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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Absichtlich gelesen! Leugne es nicht.«
    Widerstrebend nickte Ivy. »Es sollte nur zu seinem Besten sein. Ich sorge mich ein wenig um ihn.«
    Alisa kaute auf ihrer Lippe. »Du meinst, seine Verzweiflung treibt ihn zu einer unbedachten Tat? War es nicht gefährlicher, als er sich noch heimlich mit dem Mädchen traf?«
    Ivy hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Deshalb erlaube ich mir ab und zu, in seinem Geist zu lesen. Ich möchte nicht, dass er sich in Schwierigkeiten bringt.«
    »Und du bist wirklich nicht bereit, mir auch nur anzudeuten, was passiert ist? Auch wenn ich es ganz sicher niemals weitererzähle?«
    Ivy blieb hart.
    Alisa stöhnte. »Du bist mir eine schöne Freundin!«
    »Ja, das bin ich, denn ich gehe ebenso vertraulich mit dem um, was ich von dir erfahre, ohne dass es dir bewusst ist.«
    »Ach ja?«, rief Alisa empört. »Das heißt, du liest auch in meinem Kopf, obgleich ich ganz sicher keine Wolke der Verzweiflung mit mir herumtrage?«
    Ivy lächelte ein wenig verlegen. »Ja, das stimmt. Weißt du, bei mir ist es inzwischen andersherum als bei euch. Ihr müsst euch anstrengen, um ein paar Gedanken der anderen zu erhaschen. Mich dagegen kostet es Mühe, keine Botschaften aus einem fremden Geist zu empfangen.«
    »Das heißt, du kannst es noch viel besser als Leo? Das ist unglaublich!« Alisa sah sie bewundernd und ein wenig neidisch an.
    »Ja, unglaublich anstrengend, wenn man sich dagegen verwehren will, aber auch anstrengend, wenn all die fremden Gefühle und Gedanken immer auf einen einströmen.«
    Alisa zog sich ihr Nachtkleid an und rutschte unter die Decke. Erstaunlich, wie schnell sie sich an diese Art zu schlafen gewöhnt hatte. Womöglich würde ihr der Sarg zu Hause plötzlich hart und unbequem erscheinen.
    »Ivy?«
    »Ja?«
    »Ich akzeptiere notgedrungen, dass du mir nichts sagen willst.
Aber versprich mir, mich mitzunehmen, wenn du dich entschließt, etwas zu unternehmen.«
    Es dauerte eine Weile, bis Ivy antwortete.
    »Gut, ich werde nicht ohne dich zu irgendwelchen Rache- oder Rettungseinsätzen davonstürzen.«
    »Spotte nicht. Ich habe es ernst gemeint.«
    »Ich auch«, gab Ivy zurück.

    Einige Nächte später herrschte eine ungewöhnliche Stimmung im Palais Coburg. Die zahllosen Servienten der Dracas schwirrten in emsiger Geschäftigkeit treppauf, treppab. Es roch verwirrend. Ungewöhnlich viele Menschen betraten das Palais mit Paketen und Schachteln. Ja, es wurden gar Fässer angerollt und in den Kellerräumen der Kasematten verstaut. Schneider und Putzmacherinnen kamen und verschwanden in den verschiedenen Gemächern der Dracas.
    »Was ist denn hier los?«
    Alisa versuchte der jungen Servientin, die ihnen immer beim Ankleiden half, ein paar ihrer Gedanken zu entlocken, nachdem sie auf ihre direkte Frage nur ein Kopfschütteln erntete und mit dem Hinweis vertröstet wurde, der Baron würde die Erben informieren, wenn er es für richtig halte.
    »Und, hast du etwas erfahren?«, erkundigte sich Ivy, als das Mädchen mit seinem Staubwedel den Salon wieder verlassen hatte.
    Alisa schnitte eine Grimasse. »Es ist wahrlich nicht einfach. Ich konnte ein paar Gedankenfetzen auffangen, aber daraus werde ich nicht so recht schlau.« Sie stutzte und sah Ivy an.
    »Woher weißt du …? Hast auch du versucht, sie auszuhorchen? Ivy! Sag mir, was du herausgefunden hast.«
    »Sie war wirklich ein wenig wirr in ihren Gedanken«, gab Ivy zu, »aber ich schließe daraus, dass die Dracas ein Fest vorbereiten. Lassen wir uns überraschen.«
    Die Vorbereitungen dauerten an und kurz darauf erreichte die Erben die - zumindest für Tammo und seine beiden Pyrasfreunde - freudige Nachricht, dass in dieser Nacht kein Unterricht abgehalten
werden würde. Man forderte die Erben auf, sich ruhig zu verhalten und keinem im Weg herumzustehen. Ja, am besten in ihrem Salon oder in ihren Schlaf kammern unter dem Dach zu bleiben.
    »Das machen wir auf keinen Fall!«, empörte sich Tammo und machte sich mit den beiden Pyras davon. Alisa wunderte sich nicht, als Sören und Chiara sich still und heimlich zurückzogen. Mervyn und Rowena fehlten ebenfalls.
    »Gut!« Alisa erhob sich. »Dann haben wir heute die ganze Nacht Zeit, unsere geistigen Kräfte zu stärken und mit unseren Übungen fortzufahren.« Sie ließ den Blick schweifen. »Wo ist Leo? Und Luciano ist auch schon wieder weg.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Müssen wir jetzt wieder das ganze Palais durchsuchen?« Genervt sah sie zu Ivy und Seymour. »Kommt

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