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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Unterricht zu entwischen, darüber würde er sich später Gedanken machen.
    »Dann gegen zwei Uhr?«
    Entsetzt starrte er das Mädchen an. »Zwei Uhr? Das geht nicht.«
    »Aber früher ist kein Mitglied der Gesellschaft auf dem Corso
zwischen Oper und Hofburg unterwegs. Früh morgens gehört der Ring den Dienstmädchen und ihren Verehrern, und dann sind die braven Bürger unterwegs, um sich ein wenig im Glanz der Ringstraße zu sonnen. Die Herren und Damen der Gesellschaft sieht man nicht vor zwei Uhr.«
    »Ich kann auch nicht früher. Erst nach Einbruch der Dunkelheit!« Seine Stimme ließ keine Hoffnung, dass es möglich wäre, ihn umzustimmen.
    Dennoch flehte Clarissa: »Bitte nicht. Das wäre ganz und gar nicht schicklich.«
    »Ist es denn bei Tageslicht schicklich, einen Verehrer zu treffen, den deine Eltern nicht befürworten, ja, nicht einmal kennen?«
    Sie lächelte schelmisch und blinzelte ihm zu. »Bist du denn ein Verehrer?«
    Er trat näher, griff ihre Hände und drückte sie an seine Brust. »Hast du das noch nicht bemerkt?«
    Ein anderes Paar trat auf den Balkon. Die zwei fuhren auseinander und studierten scheinbar die Oper gegenüber, aus deren Türen nun das Publikum auf die Straße drängte. Fiaker und vornehme Kutschen rollten heran.
    »Ich will es versuchen«, wisperte Clarissa. »Ich werde mir schon etwas einfallen lassen.«
    Luciano wagte nicht, sie noch einmal zu berühren. »Dann erwarte ich dich, sobald die Sonne untergegangen ist, vor der Karlskirche.«
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie nickte.

NUR EIN SCHMISS
    »Ist das nicht unser Freund Luciano?«, meinte Franz Leopold, als sie sich dem Palais näherten. Aber ja, es war eindeutig der Nosferas, der beschwingten Schrittes auf das Tor zustrebte.

    »Dann ist der Deutschunterricht bereits zu Ende«, vermutete Alisa. »Rasch, wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zur Fechtstunde.«
    »Welch ein Drama!«, entgegnete Franz Leopold mit spöttischem Ton, ließ sich aber die Treppe hinaufziehen. Alisa verabschiedete sich von ihm und eilte in ihre Schlafkammer, in der sie zu ihrer Überraschung weder Ivy noch Seymour fand. Auch im Nebenzimmer, das sich Chiara und Rowena teilten, befand sich niemand. Vielleicht waren sie schon im Fechtzimmer? Rasch zog sich Alisa um und ging hinunter. Der Fechtraum war leer. So nahm sie sich einen Degen von der Wand und übte die Schritte und Stellungen, die sie das letzte Mal gezeigt bekommen hatten, noch einmal. Kurz darauf gesellte sich Franz Leopold zu ihr und sie gaben sich einem rasanten Gefecht hin, bis die anderen endlich eintrafen. Hinter ihnen traten auch die Fechtmeister ein, sodass für Geplauder keine Zeit blieb. Caroline und Theodor griffen sich je einen Degen und begannen einen Fechtkampf, gegen den das, was Alisa und Franz Leopold zuvor gezeigt hatten, geradezu gemütlich wirkte. Und dabei erzählte der Meister nebenbei noch über das Fechten in studentischen Verbindungen.
    »Wie ihr bereits wisst, ist die Mensur der Abstand, den zwei Fechter im Kampf einnehmen. Mit Mensur bezeichnet man heute aber auch den traditionellen Fechtkampf zwischen zwei Mitgliedern verschiedener Studentenverbindungen. Es gibt strenge Regeln und es wird stets mit scharfen Waffen gekämpft.
    Begonnen hat es in der frühen Neuzeit, als die Studenten von einer Universität zur anderen wanderten und sich das Recht erstritten, Waffen tragen zu dürfen wie die Edlen, um sich auf der gefährlichen Landstraße verteidigen zu können.«
    Caroline ergriff das Wort. »Doch wie wir uns schon denken können, gebrauchten die Studenten ihre Klingen nicht nur gegen Gesindel. Immer öfter kämpften sie untereinander. Wie schnell war eine Ehre beleidigt, die man nur mit Blut wieder reinwaschen konnte. Duelle waren an der Tagesordnung. Als dann solche Duelle verboten wurden, kamen die Verbindungen mit ihren Mensuren in Mode. Hier geht es nicht um Satisfaktion oder Rache.« Ihre Stimme
wurde zunehmend spöttischer. »Hier findet ein Zweikampf unter Männern statt, bei dem es darauf ankommt, nicht zurückzuweichen, keine Furcht zu zeigen und alle Blessuren mit Würde und Stolz zu tragen. Da es inzwischen ausgeklügelte Schutzbandagen und Schienen gibt, sind die Fälle von Mensuren mit tödlichem Ende zurückgegangen. Ziel ist aber noch immer, Kopf oder Gesicht des Gegners zu treffen und ihm dort mit seinem Korb- oder Glockenschläger eine blutende Wunde zuzufügen.« Beide ließen wie auf Kommando ihre Degen sinken.
    »Jeder

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