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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Kammer mit den Särgen durchquert und waren die Treppe hinunter in den Salon gegangen.
    Nun, da sie wussten, wonach sie suchen mussten, konnten sie die Spur  – oder besser gesagt die fehlende Spur – nachvollziehen. Es war gerade das völlige Fehlen von Fährten  – auch jenen, die Luciano oder Clarissa bereits in den Nächten zuvor im Palazzo zurückgelassen hatten  – , das ihnen den Weg wies. In den Räumen, die die Eindringlinge nicht betreten hatten, konnten sie die alten Gerüche noch wahrnehmen.
    »Also über das Dach«, wiederholte Luciano. »Und so sind sie dann auch mit ihr zusammen verschwunden. Aber wie haben sie Clarissa dazu gebracht, dass sie, ohne Widerstand zu leisten, mit ihnen ging? Sie können sie ja schlecht einfach unter den Arm geklemmt und aufs Dach getragen haben. Sie ist zwar noch eine junge Vampirin, aber verglichen mit einem Menschen sind ihre Kräfte gewaltig!«
    »Wir haben es hier nicht mit normalen Menschen zu tun«, erinnerte Alisa. »Ich vermute, sie haben sie gefesselt und geknebelt, ehe sie sie aufs Dach geschafft haben.«
    Luciano sah bekümmert drein. »Das war vermutlich nicht einfach. Sie hat sich doch sicher gewehrt. Ich hoffe, sie haben Clarissa nicht zu sehr wehgetan.«
    »Zumindest haben sie sie nicht so verletzt, dass Blut geflossen wäre. Ich denke, das würden wir riechen, selbst wenn sie es weggewischt hätten«, meinte Alisa.
    »Ich glaube nicht, dass es zu einem Kampf kam«, widersprach Leo. »Dieser Geruch, der mir zuvor schon aufgefallen ist. Ich glaube, ich weiß jetzt wieder, wo er mir schon einmal in die Nase gestiegen ist. Es ist ein paar Jahre her. Es war in Rom während unseres ersten Akademiejahres.«
    »Bei uns? Bei den Nosferas?«, wunderte sich Luciano. »Und was war das?«
    »Etwas, das auch damals dazu benutzt wurde, Vampire zu betäuben«, antwortete Leo.
    »Laudanum«, rief Alisa. »Der Saft aus unreifen Mohnkapseln, der bei Menschen Schmerzen und Ängste lindert und sie schläfrig stimmt.«
    Leo nickte. »Genau. Mit Alkohol und Wasser verdünnt, ist es ein wirksames Betäubungsmittel  – vor allem für Vampire.«
    »Dann haben sie ihr zumindest nicht wehgetan«, sagte Luciano mit einem Seufzer.
    Alisa und Leo tauschten Blicke. Sie unterließen es, ihn darauf hinzuweisen, dass Schmerzen vielleicht das geringste Übel war, das der Entführten drohte. Sie wussten ja noch nicht einmal, warum man sie entführt hatte und wer dahintersteckte. Dass es, wie bei der Entführung von Menschen, um die Erpressung von Geld ging, konnten sie wohl getrost ausschließen. Aber worum ging es dann? Um den Palazzo? Was konnte an ihm so wichtig sein, dass diese Vermummten, von denen Clarissa gesprochen hatte, die neuen Bewohner mit allen Mitteln vertreiben wollten?
    »Das müssen wir herausbekommen, aber zuerst suchen wir uns ein neues, sicheres Versteck«, schlug Alisa vor. »Ich hätte kein gutes Gefühl, hier den Tag zu verbringen, wenn diese Leute jederzeit zurückkommen und wer weiß was mit uns anstellen könnten.«
    »Wir müssen nicht mehr dem Ruf der Sonne folgen«, gab Luciano zu bedenken.
    Alisa nickte. »Stimmt, wir könnten wach bleiben, wenn wir uns darauf konzentrieren, doch das ist sehr anstrengend und raubt uns mit Sicherheit bald unsere Kraft und unsere Schnelligkeit, die wir vielleicht als Vorteil gegen sie brauchen. Sind wir aber erst einmal in unsere Starre verfallen, können wir nicht einfach aufwachen und uns verteidigen.«
    »Ja, leider«, seufzte Luciano. »Das konnte vermutlich nur Ivy.«
    Für einen Moment hielten sie inne und dachten an die tote Freundin, die bei ihrem Kampf mit Dracula vernichtet worden war.
    »Lasst uns gehen!« Leo holte sie aus der Vergangenheit zurück. »Wir brauchen ein Versteck möglichst in der Nähe, von wo aus wir den Palazzo beobachten können.«
    Sie brachen auf. Es war gar nicht so schwierig, in den umliegenden Häusern leere Wohnungen oder Dachböden zu finden, die wohl seit Jahren keiner mehr betreten hatte. Die Erben untersuchten ein Gebäude nach dem anderen und hatten bereits nach einer Stunde ein schmales Haus gefunden, das, bis auf ein kleines Ladengeschäft im Erdgeschoss und den beiden Wohnräumen des Besitzers darüber, seit Langem unbewohnt war. Vom Dach aus konnten sie die Loggia und das Dach des Palazzos sehen. Ein anderes geeignetes Versteck lag noch näher. Das Haus wurde zwar von einigen Personen bewohnt, die beiden oberen Stockwerke waren allerdings zu baufällig, um sie noch zu nutzen,

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