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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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dass in diesen Wochen Dutzende Menschen mehr starben als sonst, und es war ihr auch egal. Sie würden es für ein Fieber halten oder für die Ruhr, aber ganz sicher nicht nach nächtlichen Blutsaugern Ausschau halten.

    Die Freunde waren in diesen Wochen nicht untätig gewesen. Neben ihren Fecht- und Tanzstunden mussten sie nun auch noch die Geschichte der Habsburger und des Österreich-Ungarischen Landes lernen. Und - mit Ausnahme der Dracas und der Vamalia - natürlich weiter am Deutschunterricht teilnehmen. Jede freie Stunde, die sich ergab, nützten sie jedoch, um von Franz Leopold die Kräfte ihres Geistes beherrschen zu lernen. Alisa machte schnelle Fortschritte, was keinen wunderte, der ihren Ehrgeiz kannte. Aber auch Luciano war zuweilen gar nicht schlecht. Ja, er wechselte zwischen ungeahnter Brillanz und völliger Geistesabwesenheit, deren Grund den Freunden allen klar war. Er wagte es gar, ab und zu ihren Übungsstunden fernzubleiben und sich aus dem Palais davonzuschleichen.
    »Dreimal dürft ihr raten, wo er wieder ist«, schimpfte Alisa. »Als ob es nichts Wichtigeres gäbe!«
    »Tja, er setzt offenbar andere Prioritäten«, bemerkte Franz Leopold, der sich inzwischen hatte breitschlagen lassen, auch Tammo, Joanne und Fernand zu unterrichten. Das hatte allerdings den Nachteil, dass Ivy ihm nicht so gut assistieren konnte. Wie hätten sie den dreien erklären können, woher ihre unglaublichen Kräfte stammten, ohne ihr Geheimnis zu verraten? Doch da Alisa und
Luciano den drei Neulingen bereits weit voraus waren, konnten sie auch untereinander üben und ihre Kräfte stärken. Außerdem waren die Pyras und der junge Vamalia nicht bereit, ihre ganze Freizeit zu opfern.
    »Bei aller Liebe, Alisa, so geht das nicht«, wehrte sich Tammo. »Wir finden es ja nicht schlecht, dass wir außer Fechten und dem dummen Rumgehopse noch was Richtiges lernen sollen, womit man auch was anfangen kann, aber alles mit Maß. Wir müssen die Zeit nutzen, die uns gemeinsam bleibt, um Wien zu erkunden. Ich sage dir, wir haben hier Plätze gefunden, an denen sich die Pyras so richtig zu Hause fühlen.« Seine Augen funkelten. »Gewölbekeller, die fünf Stockwerke in die Tiefe führen, Katakomben und Massengräber unter dem Stephansplatz, Abwasserkanäle, die zur Wien oder zur Donau hinunterführen. Alles sehr aufregend! Und außerdem kannst du nicht verlangen, dass wir unsere ganze Zeit in Gesellschaft des Dracas verbringen.«
    Alisa ereiferte sich über die unreife Einstellung ihres Bruders, aber Franz Leopold winkte ab.
    »Lass sie spielen gehen. Es ist mir ganz recht, wenn wir sie nicht immer dabeihaben. So können wir gleich mit ein paar schwierigeren Übungen beginnen.«
    Alisa war sofort Feuer und Flamme, ihr Bruder und die Pyras vergessen.
    Wer sich allerdings als äußerst lästig erwies, war Marie Luise, die Ivy unangenehm viel Aufmerksamkeit schenkte. Sie beobachtete die Lycana mit einem Ausdruck von boshafter Erwartung, die keinem von ihnen gefallen konnte. Allmählich bereitete es den Freunden Probleme, einen Ort zu finden, an dem sie ungestört üben konnten, weil ihnen Marie Luise ständig auf den Fersen war. Denn dass die Dracas sie sofort verraten würde und Franz Leopolds eigenmächtige Entscheidung den Clanführern nicht gefallen konnte, das war jedem von ihnen klar. So schlenderten sie oft durch den nächtlichen Stadtpark und hielten dort ihre Übungen ab.
    »Marie Luise ist eine echte Landplage«, schimpfte Alisa, als sie sich mit Ivy und Seymour zu ihrer Schlafkammer aufmachte, um sich zur Ruhe zu legen. Sobald die Sonne sich dem Horizont näherte,
fiel sie in die gewohnte Starre. Ivy dagegen war noch wach und dachte an Marie Luise.
    Sie hat Verdacht geschöpft und sie wird nicht eher ruhen, bis sie dein Geheimnis kennt. Und was dann passiert, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
    Ivy konnte dem Wolf nicht widersprechen. »Ja, sie wird zum Baron oder zur Baronesse laufen und von dem ungeheuren Betrug berichten, den die Lycana sich zuschulden kommen lassen haben.«
    So ist es. Und nicht nur du wirst die Folgen dieser Enthüllung zu spüren bekommen. Vermutlich werden alle Lycana darunter leiden.
    Ivy schwieg. Sie wusste, dass er recht hatte, war aber nicht bereit, sich den Konsequenzen stellen. Der Wolf ließ nicht locker.
    Und das ist nicht alles. Du weißt, dass der Schatten näher kommt. Du kannst seine tastenden Gedanken jeden Abend spüren, wenn du erwachst, und an jedem Morgen, ehe du in tiefen Schlaf

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