Geist brachte er sie dazu, gehorsam das Bein über seinen Rücken zu schwingen und ihre Finger in sein langes, zottiges Fell zu graben.
    Und schon ging es in riesigen Sprüngen den Berg hinauf. Der eisige Wind zerrte an Ivys Haar, aber sie spürte es nicht. Sie sah die Wölfe der Karpaten, die sie in respektvollem Abstand begleiteten. Rasch kam der Pass näher und lag auch schon hinter ihnen. Nun ging es steil bergab. Schnee stob hinter ihnen auf. Die Wölfe heulten. Ihr heißer Atem stieg weiß in die Nachtluft. Nur der Atem des Vampirs in Wolfsgestalt war kalt wie der Schnee um ihn herum.
    So sprangen sie weiter, den Hang hinunter und auf ein Tal zu, dessen Wände zu beiden Seiten enger und enger zusammenrückten, bis sie am Grund einer Schlucht entlangliefen. Ivy befand sich in einem Dämmerzustand. Die Landschaft huschte an ihr vorbei, doch sie nahm sie nicht mehr wahr. Erst als der Wolf unvermittelt stehen blieb, riss sie sich so weit zusammen, dass sich ihr Blick und ihre Gedanken ein wenig klärten.
    Sieh, dort vorne ist es: Poienari, meine Zuflucht und nun auch dein Zuhause. Steig ab. Den restlichen Weg laufen wir. Wir werden bereits erwartet.
    Ivy hob den Blick zu der Festung auf dem Felsengrat.
    Nein, das würde nicht ihr Zuhause werden. Vielleicht für eine Weile ihr Kerker, doch sie schwor sich, keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen, um ihm zu entkommen.

    Bram fuhr aus dem Schlaf. Hektisch sah er sich um. Sonnenlicht flutete durch das Fenster in die spartanische Kammer, die er sich
mit den beiden Professoren teilte. Alles war ruhig und friedlich und hatte nichts mit dem Albtraum gemein, der ihn eben noch gequält hatte. Er stand auf und trat zum Fenster. Wie spät war es? Wenn die Sonne bereits ins Tal schien, mussten sie einige Stunden geschlafen haben. Es war spät geworden, bis sich die drei Vampire auf den Weg gemacht hatten. Und ob die Männer in den nächsten Nächten Schlaf finden würden, war fraglich. Vielleicht war es ganz gut, dass sie sich noch einmal ausgeruht hatten. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Bram jedenfalls war sich sicher, sie würden ihre Kräfte brauchen.
    Nun regten sich auch die beiden Professoren. Rasch kleideten sie sich an und gingen in den Hof hinaus. Ihr Kutscher hatte die Pferde bereits eingespannt und drängte zum Aufbruch. Er würde sie bis zum Fuß der Burg bringen, dann aber nach Curtea de Argeş zurückkehren. Keinesfalls war er bereit, die Nacht im Freien in der Nähe der unheimlichen Festung zuzubringen. Nein, er war nicht lebensmüde. Wenn es dunkel wurde, zog man sich in eines der Gasthäuser zurück, über dessen Türsturz Knoblauch und ein Kruzifix hingen!
    So blieb den drei Reisenden nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen, auch wenn ihnen der Gedanke, dort in der Einsamkeit des Tales unterhalb Draculas Burg festzusitzen, nicht sehr behagte. Der Kutscher versprach zwar, am anderen Tag um die Mittagszeit wieder vorbeizukommen, doch da er darauf bestand, seine Bezahlung für die bisher geleisteten Dienste sofort zu erhalten, war es mehr als fraglich, ob er sein Wort halten würde.
    »Was ist, wenn Sie diese Nacht nicht überleben? Wie komme ich dann an mein Geld?«, wollte er wissen, und den dreien war klar, dass er dies für wahrscheinlicher hielt als ihre gesunde Rückkehr.
    Es war Van Helsing, der eine Lösung für das Dilemma fand. Sie hinterlegten das Geld für den Kutscher bei den Mönchen, die es ihm nach drei Tagen auszahlen würden, falls ihnen etwas zugestoßen war. Dann erstanden sie drei kleine, robuste Pferde mit zottigem Fell, die sie bei sich behalten wollten. Nicht nur, um ihre Kisten zu tragen. Sie waren ein Stück Sicherheit, sollten sie den
Wunsch verspüren, das Tal schneller zu verlassen, als es ihnen zu Fuß möglich wäre. Wobei sie sich keine Illusionen machten. Sollte der Meister einmal ihre Fährte aufgenommen haben, würden sie ihm nicht entkommen, ob mit Pferden oder ohne.
    Endlich fuhren sie los. Sie folgten der Straße, die sich am Fluss entlang tiefer in die Schlucht wand. Bram reckte den Kopf aus dem Fenster und suchte die Bergkämme nach der Burg ab. Nach drei Stunden endlich erblickte er sie.
    »Da! Da ist

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