Die Erben der Nacht 04 Dracas
sie.«
Der Kutscher hielt die Pferde an und die drei Männer drängten sich hinaus. Schweigend standen sie da und sahen zur Festung hinauf, die über der nächsten Flussschleife auf dem Felsen aufragte. Trotz des hellen Wintertages kam sie ihnen düster und abweisend vor.
Ihr Kutscher riss sie aus ihren Betrachtungen. »Kann ich dann umkehren?«
Das Drängen in seiner Stimme verriet seine Anspannung. Er half den Männern, das Gepäck abzuladen und auf den Rücken der Pferde zu binden, dann wendete er an einer geeigneten Stelle und ließ die Peitsche knallen. Im Galopp rauschte er davon. Die drei Reisenden sahen ihm nach, bis der Hufschlag verklang. Ein seltsames Gefühl von Verlassenheit überfiel Bram, doch van Helsing riss ihn aus seinen Grübeleien.
»Gut, meine Herrn, wir sind am Ziel. Machen wir uns an die Arbeit. Unsere jungen Vampire haben uns die Gegend ja sehr treffend beschrieben, nun sollten wir uns ranhalten, dass bis zum Einbruch der Dunkelheit alle Vorbereitungen getroffen sind. Ich schlage vor, wir fangen im Westen der Festung auf dem Grat an. Vielleicht können wir unsere Pferde überreden, den Waldpfad zu erklimmen. Das würde uns doch einiges an Mühe ersparen.«
Bei dem Gedanken, die Kisten auf dem Rücken den Berg hinaufschleppen zu müssen, zog Professor Vámbéry eine Grimasse. »Ja, das hoffe ich wirklich. Ich glaube nicht, dass meine Knochen für so etwas noch taugen.«
Sie machten sich auf den Weg. Jeder führte eines der Pferde und schon bald zeigte sich, dass van Helsings Wahl eine gute gewesen
war. Die kleinen Pferde waren willig und trittsicher und folgten den Männern den steilen Pfad hinauf, der sich in Serpentinen zwischen den Bäumen fast bis zum Grat hinaufzog. Von dort wand sich der Pfad nach rechts über einige Felsstufen auf die Zugbrücke zu. Die Männer wählten aber mit ihren beladenen Pferden den Weg in die andere Richtung, der sie noch ein Stückchen höher führte. Von der nächsten Erhebung auf dem Grat würden sie eine gute Sicht auf die Festung haben. Wie mit den drei Vampiren besprochen, luden sie ihre Kisten ab und bereiteten alles vor.
»Zu dumm, dass die Felsen auf der anderen Seite des Tals, die ein Stück höher liegen als die Burg, zu weit weg sind«, sagte Van Helsing.
»Das haben die Vampire richtig vermutet«, gab ihm der Ungar recht. »Er wird nicht umsonst diese Stelle für seine Schutzburg gewählt haben, gerade weil es sonst keine Möglichkeit gibt, ihm von einem höheren Gipfel aus gefährlich zu werden. Dies hier ist die einzige Stelle.«
Es war bereits später Nachmittag, als sie die Pferde wieder ins Tal hinabführten. Sie brachten sie zu der Höhle, in der die Vampire ihren ersten Tag hier im Tal verbracht hatten. Dort lagerten die Männer auch ihren Proviant und die Decken. Sie wussten ja nicht, wann Dracula mit Ivy eintreffen würde. Vielleicht mussten sie sich mehrere Tage und Nächte hier aufhalten.
Van Helsing nahm eine Trinkflasche von seinem Gürtel und träufelte eine schmale Spur quer über den Höhleneingang.
»Vielleicht wird das die Blutsauger von unseren Pferden fernhalten, solange wir auf dem Berg oben sind. Wir können nur hoffen, dass sich die wilden Wölfe ebenfalls nicht hier hereinwagen. Mehr können wir nicht für sie tun.«
Bram betrachtete neugierige das Behältnis, in dem sich ganz sicher kein Trinkwasser befand. »Verraten Sie uns Ihre Rezeptur gegen Vampire?«
Van Helsing lächelte geheimnisvoll. »Eine gute Mischung aus allem, was sie überhaupt nicht mögen. Die wichtigste Basis allerdings ist Weihwasser, von dem ich der katholischen Kirche in Sibiu reichlich entwendet habe.«
Sie wollten sich gerade wieder auf den Weg machen, um rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit auf dem Berg ihren Posten zu beziehen, als Professor Vámbéry sie zurückhielt. »Einen Moment. Lassen Sie uns die Höhle besser ein wenig genauer ansehen. Da hinten ist ein Felsvorsprung vor der Höhlenwand.« Er nahm sich eine Lampe aus ihrem Gepäck und entzündete den Docht. »Ich weiß gerne, was sich hinter meinem Rücken befindet!«
Van Helsing gab ihm recht. »Ja, das hätte ich nicht übersehen dürfen. Schauen wir nach, wie weit die Höhle in den Berg hineinführt und ob sie irgendwelche unliebsamen Überraschungen bereithält.«
Er händigte Bram und Vámbéry silberne Schwerter aus, die er aus der längeren der beiden Kisten zog, die er in Sibiu erworben hatte.
»Ich kann mit so einer Waffe nicht umgehen«, wehrte der ungarische
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