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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Alisa herfahren. Um sie bei ihren Flitterwochen zu beobachten? Ich hätte nicht einmal dich für so geschmacklos gehalten!«
    Tammo erwiderte nichts. Er war zu sehr darauf konzentriert, ihr keine weiteren Einblicke in seine Gedanken zu geben, dennoch nickte sie plötzlich wissend.
    »Nein, es geht hier nicht um Flitterwochen, nicht wahr? Sie haben sich in Schwierigkeiten gebracht. Was sonst.«
    »Nicht Alisa und Leo«, platzte Tammo heraus.
    »Wer denn?«, hakte sie nach.
    Tammo stöhnte. »Neugierige Vampirinnen sind eine Pest! Also gut: Es geht um Luciano und Clarissa. Leo und Alisa vermuten, dass sie in Schwierigkeiten sind, auch wenn Luciano das nicht direkt zugegeben hat. Seine Nachrichten waren mehr als knapp! Aber warum sonst, wenn es keine Probleme gibt, ist er mit Clarissa nach Venedig gegangen, in eine Stadt, in der sich  – außer den Vamalia und den Erben der Akademie  – kein Vampir frei bewegen kann?«
    Anna Christina hob gelangweilt die Schultern. »Vielleicht ist er ein Romantiker und wollte seiner Servientenfreundin die berühmte Stadt zeigen?«
    Auch Tammo zuckte mit den Achseln. »Glaub, was du willst. Ich werde mich jetzt jedenfalls entschuldigen. Ich muss mir einen Platz in diesem Zug sichern, ehe jemand merkt, dass ich weg bin.«
    Er wollte sich abwenden, aber Anna Christinas höhnisches Lächeln ließ ihn innehalten.
    »Was?«
    »Ach Tammo, was denkst du denn? So einfältig sind nicht einmal die Vamalia. Sie haben deine Flucht längst bemerkt. Zumindest drückt sich dort drüben euer Servient Hindrik herum und lässt dich nicht aus den Augen.«
    Sie streckte den Arm aus und deutete auf eine Säule in der Nähe des Haupteingangs. Tammo sah in die Richtung. Er konnte Hindrik zwar nicht entdecken, zweifelte aber nicht an Anna Christinas Beobachtung. Wenn sie auch noch arroganter als Leo war und er sie verabscheute, vor ihren Fähigkeiten empfand er Hochachtung. Er fluchte vernehmlich.
    »Soll ich ihn zu uns rufen?«, feixte Anna Christina. »Er könnte Rajka mit meinem Gepäck helfen.«
    »Untersteh dich! Hindrik ist kein Sklave, den du nach Belieben herumkommandieren kannst.«
    Anna Christina hörte nicht auf ihn. Hindrik trat hinter der Säule hervor und kam gemessenen Schrittes auf sie zu. Er neigte den Kopf zur Begrüßung, doch zu Tammos Freude verbeugte er sich nicht vor der Dracas, die das wohl bemerkte und verärgert die Brauen zusammenzog.
    »Darf ich dir deinen Ausreißer übergeben«, sagte sie und packte Tammo beim Kragen.
    »He, bist du verrückt!«, protestierte Tammo und versuchte, sich loszureißen. Die schöne Dracas hatte Kräfte, mit denen er es nicht aufnehmen konnte. Doch es gab einen, der mehr als hundert Jahre älter war als sie und stärker. Hindrik legte seine Finger um ihr Handgelenk.
    »Lass ihn los«, sagte er sanft und sah Anna Christina herausfordernd in die Augen. Die Dracas erwiderte den Blick. Tammo war es, als könne er die Spannung knistern hören. Rajka stand währenddessen reglos wie eine Statue da, den Blick in die Ferne gerichtet, als würde sie von all dem nichts mitbekommen. Dann lösten sich Anna Christinas Finger von Tammos Kragen.
    »Kriecht zurück in euren Speicher«, sagte sie verächtlich.
    Hindrik lächelte noch immer. »Aber nein, schließlich sind wir zum Bahnhof gekommen, um eine Reise anzutreten, nicht wahr, Tammo?«
    Tammo glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Hindrik hatte nicht vor, ihn zur Speicherstadt zurückzuschleppen?
    »Du lässt mich fahren?«, keuchte er.
    »Wir werden zusammen fahren«, korrigierte der Servient.
    Tammo schwieg. Das war nicht ganz das, was er geplant hatte, aber immer noch besser, als gar nicht zu fahren. Daher nickte er.
    »In Ordnung. Gehen wir. Wir wünschen dir noch eine angenehme Nacht, Anna Christina, und eine gute Heimfahrt«, fügte er spöttisch hinzu, dann wandte er sich ab, um seine Kiste zu holen. Hindrik half ihm, sie in den Eisenbahnwagen zu bringen und unauffällig hinter den anderen Gepäckstücken zu verstauen. Dann ging er noch einmal los, um sich ebenfalls einen Ersatz für seinen Sarg zu suchen. Für wenige Minuten hoffte Tammo, er würde nicht rechtzeitig bis zur Abfahrt des Zuges zurück sein, doch als das Signal erklang, schob Hindrik eine Kiste in den Wagen und sprang an Bord. Mit einem Krachen schob er die eiserne Tür hinter sich zu und ließ den Riegel einschnappen.
    A BSTURZ
    Die Eindringlinge waren über das Dach gekommen und dann in die Loggia herabgestiegen. Von dort hatten sie die

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