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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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wollen. Und dazu gehört nun einmal, dass wir diesen Kreaturen ihren endgültigen Frieden geben.«
    Bei diesen Worten zog er den Stockdegen aus seiner hölzernen Hülle und stieß ohne weiteres Zögern die Klinge durch das Herz, bis die Spitze den Boden des Sarges traf. Schwärzliches Blut quoll aus der Wunde, der Mund der Vampirin öffnete sich zu einem Schrei, der von den Wänden widerhallte. Sie riss die Augen in Entsetzen auf, wobei Bram nicht sagen konnte, ob sie etwas sah. Ihr Oberkörper bäumte sich auf. Während der Professor ein Stück zurücktaumelte, blieb van Helsing völlig ruhig. Er nahm Vámbéry das Schwert aus der Hand, holte aus und schlug der Vampirin mit einer einzigen Bewegung den Kopf ab. Der Schrei brach ab. Die Gestalt fiel in sich zusammen. Van Helsing nahm ein kleines weißes
Blättchen aus der Ledertasche an seinem Gürtel, öffnete den Mund der Vampirin und schob es hinein. Dann legte er behutsam den Kopf wieder zu seinem Körper in den Sarg.
    »Es ist vollbracht«, sagte er leise und bekreuzigte sich.
    Der Körper begann sich aufzulösen. Die Haut verlor ihren Glanz. Risse zeichneten sich ab. Staub begann zu rieseln. Es war schrecklich und dennoch faszinierend, sodass sich Bram nicht abwenden konnte.
    Alle drei waren so in den Anblick vertieft, dass sie das Geräusch viel zu spät bemerkten. Erst als van Helsing mit erhobenem Schwert herumfuhr, begriff Bram, was die Stunde geschlagen hatte. Die Sonne war untergegangen und die Vampire erwachten!
    Vielleicht spürten die beiden anderen die drohende Gefahr, vielleicht waren die drei Frauen mit einem geistigen Band vereint gewesen, das nun zerrissen worden war. Jedenfalls ging alles blitzschnell. Die Platten glitten zur Seite, die Vampirinnen sprangen heraus. Bram war so perplex, dass er sich das Schwert aus der Hand reißen ließ. Professor Vámbéry wankte zur Wand zurück. Doch auf van Helsings Reflexe konnte man sich verlassen. Noch ehe die große blonde Vampirin das Schwert zum Streich gehoben hatte, sprang er schützend vor seine Freunde. Die Klingen trafen sich. Die der Vampirin blitzte silbern, die seine war vom Blut ihrer Schwester verdunkelt. Sie kreischte hasserfüllt und focht wütend mit harten Hieben. Van Helsing parierte, doch Bram war sicher, dass es ihn all seine Kraft und Konzentration kostete.
    Unvorsichtigerweise hatten Bram und Professor Vámbéry gebannt dem Zweikampf zugesehen und die dritte Vampirin, eine üppige Rothaarige, aus den Augen gelassen. Auf einmal kam sie mit vorgereckten Klauen auf sie zu und fauchte etwas in ungarischer Sprache. Bram schob den Professor hinter den Sarg und griff nach dem Stockdegen, der noch im zerfallenden Leib der Schwarzhaarigen steckte.
    »Zurück an die Wand«, rief Bram dem Ungar zu, während er die Rothaarige mit dem Degen in Schach hielt. Langsam wichen die Männer zurück, während sie ihnen folgte und eine Möglichkeit suchte, sie zu packen, ohne dem Degen zu nahe zu kommen.

    Sie kreischte und plapperte für Bram unverständliche Worte. Der Professor antwortete ihr. Bram ließ die rothaarige Vampirin nicht aus den Augen, dennoch entging ihm nicht, wie schwer es van Helsing fiel, sich die blonde vom Leib zu halten. Er war ganz sicher ein hervorragender Fechter, doch er war ein Mensch von mehr als fünfzig Jahren und sie eine Untote, die bis zum Morgen nicht ermüden würde. Bram zermarterte sich den Kopf, wie er van Helsing unterstützen konnte. Wenn der Vampirjäger fiel, dann war es um sie alle geschehen. Vielleicht sollten sie sich langsam zu ihm vorarbeiten. Sie könnten den Sarg als Rückendeckung nutzen. Wenn er sich nur Vámbéry verständlich machen konnte, ohne dass die Vampirin es mitbekam. Deutsch verstanden die meisten hier. Aber Englisch? Das war ein Versuch wert.
    Die Rothaarige hielt plötzlich inne. Sie fixierte die beiden Männer, dann trat sie einen Schritt zurück. Hatte sie eingesehen, dass sie so nicht an sie herankommen würde? Gab sie auf und wollte sich zur Flucht wenden? Der Weg zur Tür war frei. Sie würden sie nicht aufhalten können.
    Bram sah die Gier in ihren Augen. Nein, sie war nicht bereit, sich die fette Beute entgehen zu lassen. Sie würde das Blut und ihre Rache genießen!
    Ein gehässiges Lächeln entstellte ihr zartes Gesicht. Was hatte sie nur vor? Bram folgte mit seinem Blick dem ihren, bis er auf die Lampe traf, die erstaunlicherweise noch immer auf dem halb zur Seite gestoßenen Sargdeckel stand, unter dem die Rothaarige geruht hatte.

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