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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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beiden Vermummten trafen sich. Sie sah, dass der Neue dem Wartenden einen Beutel reichte, dann wandten sie sich der Treppe zu.
    Alisa spürte Leo hinter sich.
    »Sie wollen auf das Dach. Ich gehe ihnen nach. Folge du dem dort drüben«, sagte er und drehte sie in Richtung des Treppenabgangs. Dort stand ebenfalls ein Mann in Umhang und Dreispitz und schien auf etwas zu warten.
    Es war nicht der geeignete Zeitpunk, darüber zu diskutieren, ob er besser geeignet war, den Männern auf dem Dach zu folgen, oder sie. Zumindest musste er sich nicht mit einer Ballrobe abmühen, daher gehorchte Alisa ausnahmsweise ohne Widerrede und schob sich zum Treppenabgang hinüber. Sie versuchte, sich nicht zu zielstrebig auf den Mann zuzubewegen, da sie nicht wusste, wie gut er im Dunkeln sah. Da erhaschte sie aus dem Augenwinkel Anna Christina, die mit gerafften Röcken plötzlich auf der Treppe erschien und dann Leo folgte, der bereits hinter den Männern her um die Biegung verschwunden war. Alisa versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken, und konzentrierte sich stattdessen auf den Mann vor sich, zu dem sich nun ein zweiter gesellte, der, seiner Aufmachung nach zu urteilen, zu ihm gehörte. Die beiden eilten die Treppe hinunter in die große Halle, wo ebenfalls alle Lichter erloschen waren. Alisa sah ein paar Diener im Livree, die hektisch durcheinanderliefen auf der Suche nach einer Lampe und den Stangen, mit denen sie die Kerzen der Lüster wieder anzünden konnten. Die beiden Männer vor ihr schlugen einen Bogen um sie und strebten dem Landtor zu.
    Tammo, wo bist du? Kannst du mich hören? Es kommen zwei Larvalesti heraus, die wir nicht entwischen lassen dürfen.
    Oh, dieses verfluchte Ballkleid!
    Alisa raffte es mit energischem Griff, sodass die Spitze unter ihren Fingern zerriss, aber das war ihr egal. Sie hoffte, Clarissa würde einsehen, dass es um Wichtigeres gegangen war als um ein neues Kleid!
    Tammo, verdammt!
    Stille. Sie konnte ihn nicht spüren. Er musste ganz in der Nähe sein, und sie hatten ihre geistige Verbindung unzählige Male geübt, auch wenn dies nicht immer von beiden Seiten begrüßt worden war. Wie oft hatte sie ihn gerügt, wenn er heimlich in ihre Gedanken eingedrungen war, und nun, da sie ihn brauchte, stellte er sich tot. Oder war er zu weit weg?
    Die Männer schlüpften durch das Tor und schritten über den Hof. Sie schienen es nicht eilig zu haben, sodass es ihr keine Probleme bereitete, ihnen zu folgen. Sicherheitshalber zog sie aber ihre hohen Schuhen aus und schleuderte sie achtlos beiseite. Die Eiseskälte der Pflastersteine machte der Vampirin nichts aus.
    Auch am Hoftor stießen die beiden Vermummten auf keinen Widerstand, obgleich zwei Männer dort Wache standen  – wohl aber eher, um ungebetene Gäste nicht hereinzulassen, denn welchen das Verlassen des Festes zu verwehren. Noch hatten die Wächter offensichtlich nicht mitbekommen, dass im Palazzo etwas nicht stimmte, obwohl ihnen doch auffallen musste, dass es hinter allen Fenstern plötzlich dunkel geworden war.
    Alisa huschte an ihnen vorbei. Sie rührten sich nicht und starrten nur teilnahmslos vor sich hin.
    War hier wieder dieses Zauberpulver zum Einsatz gekommen? Alisa widerstand dem Bedürfnis, die Luft einzusaugen und die Witterung aufzunehmen. Nein, eine ganz schlechte Idee! Sie musste sich heute Nacht auf ihr Gehör und auf ihre Augen verlassen.
    Ein Schatten trat an ihre Seite. Es war Hindrik, dem im Gegensatz zu den beiden Wächtern nicht entgangen war, dass sich im Palazzo etwas Ungewöhnliches tat.
    »Dort vorne sind sie«, sagte Alisa, ohne ihren Schritt zu zügeln. »Wir dürfen sie auf keinen Fall verlieren. Hast du Tammo gesehen?«
    Hindrik verneinte. Er passte seinen Schritt dem ihren an. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit wir uns nach unserer Ankunft hier getrennt haben.«
    Alisa fluchte noch einmal. »Was fällt ihm ein? Das hier ist sein Gebiet. Er müsste jetzt hier sein und den beiden folgen! Na, der kann was erleben, wenn ich ihn in die Finger kriege. Wie sollen wir Clarissa je finden, wenn wir uns nicht aufeinander verlassen können?«
    In ihrem Zorn schritt sie so weit aus, dass der Rock mit einem lauten Ratschen zerriss. Hindrik griff nach ihrem Arm.
    »Langsamer! Wir dürfen ihnen nicht zu nahe kommen.«
    Alisa nickte und passte ihren Schritt wieder dem der Verfolgten an. Sie murmelte noch ein wenig vor sich hin und schimpfte über Tammos Pflichtvergessenheit, um sich nicht fragen zu müssen, ob es nicht auch

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