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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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duftendes Blut schoss ihm in die Kehle. Es schmeckte so köstlich, dass er sich scheute, zu schlucken. Doch mit jedem Pulsschlag drang ein neuer Schwall in seinen Mund. Es war noch besser, noch köstlicher, noch erregender als das Blut des Mädchens, dessen Geschmack er in seiner Erinnerung hegte. Er wollte niemals wieder aufhören zu trinken und zu schlucken, ja, sie förmlich in sich einzusaugen. Seine Kraft stieg mit jedem Schluck. Er fühlte sich groß und mächtig werden. Nichts und niemand konnten ihn besiegen, solange dieses herrliche Blut durch seine Adern kreiste. Das Mädchen in seinen Armen dagegen wurde schwächer und schwächer.
    Eine leise Stimme in seinem Inneren warnte ihn immer lauter. Wenn er sich jetzt nicht lösen würde, dann war es zu spät. Dann würde sie sterben und ihn mit in die Finsternis reißen, wenn es ihm nicht gelang, sich vor ihrem letzten Herzschlag von ihr zu lösen.
    Franz Leopold drängte die warnende Stimme beiseite. Es war einfach zu herrlich, um jetzt schon aufzuhören. Der Rausch sollte andauern - bis in alle Ewigkeit!
    Leo! Weißt du eigentlich, was du da tust?
    Es war ihm, als erklinge Alisas Stimme in seinem Kopf. Unwillig schüttelte er das Haupt, um sie zu vertreiben, doch die Vamalia hatte sich schon von jeher durch Hartnäckigkeit ausgezeichnet.
    Ich will nicht davon sprechen, dass du die Regeln brichst, die zum Schutz der jungen Vampire aufgestellt wurden. Du verrätst dich selbst, deine Freundschaft zu Luciano und zu mir! Wo hast du dich da nur reingeritten? Hör auf. Jetzt sofort! Wenn du es schon nicht für mich tun willst, dann wenigstens für dich selbst.
    Für einen Moment hielt Franz Leopold inne. Seine Zähne lösten sich aus dem Hals seines Opfers. Er schluckte die letzten Tropfen hinunter, die plötzlich einen bitteren Nachgeschmack hinterließen. Er sah auf das bleiche Mädchen in seinen Armen herab, dessen Blick sich getrübt hatte und nun reglos auf die Wand gerichtet war, ohne etwas zu sehen.
    Bei allen Dämonen der Hölle, was tat er hier eigentlich? Dass er im Begriff war, das Leben dieses Mädchens zu beenden, war das eine und nicht so tragisch - auch wenn Luciano zuerst Anspruch auf sie erhoben hatte und Franz Leopold darauf eigentlich hätte Rücksicht nehmen müssen. Doch er war um Haaresbreite davon entfernt, sein eigenes Dasein zu zerstören und alles, was ihm wichtig war, zu verlieren. Warum eigentlich? Für den Rausch, den ein paar Schlucke Blut ausmachten? Oder gar nur, um den Hauch von Neid und Eifersucht zu stillen, der in ihm aufgestiegen war, als er sah, wie das schöne Mädchen sich dem Nosferas zuwandte? Da war er, der Drang stets besser und schöner zu sein als alle anderen. Und auch der Wunsch, den Nosferas zu kränken. Ihm Schmerz zuzufügen. Warum? War er ihm in den Jahren nicht auch ein wenig zum Freund geworden?
    Leidenschaftslos sah er auf das Mädchen herab, das mit starrem Blick in seinen Armen hing. Sie war schön, ja, und ihr Blut schmeckte süß nach ihrer Jugend, und dennoch begehrte er sie nicht. Nicht das, was ihre Person ausmachte. Nicht das, was Luciano liebte. Nein, eigentlich wollte er sie gar nicht haben.
    Du wolltest sie ihm nur wegnehmen Ich wusste es schon immer, dass ihr Dracas arrogant und selbstsüchtig seid. Aber dass du derart widerlich bist! Eine solch niederträchtige Kreatur, die das Glück des anderen nicht mit ansehen kann und es lieber zerstört, wenn es nicht gelingt, es ihm auf andere Weise wegzunehmen.
    Dass sein Gewissen sich ausgerechnet Alisas Stimme bediente!
Dass er überhaupt so etwas wie ein Gewissen verspürte. Wo kam das plötzlich her? Er konnte sich nicht erinnern, früher je von solchen Gefühlen geplagt worden zu sein.
    Verflucht! Erst Ivy und jetzt Alisa. Er ließ das Mädchen auf die Bank fallen, riss die Tür auf und rannte durch den Park davon.

CLARISSA
    Die Nächte vergingen. Eigentlich war Alisa recht zufrieden. Sie genoss jede Stunde, die sie in Franz Leopolds Gesellschaft durch Wien streifte, auch wenn er ihr ab und zu ungewohnt melancholisch vorkam. Fechten und tanzen machten ihr Spaß. Darüber hinaus bemühte sich Franz Leopold sehr, seinen Freunden die Kunst des Gedankenlesens beizubringen. Und noch viel mehr. Es war geradezu unheimlich, was die Kraft der Gedanken anrichten konnte, wenn man in der Lage war, nicht nur zu lesen, sondern die Ströme nach Belieben zu lenken und zu verändern. Im Umgang mit Menschen war das sicher sehr hilfreich und eine Kunst, die sich zu lernen

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