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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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zurückzuziehen. Alisa ließ die Zeitung zu Boden fallen und sprang aus ihrem Sessel auf.
    »Aber ja! Natürlich habe ich Lust. Johann Strauss wird selber dirigieren? Wie wundervoll!« Sie stürmte auf Franz Leopold zu und umarmte ihn. »Warte kurz. Ich muss mich umziehen. So kann ich nicht Walzer tanzen, auch wenn es nur der Kursalon ist.«
    Sie tänzelte hinaus. Franz Leopold sah ihr kopfschüttelnd hinterher. »Habe ich da eben das Wort kurz vernommen? Eine Frau, die sich kurz umzieht? Ein Widerspruch in sich.« Seine Stimme klang wieder wie gewöhnlich. Er machte es sich im Sessel bequem, in dem Alisa eben noch gesessen hatte, und griff nach der Zeitung.

    Luciano schritt auf das Tor zu, zögerte dann aber und drehte kurz davor ab, um wie zufällig an dem Palais entlangzuschlendern. Neugierig ließ er den Blick an der Fassade hinaufwandern. Ein prächtiges Gebäude, keine Frage. Es ruhte auf einem zweigeschossigen Sockel aus groben Quadern. Darüber erhoben sich zwei gleichwertige Stockwerke mit hohen Bogenfenstern. Die Beletage wurde durch zwei Erker und einen Balkon mit steinerner Balustrade betont. Statuen von Siegesgöttinnen tummelten sich rechts und links der Fenster und vor dem obersten Geschoss trugen mächtige Karyatiden das Dachgesims auf ihren Häuptern.
    Luciano hatte das Ende des Palais erreicht. Nun musste er sich entscheiden. Eben hielt wieder eine prächtige Kutsche mit Wappen am Schlag vor dem Tor und entließ ihre Gäste, die zum Salon der Hausherrin geladen waren.
    Was sollte er tun? Wie ein geprügelter Hund umkehren und zu den Dracas schleichen, um sich seine Strafe fürs Schwänzen abzuholen? Die wartete nun so oder so auf ihn, da sollte es sich wenigstens lohnen.

    Die Gäste waren inzwischen in die Eingangshalle getreten. Der Kutscher schnalzte mit der Zunge und die beiden Rappen trabten an. Luciano holte noch zweimal tief Luft, dann folgte er den Gästen in das Palais.
    Er kam bis zum oberen Absatz der Prunkstiege. Während sich der Butler tief vor der Reichsgräfin von Henckel von Donnersmarck und ihrer Nichte Cäcilie verbeugte, trat er dem Nosferas, der den Damen unauffällig folgen wollte, demonstrativ in den Weg.
    »Darf ich Ihre Einladungskarte sehen, Herr …?
    Luciano tastete seinen Frack ab und zog dann eine betroffene Miene. »Oh, die habe ich doch tatsächlich daheim liegen lassen.«
    Er machte Anstalten, sich an dem Butler vorbeizudrängen, doch der war von der guten alten Schule und ließ sich nicht so leicht übertölpeln.
    »Mein Herr, das tut mir leid. Wie wäre es, wenn Sie hier warten und ich rasch Freiherrin von Todesco Bescheid sage, dass Sie angekommen sind. Wen darf ich ihr melden? Wie lautet Ihr Name?«
    »Signor Luciano di Nosferas aus Rom«, erklang eine Stimme, die nicht Lucianos war, von der Treppe oben. Die Schleppe ihres Kleides elegant gerafft, kam Clarissa die Stufen bis zum Absatz herab. Sie sah einfach umwerfend aus. Luciano dachte, seine Knie müssten weich werden.
    »Sebastian, es ist alles in bester Ordnung. Signor di Nosferas ist mein Gast.« Sie blinzelte ihm zu und reichte ihm ihre Hand. Entzückt hauchte Luciano einen Kuss auf den Handschuh und zog dann die schmalen Finger in seine Armbeuge. Der Butler beäugte ihn misstrauisch, wagte aber nichts zu sagen. Er trat aus dem Weg und verbeugte sich, wenn auch nicht so tief wie zuvor für die Reichsgräfin.
    Clarissa führte ihn durch das Vestibül und einen weiteren Salon in den Ballsaal, wo heute Kanapees und niedrige Tische aufgestellt waren. Im vorderen Bereich stand ein Flügel. Ein Cello lehnte an einem Stuhl. Bislang waren gut drei Dutzend Gäste versammelt, die in kleinen Gruppen beisammenstanden und sich unterhielten. Diener in Livree trugen Tabletts mit feinen Kristallgläsern herum, deren Inhalt rot und goldbraun im Kerzenlicht schimmerte.

    Clarissa zog ihren Begleiter etwas abseits der anderen Gäste in eine der Fensternischen. Die hohen Türen öffneten sich zum Balkon hinaus. Auf der anderen Straßenseite konnte Luciano das Opernhaus sehen. Erwartungsvoll blickte er Clarissa an, doch die entzog ihm nun ihren Arm.
    »Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Hier einfach so einzudringen. Luciano, Sie sind ganz schön dreist!«
    »Ich wollte Sie wiedersehen«, antwortete er schlicht.
    »Und da erscheinen Sie hier zum Salon meiner Mutter ohne eine Einladung?«
    »Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Wie anders hätte ich Sie wiederfinden können?« Er griff nach ihrer Hand, doch sie zog sie

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