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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Versteck.
    Das ist möglich, stimmte ihr Leo zu. Ich hefte mich an ihre Fersen. Du kannst ja derweil nachsehen, was in den Kisten steckt.
    Der Vorschlag schmeckte Alisa gar nicht. Ich komme mit! Vielleicht trennen sich die beiden ja, dann können wir jeder einem von ihnen folgen. Soll doch Luciano zum Palazzo hinübergehen und nach den Kisten sehen.
    Sie spürte, wie Leo mit sich rang, doch sie war nicht bereit, nachzugeben.
    Dickkopf! Also gut.
    Alisa lächelte innerlich. Nimmst du mit Luciano Kontakt auf und sagst ihm Bescheid? Es ist mit ihm nicht ganz einfach.
    Ja, ein wenig Übung würde ihm nicht schaden, stimmte ihr Leo zu.
    Alisa überquerte den Kanal und traf dort statt auf eine Fledermaus auf eine prächtige Möwe mit kräftigem gelbem Schnabel und leuchtend roten, mit Schwimmhäuten versehenen Zehen. Wie nicht anders zu erwarten, war das Gefieder schneeweiß und ohne Makel.
    Angeber , murmelte sie mit einem Lächeln in der Stimme.
    Danke, du siehst auch ganz wundervoll aus, gab er gut gelaunt zurück.
    Sie kreisten Seite an Seite über der Gondel. Tief genug, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, doch so hoch, dass sie den beiden Ruderern nicht auffielen. Diese steuerten das Boot den Kanal hinauf und fuhren unter der Eisenbrücke hindurch. Sie war neben der seit alters her bestehenden Rialtobrücke die einzige, die den Canal Grande überspannte.
    Die beiden Gondolieri hielten sich am rechten Ufer und steuerten schließlich den Anleger bei San Samuele an. Der kleine Platz an der Kaimauer wurde rechts und links von prächtigen Palazzi flankiert, die die Kirche zu erdrücken schienen. Lediglich der schiefe Campanile überragte trotzig die beiden Adelspaläste.
    Die Männer vertäuten die Gondel neben dem Anleger der Fährgondel, die hier zwischen San Marco und San Polo hin- und herpendelte, und gingen dann an Land.
    Zwei Möwen landeten auf dem Steg des Traghetto. Sie warteten, bis die Männer in der Gasse zwischen der Kirche und dem barocken Palazzo Grassi verschwanden, ehe sie sich in einem Wirbel aus Nebel auflösten, aus dem nur einen Wimpernschlag später die beiden Vampire hervortraten. Eilig machten sie sich auf den Weg, um die beiden Männer einzuholen, doch diese schienen es nicht eilig zu haben. Nur wenige Augenblicke später sahen sie die beiden Männer einige Meter vor sich. Alisa und Leo blieben so weit auf Abstand, dass selbst einem Menschen mit außergewöhnlich feinen Sinnen nichts auffallen konnte, achteten aber darauf, die beiden in dem Gewirr der Gassen nicht aus den Augen zu verlieren. Sie schienen sich hier gut auszukennen, was Alisa nicht verwunderte. Die Männer schlüpften durch enge Durchlässe in Höfe, die wie Sackgassen anmuteten, doch dann fand sich um eine Biegung wieder einer der Sottoportegi , der in eine weitere Gasse mündete, die an einem Campiello endete. In der Mitte des kleinen Platzes erhob sich, wie nicht anders zu erwarten, die steinerne Einfassung eines Brunnens. Dahinter drang aus einer geöffneten Tür Licht und Stimmengewirr. Ein paar wackelige Tische und Stühle standen auf dem Pflaster.
    Die Ruderer betraten die kleine Osteria. Leo folgte ihnen ins Innere, während Alisa im Schatten des dunklen Flurs stehen blieb und nur einen Blick in die Schankstube warf. Wie sie erwartet hatte, standen an der Theke der Gaststube nur Männer, die vermutlich hier im Viertel wohnten. Ihrer Kleidung nach zu urteilen konnte man sie nicht gerade zum venezianischen Adel zählen, daher war es auch für Leo nicht ratsam, sich in seinem Frack zu ihnen zu gesellen. Er blieb in der dunklen Ecke neben der Tür stehen, wo ihn niemand bemerkte.
    Die Männer, die sie verfolgt hatten, wurden nicht nur vom Wirt freundlich begrüßt. Offensichtlich waren sie hier gut bekannt, sodass der Oste nicht einmal nach ihren Wünschen fragte, sondern gleich zwei Gläser mit dunkelrotem Wein füllte und sie ihnen über den blank gescheuerten Tresen schob. Ansonsten wirkte der Raum alt und muffig. Das aufgequollene Holz zu Füßen der Bar zeugte davon, dass die Osteria mit ihren Tischen und Hockern bei jeder höheren Flut buchstäblich nasse Beine bekam.
    Draußen schlug die Glocke einer nahen Kirche Mitternacht, worauf einer der Männer sein noch halb volles Glas fast ein wenig hektisch abstellte. Er wandte sich um und kam so schnell zur Tür, dass Alisa gerade noch ein Stück in den schmalen Gang zurückweichen konnte. Doch statt die Osteria zu verlassen, lief der Mann die Treppe hinauf. Alisa folgte

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