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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Wasser an sein Lager. Das musste vorerst reichen, um den Tag zu überstehen. Nun mussten sie sich überlegen, wie es mit ihm weitergehen sollte.
    Die drei Vampire machten sich zu ihrem eigenen Lager auf dem Dachboden auf, wohin sich Tammo mit Nicoletta und Luciano mit Clarissa bereits zurückgezogen hatten. Es kehrte Ruhe ein, und als sich die Sonne über Venedig erhob, fielen die Vampire in tiefen, traumlosen Schlaf.
    M UTTER UND T OCHTER
    Die Augen noch halb geschlossen, erhob sich Luciano aus seiner Kiste, die er sich mit Clarissa geteilt hatte. Alisa und Leo waren schon auf. Nun traten sie mit ungläubigem Staunen in den Gesichtern näher.
    Luciano sah sie beunruhigt an. »Was ist geschehen?«, fragte er. Hinter ihm regte sich Clarissa. Luciano spürte, wie sie erstarrte, dann stieß sie einen Schrei aus.
    Ganz langsam drehte sich Luciano um. Als sein Blick Clarissa traf, hielt er mitten in der Bewegung inne. Sein Mund öffnete sich, doch es kam kein Ton heraus.
    »Ein Wunder«, flüsterte Alisa.
    Leo schüttelte den Kopf. »Nicht ganz«, widersprach er, als er auf Clarissa zuging und nach ihrer Hand griff. Eine zierliche Hand mit weißer, zarter Haut. Auch ihre Arme, das Dekolleté und selbst ihr Gesicht schimmerten porzellanweiß im Licht der Sterne, das durch das Dachfenster schien. Kastanienbraune Locken rahmten ihr schönes Gesicht mit den herzförmigen Lippen ein.
    »Ein Wunder«, wiederholte Clarissa. »Ich verstehe das nicht!«
    »Nein, es ist die Natur eines unreinen Vampirs. Seine eigene Stärke«, erklärte Leo. Luciano sagte noch immer nichts. Er konnte sie nur stumm anstarren.
    Clarissa schüttelte mit einer heftigen Bewegung den Kopf, dass ihre Locken flogen. »Diese Hoffnung habe ich jeden Morgen gehegt, bevor ich in meine Starre verfiel, und wurde jeden Abend beim Aufwachen wieder enttäuscht. Es tat sich nichts. Einfach nichts! Und nun, ganz plötzlich, bin ich völlig geheilt?«
    Leo nickte. »Ja, du hast dich selbst geheilt, oder besser gesagt, du hast deinem Körper ermöglicht, sich zu reinigen und seine Magie zurückzugewinnen.«
    Plötzlich verstand Alisa. »Das Pulver! Das Zauberpulver der Oscuri war schuld. Es hat uns nicht nur langsamer gemacht und uns daran gehindert, uns zu wandeln. Es hat auch deine Fähigkeit, dich zu regenerieren, blockiert.«
    Noch immer sah Clarissa die beiden fragend an.
    »Wasser«, erklärte Leo. »Wasser kann das Pulver von uns abwaschen. Auch der Staub, den wir eingeatmet haben, löst sich, wenn wir untertauchen und Wasser einatmen. Und wenn unsere Körper vom Pulver gereinigt sind, kann unsere Magie wieder wirken.«
    Clarissa keuchte. »Habe ich das jetzt richtig verstanden? Ich hätte nur einmal im Wasser untertauchen müssen, um dann am nächsten Tag geheilt zu werden?«
    Leo und Alisa nickten. Sie sahen an Clarissas Miene, wie die Qual so vieler Nächte in ihrem Geist noch einmal vorüberglitt. Qualen, die sie sich so leicht hätte ersparen können. Sie sah Luciano an, und Alisa wusste, dass sie an ihren Entschluss dachte, ihn zu verlassen. Die Welt endgültig zu verlassen. Und sie sah, dass auch Luciano ihre Gedanken las.
    Plötzlich erhellte ein Lächeln Clarissas Miene und brachte ihre Schönheit zum Leuchten. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
    »Es ist gut«, sagte sie, als sie ihn wieder losließ. »Alles ist gut und alles ergibt einen Sinn. Ich habe eine Aufgabe bekommen, und die werde ich zu einem guten Ende bringen, wenn die Zeit gekommen ist.« Ihr Blick wanderte zu dem offenen Sarg, in dem Nicoletta lag. Tammo kniete neben ihr und sah voller Sorge auf den leblosen Körper herab.
    ***
    »Was geschieht nun mit ihr?«, fragte Tammo und sah zu Alisa auf, die gerade vom Palazzo Dario zurückkehrte. Sie hatte nach Calvino gesehen und erleichtert festgestellt, dass er nicht fieberte. Allerdings hatte er Hunger, und so war sie losgezogen, ihm etwas zu bringen. Nun war sie auf den Dachboden zurückgekehrt, um nach Tammo oder besser gesagt nach Nicoletta zu sehen.
    Sie sah die Furcht in seiner Miene und schwieg. Sie wusste nicht, wie sie es ihm erleichtern sollte, ohne ihn anzulügen. Auch Hindrik, Leo und Luciano, die Clarissas Wandlung miterlebt hatten, sahen ihn nur schweigend an. Es war Anna Christina, die ihm antwortete.
    »Sie wird kratzen, beißen und toben vor Schmerz und nicht bei Sinnen sein. Das Beste ist, du schließt den Sarg und setzt dich oben drauf, bis es vorbei ist. Dann besteht die geringste Gefahr,

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