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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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spanische Krankheit?«, versuchte es Bram noch einmal.
    Der Kutscher nickte. »Ja, genau, solche Leute sind hier. Das hier ist kein Ort für eine junge Dame, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, Monsieur.«
    »Da gebe ich Ihnen recht, und daher schlage ich vor, wir machen uns auf den Rückweg und Sie bringen uns zum Hotel zurück.«
    Der Kutscher nickte und ließ die Pferde wieder antraben.
    »He!«, protestierte Latona. »Was soll das? Anhalten! Ich will aussteigen! Ich will wissen, was hier vor sich geht.«
    »Dort können Sie nicht hinein«, sagte Bram mit sanfter Stimme, was sie noch mehr erzürnte.
    »Ich bin kein kleines Kind. Sagen Sie mir, was hier los ist! Diese spanische Krankheit, was ist das? Oh, stellen Sie sich nicht so an. Ah, jetzt weiß ich, worum es geht. Syphilis, nicht wahr?« Bram nickte zögernd.
    Latona warf die Arme in die Luft. »Herr im Himmel, gib mir Geduld mit den Männern. Das wäre also wieder einmal ein Thema,
das man vor einer Dame auf keinen Fall erwähnen darf. Für wie unwissend ihr uns immer haltet! Aber das wären wir ja auch, wenn es nach euch ginge. Gut, gut, schauen Sie mich nicht so entsetzt an, ich habe nicht vor, Sie über Details dieser Krankheit auszufragen.«
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, das ihr ein flaues Gefühl im Magen bereitete. Sie senkte ihre Stimme. »Mr Stoker, glauben Sie, mein Onkel ist zu diesem Krankenhaus gefahren, um sich behandeln zu lassen?«
    »Ich weiß es nicht, aber der Verdacht drängt sich auf«, antwortete Bram unglücklich.
    »Würde man es ihm nicht anmerken, wenn er krank wäre?«, widersprach sie mit einem Hauch von Verzweiflung.
    »Nicht unbedingt.«
    »Ist diese Krankheit heilbar?«
    »Nun, wir wissen ja nicht, woran er genau leidet. Viele Krankheiten sind heutzutage heilbar. Es gibt großartige Männer, wie beispielsweise Louis Pasteur, die mit ihren Forschungen die Medizin weit vorangetrieben haben. Es werden immer mehr Impfstoffe und Medikamente entwickelt, sodass stets Hoffnung besteht.«
    »Und die Syphilis?«
    »Ich weiß nicht, ob man sie vollständig heilen kann. Doch zumindest gibt es Kuren, die das Leiden lindern und dem Patienten noch ein langes Leben bescheren. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie hier in diesem Hospital auf eine lange Erfahrung zurückblicken und die Kranken in guten Händen sind.«
    »Und ich habe ihm wer weiß was unterstellt«, sagte Latona und stützte das Kinn in beide Hände. So blieb sie schweigsam, während die Kutsche sie nach Saint Germain de Prés zurückbrachte.
    »Vielleicht hat er Van Helsing gar nicht wegen der Vampire aufgesucht«, sagte sie zu sich. »Vielleicht war es die Krankheit, die ihn quälte und die er nicht einordnen konnte. Möglicherweise dachte er, er habe sich bei seiner Arbeit in Rom infiziert, und wollte von Van Helsing hören, was zu tun sein. Schließlich ist er Spezialist für obskure Krankheiten!«
    Erst jetzt bemerkte Latona, dass Bram Stoker sie mit weit aufgerissenen Augen musterte.

    »Vergessen Sie es. Ich habe nur zu mir selbst gesprochen.«
    »Sie waren bei Van Helsing?«, stieß er hervor.
    »Ja, bevor wir nach Paris kamen. Warum? Kennen Sie ihn?«
    »Nein, aber ich würde ihn sehr gerne kennenlernen.« Bram Stoker holte tief Luft. »Miss Latona, dürfte ich so dreist sein, Sie zu bitten, noch einmal mit mir Tee zu trinken und mir von Ihrem Besuch bei Professor van Helsing zu berichten?«
    »Aber gerne, Mr Stoker, das bin ich Ihnen schuldig, nach all den Umständen, die ich Ihnen bereitet habe«, stimmte Latona großzügig zu.

ORIENTIERUNGSÜBUNGEN
    Am Abend wartete Seigneur Lucien auf die Erben und kündigte eine Nacht mit vielen Übungen an. Nicht alle waren so begeistert wie Alisa. Sébastien, Gaston und Jolanda würden ihnen zeigen, worauf es ankam. Anschließend machte er sich wieder mit dem größten Teil seiner Getreuen davon. Vermutlich um nach den mit jeder Nacht weiter verblassenden Spuren seines verschwundenen Bruders zu forschen. Nur ein paar Altehrwürdige blieben zurück. Mit krummen Rücken schlurften sie durch die Höhle. Ihre Haare waren lang und verfilzt und hingen ihnen über die eingefallenen, faltigen Gesichter. Nur ihre Augen waren noch flink und wachsam und die langen Reißzähne blitzten scharf. Die restlichen Zähne waren nur noch schwärzliche Stumpen oder schon längst ausgefallen. Die Kleider, die sie trugen, hätten vielleicht zu den Räuberbanden in den Gipsgruben im Norden gepasst.
    »Es ist Besuchernacht«, schnarrte einer von

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